Wie bunt das Rennen um die besten Plätze (und Ideen) in der digitalen Welt ist, das hat im April 2017 in den Räumen des Salzburger Mozarteums die eintägige Karajan Music Tech Conference gezeigt – eine Veranstaltung, die zunächst nur als Begleit-Symposium zu den Osterfestspielen geplant war, dann aber in den Monaten der Vorbereitung eine eigene Dynamik entwickelt hat. Herausgekommen ist eine doppelte Veranstaltung, bestehend aus einer „Innovation Stage“ (einer Art kommentierter, interaktiver App-Ausstellung) und einer Hauptbühne, auf der vier Gesprächsrunden mit insgesamt 20 Teilnehmern versuchten, das weite Feld etwas genauer abzustecken. Zur Programmatik gehörte auch die Vielfalt der Akteure, wie Matthias Röder, Geschäftsführer des Karajan Instituts, erklärte: „Ich habe versucht, verschiedene Disziplinen zusammenzubringen: Wissenschaftler, Leute aus dem Business und Leute, die mehr aus der Kultur kommen.“
Herausgekommen ist ein wirklich erhellender Mix: so findet man Apps, die mit dem Anspruch antreten, die Anfangsgründe des Klavier- oder Gitarrespiels zu vermitteln, andere halten eine detail-getaggte Datenbank von Musiktiteln vor, mit denen man sich seine Videos unterlegen kann – freilich ohne länderspezifische urheberrechtliche Klärung. Aufschlussreich waren indes die Panels, die einen Eindruck davon gaben, wohin gerade die fantastische Reise geht: von Anwendungen in der traditionellen Interpretationsforschung über komplexe vergleichende Skalierungen bis zu validen neurologischen Aspekten. Fast alle suchen letztlich den Link in die Wirtschaft, in die ökonomische Verwertbarkeit, was kein Malus sein muss.
Doch bedarf es dazu auch inhaltlich versierter Partner, und gerade in dieser Hinsicht fanden sich einige Protagonisten in den schon historischen Designer-Ledersesseln, die dem Publikum besonders durch ihre selbstbewusst zur Schau getragene kompetente Ahnungslosigkeit auffielen: Das Konzertwesen werde in Zukunft (so die Vertreterin eines chinesischen Konzerns) untergehen, das volldigitalisierte Auto (natürlich das des Hauptsponsors der Osterfestspiele) eines Tages der letzte private Rückzugsort sein – zugespitzte Statements mit zu viel Marketing und viel zu wenig Inhalt. Hier bedarf es in Zukunft einer differenzierteren Auswahl, denn die Fortsetzung des in seiner ersten, gedrängten Ausgabe erfolgreichen Formats ist nicht ausgeschlossen.