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Bösendorfer feiert 175 "beflügelte" Jahre

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Tori Amos versteckt ihren Lippenstift und ihre Geheimnisse in einem Bösendorfer. Placido Domingo will so klingen wie einer und Leonard Bernstein erkannte sie schon am Geruch. Seit 175 Jahren versorgt das Wiener Traditionsunternehmen ohne Unterbrechung Pianisten mit ihrem hochklassigen "Handwerkszeug" - so lang, wie keine andere Klavierfabrik der Welt.

Zum runden Jubiläum zeigen Sonderinstrumente, Ausstellungen und Konzerte, "was bei handgefertigten Klavieren möglich ist", so Geschäftsführer Manfred Aichinger bei einem APA-Lokalaugenschein in der Wiener Zentrale vor Beginn der Jubiläumsfeiern.

Wer sich dem Firmensitz in Wien-Wieden nähert, wo Bösendorfer seit dem Ende des 19. Jahrhunderts residiert, den empfangen je nach Tageszeit die kontinuierlichen Klavieranschläge des Klavierstimmens, emsiges Etüdenüben oder, in der Mittagspause, die Boogie Woogie-Klänge eines begabten Lehrlings. Oder, wie derzeit, Aufbruchsstimmung: In die ganze Welt, nach Peking, Shanghai, London, New York oder Berlin, werden eigens designte und gefertigte Sondermodelle zu Jubiläums-Präsentationen verschickt.

In Watte verpackt - damit die handgeschnitzten, vergoldeten Arbeiten keinen Schaden nehmen - reist etwa der "Kaiserflügel", ein Nachbau des Instruments, das Kaiser Franz Josef 1869 dem japanischen Kaiser als Geschenk anlässlich der Aufnahme diplomatischer Beziehungen gemacht hatte.

In aller Herren Länder glitzern werden auch die vier mit je 8.000 handgeschliffenen Kristallen versehenen Swarovksi-Flügel, die für je 750.000 Euro zu haben sind.
Ab 13. November begeht Bösendorfer mit vier Konzerten das Jubiläum in Wien. Andras Schiff spielt am 13. 11. (19.30 Uhr) im Musikverein, Fazil Say am 19. 11. (19.30 Uhr) mit den Wiener Symphonikern unter Vladimir Fedosejev im Konzerthaus.

Vor dem Abschlusskonzert mit Randy Weston (23. 11., 11 Uhr, Bösendorfer-Saal) feiert der erste Träger des Bösendorfer Lifetime Achievement Awards, Oscar Peterson, mit. Die Jazz-Legende tritt am 21. 11. (20 Uhr) im Musikverein auf. Das Konzert wird live in Österreich 1 übertragen. Die Ausstellung "Beflügelt" zeigt vom 20. November bis zum 29. Februar 2004 im Stadtsalon im Musikverein und in der alten Fabrik wertvolle Instrumente und Dokumente aus der Geschichte des Unternehmens.

Rechtzeitig zum runden Jubiläum kam Bösendorfer erst vor gut einem Jahr wieder in mehrheitlich österreichischen Besitz. 1966 hatte der amerikanische Kimball-Konzern die Firma von den Bösendorfer-Nachfolgern Alexander und Wolfgang Hutterstrasser übernommen.
Der österreichische Rückkauf durch die Bawag/PSK-Gruppe kam in "stürmischen Zeiten", so Aichinger, 2002 schrieb das Unternehmen Verluste.

Für heuer hofft der ehemalige Vorstandsdirektor der Steyrermühl Papierfabrik, der aus der Pension in den Bösendorfer-Chefsessel zurückkehrte, auf eine "schwarze Null": "Wir haben noch ein paar wahnsinnig schöne Klaviere, wenn wir die verkaufen, schaffen wir es."
Bei 500 Klavieren und 100 Pianinos, die die 200 Mitarbeiter jährlich produzieren (in den nächsten Jahren soll die Produktion auf 800 Stück hinaufgeschraubt werden), und einem Umsatz von 15 bis 16 Millionen Euro pro Jahr kann ein einzelnes Klavier viel ausmachen.

Quelle: orf