Berlin/Magdeburg (ddp-lsc). An den bundesweiten Protesten deutscher Orchester vom Wochenende hat sich auch die Magdeburgische Philharmonie beteiligt. Sie bestreikte am Samstagabend die Aufführung von Mozarts «Zauberflöte» am Theater Magdeburg. Ein Sprecher der örtlichen Streikleitung sprach am Sonntag von der ersten Aktion des 81 Musiker umfassenden Ensembles, die innerhalb des Tarifkonflikts das Publikum betroffen habe. Dieses habe am Samstag zu einem Teil das Angebot des Theaters angenommen, die «Zauberflöte» nur von Klavier begleitet zu erleben. Der andere Teil der mit 680 Zuschauern ausverkauften Vorstellung habe sich das Geld an der Kasse zurückerstatten lassen.
Bereits am Freitag hatte das Leipziger Gewandhausorchester erstmals in seiner 265-jährigen Geschichte gestreikt. Neben dem Ballett «Schwanensee» von Tschaikowski in der Leipziger Oper fiel auch das große Concert im Gewandhaus aus, wie ein Sprecher der Deutschen Orchestervereinigung (DOV) mitteilte.
Die Dortmunder Philharmoniker hatten am Freitagabend das Singspiel «Im weißen Rössl» am Theater Dortmund bestreikt. Am Samstag verweigerte das Städtische Sinfonieorchester in Münster die Begleitung der Operette «Land des Lächelns», die Duisburger Philharmoniker bestreikten die Beethoven-Oper «Fidelio», hieß es weiter.
Für Sonntagabend kündigte der Sprecher Streiks in drei weiteren Orten an, ohne nähere Details zu nennen. Die Proteste der Musiker richten sich gegen die Abkopplung ihrer Bezahlung vom allgemeinen Tarif im öffentlichen Dienst. Seit 2005 seien den Orchestern sämtliche Tariferhöhungen vorenthalten worden.
Auch die Verhandlungen der vergangenen Monate mit dem Deutschen Bühnenverein als Arbeitgebervereinigung hatten keine Einigung gebracht. Bleibt der Kompromiss aus, schließt die Orchestervereinigung einen Generalstreik nicht aus.
Während man sich in Leipzig damit zu behelfen suchte, die Musik für den "Schwanensee" per Band zuzuspielen, gabs in Magdeburg immerhin Piano live. Inwieweit sich die Häuser mit derartigen Krücken einen Gefallen tun, darf stark bezweifelt werden. Hier wird Musikkultur leichtfertig geschreddert. Das müssen sich die zuständigen Intendanten schon mal sagen lassen.