Eine bedeutende Finanzierungssäule von Kulturveranstaltungen scheint Opfer des seit der Siemens-Affaire ausgebrochenen Compliance-Wahns zu werden. Der Technologiekonzern ABB ist Vorreiter: das Unternehmen ist seit hundert Jahren im Rhein-Neckar-Dreieck ansässig und gilt in der Region als wichtiger Förderer von Kunst und Kultur.
Noch vor einem Jahr betonte Bernhard Jucker, Vorstandsvorsitzender der ABB Deutschland gegenüber der Presse, die "Rahmenbedingungen im Rhein-Neckar Dreieck sind ein wichtiger Grund für ABB, sich nach über 100 Jahren auch weite hier zu engagieren".
Um so alarmierender eine Meldung im Wirtschaftsteil der FAZ.NET, dass sich das Unternehmen aus dem Sponsoring der Schwetzinger Festspiele zurückzieht. Der offizielle Grund liegt in den Compliance-Richtlinien des Unternehmens. "Unsere Richtlinien verbieten Geschenke an 'public officials', nicht, aber ab einem Wert von 25 Euro sind sie genehmigungspflichtig", sagt Rudolf Zimmermann, bei ABB für das Thema Compliance zuständig.
Auch wenn der Bundesgerichtshof im Fall des ehemaligen EnBW-Chefs Utz Claasen urteilte, man dürfe Beamte ins Stadion einladen die Korruptionsabwehr scheint die Spendenfreudigkeit von Unternehmen deutlich zu mindern. Wenn Firmen glauben, währendeder jetzigen schwierigen Wirtschaftslage lasse sich mit Hilfe des Compliance-Arguments sparen, dann brechen für Kulturschaffende und Kulturveranstalter die durch die Ebbe in den Kassen der öffentlichen Hände sowieso schon gebeutelt sind, noch schwierigere Zeiten an.