Die Musikindustrie und das Internet fanden erstmals im ganz großen Stil zueinander, als Apple-Gründer Steve Jobs 2003 mit der Vermarktung seines iPod MP3-Players begann. Die bunten Anzeigen für das kleine Gerät mit der Riesenleistung (Speicherkapazität für 10.000 Songs) pflastern inzwischen jede Bushaltestelle im ganzen Land, die Kids stürzen sich auf die Hardware und Apple kann den Labels und Autoren für Musikdownloads die gewünschten Preise für ihre Rechte bezahlen. Steve Jobs hat der planlosen Musikindustrie eine saftige Lehre erteilt und allen Musikschaffenden vorgemacht, wie man das Internet profitabel nutzt.
Erfolgreiche Internetunternehmen kennen ihre User. So bietet beispielsweise die Firma Dell auf der Startseite ihres Internetauftritts die Wahlmöglichkeit einer Seite für Privatkunden, für Firmenkunden und für Provider beziehungsweise Großkunden. Die Firma Dell weiß ganz genau, dass die durchschnittliche Verweildauer eines Internetbenutzers pro aufgerufener Seite weniger als sieben Sekunden beträgt. Die unterschiedlichen Informationsangebote führen im Fall Dell zu schnellen Erfolgserlebnissen bei der Suche. Der User erhält eine sofortige Belohnung für die von ihm aufgewandte Zeit und Energie.
Erfolgreiche Internetunternehmen haben ein Ziel. Das Surfverhalten des Besuchers wird zu einem konkreten Ergebnis gelenkt. Dieses Ergebnis kann in einem Kauf bestehen oder einer Kontaktaufnahme. In beiden Fällen wird der Kunde aktiv. In beiden Fällen nutzt der Anbieter die einzigartige Stärke des Internets, welche in seiner Interaktivität liegt. Wenn ich eine Band-Website betreibe, kann sich die Interaktivität sowohl in einem CD-Kauf, genauso aber in einem spontanen Beitrag für das Bandforum und dadurch als Kontaktaufnahme zu anderen Fans äußern. Die Communities im Netz sind heute viel komplexer als früher, aber der Kerngedanke hat sich dadurch höchstens erweitert: Ein Erlebnis (Surfen) wird durch aktive Teilhabe (Chat, Mail, Kauf, Spiel et cetera) erheblich interessanter und intensiver.
Wer als Künstler, Band oder Musikunternehmer für seine Fans oder Kunden zu einer echten und dauerhaft attraktiven Adresse werden und zählbaren Nutzen aus dem Internetengagement ziehen will, muss seinem Webprogrammierer erklären können, wie die eigenen Zielgruppen im Detail aussehen und zu welchem Ergebnis die eigene Website führen soll.
Aufgabe 1: Zielgruppe erfassen
Welche Zielgruppen möchten Sie mit Ihrer Website bedienen? Bitte verstehen Sie diese Frage nicht als Aufforderung zu einer demoskopischen Basisuntersuchung... Sammeln Sie ganz grob und mit einigen Beispielen auf einem Blatt Papier alle Personengruppen, die im Zusammenhang mit Ihrem Beruf einen echten Grund haben Ihre Website zu besuchen.
Aufgabe 2: Ziele definieren
Was genau möchten Sie mit Ihrer Website erreichen? Möchten Sie lediglich mit Ihrer Adresse und Telefonnummer im Netz gefunden werden? Möchten Sie die Besucher an Ihre Seite binden, indem Sie ausgefeilte Interaktionstechnologien (Forum et cetera) anbieten? Möchten Sie Ihre Produkte oder Dienstleistungen verkaufen? Beachten Sie, dass der Aufwand in einem engen Zusammenhang mit dem Nutzen stehen muss. Wenn ein Forum beispielsweise kaum genutzt wird, funktioniert es eher als Negativwerbung, denn als Kundenbindung.
Aufbau und Betrieb eines Webangebots durchläuft klassischer Weise vier Phasen. In Phase Eins wird der Online-Auftritt geplant. In dieser Phase ist gelenkte Kreativität gefragt, Fragen nach Zielgruppe und Kundennutzen müssen genauso schlüssig beantwortet werden, wie die nach eigenen Ideen und Wünschen. Sie entwickeln allein oder unter Mithilfe eines professionellen Webdesigners Vorschläge für den inhaltlichen Aufbau (nicht die technische oder grafische Umsetzung) Ihrer Seite. In Phase Zwei werden die vorangegangenen Schritte konkretisiert und für den Gebrauch durch einen Webdesigner vorbereitet. Bilder, Texte oder Musiksamples werden zusammengetragen, eine Domain (Internetadresse) und Webspace (Platz für Ihre Internet-Informationen auf einem Server) gekauft. Der Aufbau, das Design und die Programmierung der Website erfolgt in Phase Drei. Alle Zwischenergebnisse dieser Phase werden diskutiert und als Endprodukt ins Netz gestellt.
In Phase Vier muss die Seite gepflegt und weiterentwickelt werden. Eine Website ist gut, wenn sie schnell auf die Interaktivität der Kunden reagiert. Sind die veröffentlichten Termine aktuell und stimmen die Links zum Kartenvorverkauf? Werden die angebotenen Service-Leistungen (etwa monatlicher Newsletter) wirklich erbracht? Erfolgt der CD-Versand wie versprochen innerhalb von zwei Tagen? Lebt die Seite, das heißt werden die Inhalte regelmäßig variiert? Wie lassen sich neue Mehrwerte anbieten, die der Besucher nur optimal auf Ihrer Seite geboten kriegt (etwa Ihr Webtagebuch)?
Aufgabe 3: Konkurrenz analysieren
Vor dem Aufbau einer eigenen Internetseite ist es unglaublich nützlich, einige Tage mit der ausführlichen Analyse der eigenen Konkurrenz zu verbringen. Welche Features bieten andere Websites, die mit Ihnen um Kunden wettstreiten? Führen Sie bei Ihren Recherchen genau Buch, damit Sie bei der Planung Ihrer Seite auf entsprechende Beispiele verweisen können.
Das Ergebnis Ihrer Website kann nur so gut sein wie das Team, das mit Ihnen gemeinsam an Ihrem Projekt arbeitet. Zu einem Team für interaktive Projekte gehören Spezialisten wie Fotografen, Webdesigner, Texter, Illustratoren, Programmierer, Grafiker und so weiter. Im Optimalfall wird das Gesamtprojekt von einer Person geleitet, welche die Interessen und Potentiale der unterschiedlichen Beteiligten kennt und kanalisiert. Überlassen Sie niemals Designfetischisten oder Techniksüchtigen das Feld. Ein guter Projektmanager ist geistig stets mit den Bedürfnissen seiner Zielgruppen in Touch. Kleine Projekte können auch von einer Einzelperson mit Baukastensoftware realisiert werden.
Aufgabe 4: Team zusammenstellen
Gute Webdesigner oder Projektmanager findet man am schnellsten, indem man gute Websites nach ihren Erbauern absucht – entsprechende Vermerke findet man fast immer im Impressum. Rufen Sie die technisch verantwortliche Firma an und fragen Sie nach Preisen. Ich rate davon ab, Anbieter ohne eindeutige Referenzen oder Billiganbieter ohne Erfahrung (Studenten et cetera) an den Aufbau Ihrer Website zu lassen. Die Nachbearbeitung günstiger Angebote kostet in der Regel unverhältnismäßig viel Geld und Nerven!
Das Verkaufen Ihrer Produkte und Merchandisingartikel ist leicht geworden, seitdem fast alle großen Internetprovider fertige Mietshops für wenig Geld anbieten. Ein Shop allein garantiert allerdings noch keine Nachfrage. Deshalb müssen sich Website-Betreiber von Anfang an auch Gedanken zum Marketing Ihrer Angebote machen. Ein wichtiges Kriterium ist der Name der Website, die Überschriften der Einzelseiten und die Inhalte der Texte, weil diese für die Suchmaschinen besonders relevant sind.
Aufgabe 5: Namen und Seitenüberschriften formulieren
Formulieren Sie für Ihre Website einen Namen (URL) und zu jeder Seite eine Überschrift, die Schlagworte enthält, die Ihre Zielgruppe mit hoher Wahrscheinlichkeit in Suchmaschinen abfragt (angenommen Ihre Musikagentur heißt „Monteverdi“, dann können Sie sich für Ihre Homepage die Adressen www.monteverdi-online.com und ergänzend www.barock-musik-ensembles.de wählen – die Chancen für ein Engagement steigen).
Um die jeweils neuesten Produkte und Ihre Dienstleistungen im Gespräch zu halten, eignet sich besonders ein regelmäßiger Newsletter (etwa der Selbstmanagement-Newsletter auf der Seite www.selbstmanagement-fuer-musiker.de). Schicken Sie diesen Newsletter nur an User, die über Ihre Website ausdrücklich darum gebeten haben, denn es gibt zu viel unerwünschte Werbemails in der Welt! Halten Sie Ihren Newsletter schlank, niemand liest lange E-Mails. Bieten Sie ausschließlich kurze und nützliche Information an und verlinken Sie von dort aus auf Ihre Website und entsprechende Kaufangebote.