Mit den letzten von rund 150 Workshops ist am Sonntagnachmittag in Dortmund die chor.com 2015 zu Ende gegangen. Zum Branchentreff der Vokalmusikszene kamen rund 1.800 Fachteilnehmer – eine Steigerung von rund 300 Teilnehmern gegenüber der letzten chor.com 2013.
Zusätzlich waren mehr als 300 Dortmunder Schülerinnen und Schüler an Projekten beteiligt, in denen bereits die gesamte Woche auf mehrere große Abschlusskonzerte hingearbeitet worden war.
Auch die 86 ausstellenden Verlage, Institutionen und Dienstleistungsfirmen auf der chor.com-Messe bedeuteten einen neuen Rekord. Mit 30 Konzerten an drei Abenden in der Dortmunder Innenstadt bot das Festival-Programm erneut eine große Bandbreite an Gruppen, Stilen und Genres – von Spitzenensembles wie dem SWR Vokalensemble Stuttgart bis zu herausragenden Vocal Groups wie Voces8, Maybebop oder Onair.
"Die chor.com hat gezeigt, wie vital und innovativ die Vokalszene ist", sagt Moritz Puschke, Geschäftsführer des Deutschen Chorverbandes und Künstlerischer Leiter der chor.com. "Die große Nachfrage bei den Angeboten zu zeitgenössischen Kompositionen – in der sogenannten Ernsten Musik genauso wie im Vocal Pop – beweist, dass die Lust auf Neues und Unbekanntes unglaublich groß ist. Dabei freut uns vor allem, dass es offenbar immer weniger Berührungsängste zwischen den Genres, Ensembleformen und unterschiedlichen Strömungen gibt. Man kann offenbar fast von einer Zeitenwende in der Vokalmusikszene sprechen."
Bei der dritten Auflage des Branchentreffs stand das Thema Neukompositionen gleich mehrfach im Fokus: Anlässlich der chor.com hatten der Dirigent Rupert Huber und der Deutsche Chorverband die aktuell renommiertesten Komponistinnen und Komponisten zeitgenössischer Musik angefragt, Chormusik zu schreiben, die künstlerisch anspruchsvoll, aber auch für Laienchöre gut singbar ist. Dreizehn erste Stücke präsentierte das SWR Vokalensemble Stuttgart nun auf der chor.com im Workshop und im Konzert, in dem es genauso wie die anwesenden Komponisten vom begeisterten Publikum mit stehenden Ovationen gefeiert wurde. In einem nächsten Schritt sollen die Noten der Stücke nun Laienchören unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden.
Wie wichtig dem Deutschen Chorverband das Thema ist, zeigte auch die Verleihung des Gerhard-Maasz-Preises der GEMA Stiftung im Rahmen der chor.com: Der Komponist Wolfram Buchenberg nahm die Auszeichnung am 1. Oktober in der Dortmunder St. Reinoldi-Kirche entgegen. Dr. Jürgen Brandhorst, Geschäftsführer der GEMA Stiftung, unterstrich in seiner Rede die Verdienste und das musikalische Schaffen Buchenbergs im Genre der zeitgenössischen Chormusik. Das Preisgeld in Höhe von 12.000 Euro möchte Buchenberg der musikalischen Arbeit mit Flüchtlingskindern spenden. "So wird es für etwas wirklich Sinnvolles eingesetzt, denn nirgendwo funktioniert Integration und Begegnung besser als bei Kindern, die miteinander Musik machen", sagte Buchenberg.
Auch die Vocal Pop-Szene profitiert vom Schwerpunkt der diesjährigen chor.com: Im Rahmen des Wettbewerbs "Gebt uns Songs!" hatten der Deutsche Chorverband und der Helbling-Verlag in Zusammenarbeit mit dem PopCamp des Deutschen Musikrats im vergangenen Herbst Songwriter dazu aufgefordert, ihre Original-Kompositionen für A-cappella-Gruppen einzusenden. Teilnehmen konnten engagierte Vocal Bands mit drei bis acht Mitgliedern und deren Songwriter, erwünscht waren ausschließlich Originalsongs und Originaltexte. Die Reihenfolge der Plätze eins bis sechs (es gab zwei fünfte Plätze) wurde am 3. Oktober auf der Messe-Bühne im Goldsaal des Kongresszentrums Westfalenhallenhallen bekannt gegeben und lautet wie folgt: 1. Juci Janoska (Beat Poetry Club) mit "No matter what", 2. Linda Jesse (Unduzo) mit "Der Clown", 3. Richard Leisegang (Unduzo) mit "Astronaut", 4. Cornelius Mack (Unduzo) mit "Bauchtanz", 5. Patrick Heil (Unduzo) mit "Gigolo" und Daniel Barke (tonalrausch) mit "Summer Rain", 6. Gabriel Fuhrmann (tonalrausch) mit "How dare you".
Die chor.com wird seit 2011 alle zwei Jahre vom Deutschen Chorverband veranstaltet und neben der Stadt und der Sparkasse Dortmund auch vom Land Nordrhein-Westfalen und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert. Die nächste chor.com findet vom 14. bis zum 17. September 2017 wieder in Dortmund statt.