Löbejün (ddp-lsa). Die Internationale Carl-Loewe-Gesellschaft digitalisiert derzeit die aus London stammenden historischen Tonaufnahmen mit Kompositionen von Carl Loewe (1796-1869). Bis zum Frühjahr sollen erste Ergebnisse vorliegen, sagte der Präsident der Gesellschaft, Andreas Porsche, in Löbejün, der Geburtsstadt des Komponisten.
Danach seien eine Vortragsreihe und eine Ausstellung geplant. Die nach eigenen Angaben weltweit vollständigste Loewe-Sammlung ist ein Geschenk des Londoner Historikers Ian R. Lilburn.
Das Händel-Haus in Halle hat der Carl-Loewe-Forschungs- und Gedenkstätte 70 nicht mehr benötigte Schautafeln, Vitrinen und Ausstellungspodeste zur Verfügung gestellt. Der Fundus über Loewe verdiene es, einer breiten Öffentlichkeit nahe gebracht zu werden, sagte Porsche. Loewe gilt als einer der bedeutendsten Komponisten von Balladen und Liedern der Romantik, aus seiner Feder stammen etwa 400 Balladen wie der «Erlkönig» oder «Der Zauberlehrling», aber auch Oratorien, Opern, Sinfonien und Kammermusiken.
Die im November 2008 von der Loewe-Gesellschaft übernommene Lilburn-Sammlung umfasst rund 2000 alte Schellack-Platten, seltene Rundfunk-Aufnahmen, Tonbänder, Kassetten und etwa 200 CDs. Eine Kostbarkeit stelle die erste Tonaufnahme dar, die überhaupt von Loewes Musik gemacht wurde, die Ballade «Heinrich der Vogler» mit dem Sänger Karl Scheidemantel von 1902.
Die Tradition der Erbe-Pflege in Löbejün reicht zurück bis ins 19. Jahrhundert. Nach dem Zweiten Weltkrieg standen Loewe und sein Werk lange Zeit im Abseits. Das änderte sich 1992 mit der Gründung der Internationalen Carl-Loewe-Gesellschaft mit derzeit 120 Mitgliedern. Heute gilt Löbejün weltweit als das Loewe-Zentrum.