Wie geht es weiter mit Musikdirektor Christian Thielemann auf dem Grünen Hügel? Dazu haben die Bayreuther Festspiele sich jetzt erstmals geäußert – und lassen viele Fragen offen.
Die Bayreuther Festspiele wollen ihren bisherigen Musikdirektor Christian Thielemann (61) weiter an sich binden. Wie, das ist allerdings noch unklar. Ob er auch im neuen Jahr Musikdirektor bleibt, ist offen. „Die Bayreuther Festspiele beabsichtigen, einen neuen Vertrag mit Christian Thielemann abzuschließen“, teilten die Festspiele am Mittwoch auf Anfrage mit.
„Die Aufgaben und der sich daraus ergebende Titel befinden sich noch in Klärung.“ Thielemann ist seit 2015 Musikdirektor der Richard-Wagner-Festspiele, sein Vertrag läuft allerdings in wenigen Tagen zum Jahresende aus.
Thielemann, Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden, ist dem Grünen Hügel als Dirigent sehr eng verbunden. Der langjährige, 2010 gestorbene Festivalleiter Wolfgang Wagner war für ihn eher Ziehvater als Chef. Sein Bayreuth-Debüt gab Thielemann vor 20 Jahren, im Sommer 2000, mit den „Meistersingern von Nürnberg“. Seither hat er „die Festspiele alljährlich durch maßstabgebende Interpretationen geprägt“, wie es auf der Festspiel-Homepage heißt.
Er gilt als einer der besten Wagner-Interpreten der Welt. Als er im vergangenen Jahr im „Tannhäuser“ für Waleri Gergijew einsprang, der wegen des Todes seiner Mutter ausfiel, taten sich Welten auf zwischen den beiden Star-Dirigenten. Es gab wahre Jubelstürme für Thielemann.
Mit einer Ausnahme im Jahr 2011 hat in den letzten zwei Jahrzehnten kein Festspiel-Jahr ohne Thielemann am Pult stattgefunden. Er ist erst der zweite Dirigent nach Felix Mottl (1856-1911), der alle zehn in Bayreuth aufgeführten Wagner-Opern auf dem Grünen Hügel dirigiert hat. 2010 wurde er musikalischer Berater der Festspiele und fünf Jahre später Musikdirektor.
Allerdings gab es immer auch Berichte darüber, Thielemann trete Dirigenten-Kollegen gegenüber eher undiplomatisch auf und werde dafür kritisiert, sich über Gebühr in deren Arbeit einzumischen. Ob Thielemann auch im Jahr 2022 den „Lohengrin“ dirigieren wird, bei dem er in den vergangenen Jahren am Pult stand, ließen die Festspiele auf Anfrage offen. Zu Verträgen für Aufführungen in zwei Jahren äußere man sich noch nicht, sagte Festspiel-Sprecher Hubertus Herrmann.
2019 hatte Thielemann sich in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur äußerst optimistisch gezeigt in Bezug auf seine Zukunft auf dem Grünen Hügel: „Ich weiß noch nichts, mit mir hat noch keiner gesprochen, aber die werden schon kommen“, sagte er damals auf die Frage, ob sein Vertrag als Musikdirektor in Bayreuth verlängert wird.
„Ich werde hier in jedem Falle weiter dirigieren und glaube schon, dass es mehr oder weniger so weitergeht. Wir haben schon einige Verabredungen, die ich auch einhalten will – wenn wir alle gesund bleiben. Wenn es nach mir geht, soll das gerne so weiter gehen. Ich mag auch die Gegend hier so gern – und man isst hier so gut.“
Thielemann ist nicht die einzige Personalie, die 2021 für die Festspiele wichtig wird. Nicht bekannt ist bislang auch noch, wer Geschäftsführer Holger von Berg im Amt nachfolgen soll. Weil sein Vertrag nicht verlängert wurde, muss er sich im April vom Grünen Hügel verabschieden.