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Orchestervereinigung: Instrumenten-Sponsoring ist verbreitetes Modell

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Düsseldorf - Für Instrumente müssen klassische Musiker heute tief in die Tasche greifen. Spitzenmusiker schließen häufig mit Unternehmen Leihverträge über ihre millionenteuren Instrumente. Für einen einfachen Orchestermusiker ist die Finanzierung seines wenn auch nicht ganz so teuren Instrumentes dagegen oft schwieriger als ein Auto-Darlehen zu bekommen, weiß der Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung, Gerald Mertens. Der Deutschen Presse-Agentur antwortete er schriftlich auf drei Fragen:

 

Wie teuer ist es für einen klassischen Musiker, ein Instrument zu besitzen?

Antwort: Es kommt auf das Instrument und die Qualität an. Ein Streicher im Orchester muss 20 000 bis 40 000 Euro investieren, dann hat er ein ganz ordentliches Instrument. Das geht natürlich bei einer Stradivari oder Guarneri hoch bis in den einstelligen Millionenbereich. Aber das ist dann eher was für die Spitzenklasse. Ein normaler Orchestermusiker wird so ein Instrument nicht spielen.

Und wie finanziert die Spitzenklasse solche Spitzeninstrumente?

Antwort: Da gibt es ganz unterschiedliche Modelle. Wer in der Superspitzenklasse angekommen ist, kann es sich oft leisten, ein eigenes Instrument zu kaufen. Ein verbreitetes Modell ist das persönliche Sponsoring. Das heißt, jemand stellt das Instrument über einen Leihvertrag zum Beispiel einem Geiger kostenlos zur Verfügung, Versicherung inklusive. Der Musiker verpflichtet sich im Gegenzug, bei Gelegenheit den Namen des Spenders zu nennen. Die dritte Säule sind Stiftungen. Die Deutsche Stiftung Musikleben in Hamburg zum Beispiel hat einen Musikinstrumentenfonds für Hochbegabte, der ursprünglich ins Leben gerufen wurde mit Instrumenten aus dem Besitz der Bundesrepublik Deutschland. Die Instrumente werden an junge aufstrebende Musiker im Rahmen eines Wettbewerbs verliehen.

Wie aber finanziert die breite Masse der Orchestermusiker die Instrumente?

Antwort: Die Entscheidung kann kompliziert werden. Manche können im Familienkreis auf Vermögen zurückgreifen als Investition in die Zukunft. Manche Banken vergeben auch Darlehen, aber das kann schwieriger sein als eine Pkw-Finanzierung. Orchestermusiker müssen in der Regel ihr eigenes Instrument mitbringen. Bei großen Orchestern gibt es manchmal sogenannte Dienstinstrumente, etwa Harfen oder Kontrabässe, die müssen die Musiker nicht selbst kaufen.

ZUR PERSON: Der Rechtsanwalt Gerald Mertens ist seit 2001 Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung DOPV, der Gewerkschaft der Orchestermusiker. Der Verband tritt vor allem für Opern- und Konzertorchester, Kammerorchester, Rundfunkorchester und weiteren professionellen Ensembles in Deutschland ein. 

 

Nachtrag:

Junge Streicherelite spielt um wertvolle Instrumente 

Hamburg (dpa/lno) - Junge Nachwuchsmusiker aus ganz Deutschland bewerben sich an diesem Wochenende in Hamburg wieder um die Geigen, Bratschen und Celli aus dem Deutschen Musikinstrumentenfonds. 63 Bewerber im Alter von 15 bis 28 Jahren haben sich für den Wettbewerb im Museum für Kunst und Gewerbe qualifiziert, teilte die Deutsche Stiftung Musikleben am Freitag in Hamburg mit. Unter den klangvollen Raritäten befinden sich Meisterinstrumente von Stradivari, Storioni, Vuillaume und Gagliano. An allen drei Tagen können interessierte Musikliebhaber Deutschlands hochbegabtem Nachwuchs beim Wettbewerbsvorspiel zuhören und zuschauen.