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Ungewohntes, aber angenehmes Spielgefühl

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Steingraeber stellte die „Bamberger Rolle“ in Nürnberg vor
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Am 19. Juli lud die Klaviermanufaktur Steingraeber im kleinen Saal der Nürnberger Meistersingerhalle zu einer Vorstellung des neuen Konzertflügels E 272. Im Rahmen eines Konzertes mit der Pianistin Susanne Strauss und dem Bamberger Kammerorchester sollte – wie bereits am 14. Juli in Bamberg – eine neuartige Flügelmechanik, die „Bamberger Rolle“ vorgestellt werden. Der Besucher erhoffte sich, eingehende Informationen über die neuartige Erfindung zu erhalten sowie die Möglichkeit, den Flügeklang im Konzert akustisch zu überprüfen.

Am 19. Juli lud die Klaviermanufaktur Steingraeber im kleinen Saal der Nürnberger Meistersingerhalle zu einer Vorstellung des neuen Konzertflügels E 272. Im Rahmen eines Konzertes mit der Pianistin Susanne Strauss und dem Bamberger Kammerorchester sollte – wie bereits am 14. Juli in Bamberg – eine neuartige Flügelmechanik, die „Bamberger Rolle“ vorgestellt werden. Der Besucher erhoffte sich, eingehende Informationen über die neuartige Erfindung zu erhalten sowie die Möglichkeit, den Flügeklang im Konzert akustisch zu überprüfen. Im Vorraum zum kleinen Saal der Meistersingerhalle konnten die Besucher bei Interesse an einem Vorführmodell ihre eigenen Erfahrungen mit Spielgefühl und Realisierbarkeit klanglicher Wünsche machen. Das Angebot wurde gerne und zahlreich angenommen. Hilfreich war auch ein Modell der neuen Mechanik, sowie die Möglichkeit, dem Erfinder Josef Meingast vor Ort Fragen zu stellen: Als „Rolle“ bezeichnet man einen kleinen Zylinder, der unbeweglich am Stiel des Hammers befestigt ist und den Kontakt zu Stoßzunge und Repetierschenkel herstellt. Herr Meingast, ehemaliger Werkstattchef der Klavier- und jetzigen Cembalomanufaktur J.C. Neupert in Bamberg, hat dieser Rolle, nun ihrem Namen entsprechend, mit seiner Neukonstruktion Drehbarkeit um die eigene Achse verliehen. Vielversprechend war der erste Eindruck des Abends. So war die Überraschung vieler „Tastentester“ groß: Tatsächlich war das Spielgefühl ungewohnt, aber angenehm. Die Tasten können sehr schnell ausgelöst werden ohne dass der Spieler Gefahr läuft, die Kontrolle über die Finger zu verlieren. Die Bandbreite der dynamischen Möglichkeiten ist erstaunlich groß. Die Erzeugung leisester Töne, die auf herkömmlichen Flügeln nur – wenn überhaupt – von großen Tastenvirtuosen realisiert werden können, fallen plötzlich spielend leicht und eröffnen ganz neue Differenzierungsmöglichkeiten. So weit so gut. Man war gespannt auf den weiteren Verlauf des Abends.

Das Konzert begann mit Edvard Griegs „Aus Holbergs Zeit“ gespielt vom Bamberger Kammerorchester unter der Leitung von Harald Orlovsky. Stellt sich die Frage, warum dieses Werk in Orchesterfassung an einem Abend gespielt wurde, an dem es doch um eine Neuerung in der Klaviertechnik gehen sollte.

Die „Fantasie für Klavier und Orchester a-Moll“ konnte ebenfalls wenig überzeugen, fehlte es doch an der nötigen Balance zwischen Orchester und Klavier. Die Klavierpassagen wurden leider häufig vom Orchester überdeckt oder waren zu vorsichtig gespielt, wobei die trockene Raumakustik sicher ihr Übriges tat. Letztes Werk vor der Pause war die „Serenata notturna“ KV 239 von Wolfgang Amadeus Mozart. Harald Orlovsky dirigierte souverän und überzeugend, das Orchester, das mit vielen jungen Nachwuchskünstlern besetzt war, setzte seine Ideen engagiert um. Doch auch dieser Programmpunkt ließ wiederum wenig Zusammenhänge mit dem eigentlichen Thema des Abends erkennen.

Schließlich wurde das Publikum nach der Pause doch noch für das lange Warten entschädigt. Susanne Strauss demonstrierte mit großer Flexiblität im Anschlag mit dem Klavierkonzert Es-Dur „Jeunehomme“ KV 271 von Wolfgang Amadeus Mozart, was der neue Flügel zu leisten vermag. Die Modulationsfähigkeit des Flügeltons war auffällig, das Zusammenspiel zwischen Orchester und Pianistin wurde nun sensibel ausbalanciert.

Die Förderung junger Künstler im Bamberger Kammerorchester sowie der jungen Pianistin Susanne Strauss ist begrüßenswert. Einführende Worte des Erfinders der Bamberger Rolle zu Beginn des Konzertes und ein Konzertprogramm mit Klavierwerken, auch für Klavier solo, aus allen Epochen – eben gerade auch aus der Barockzeit und der Moderne – hätte dem Konzertbesucher einen differenzierten Einblick in die Möglichkeiten und Grenzen des Konzertflügels E 272 erlaubt.


Klangcharakter mit grenzenlosen Möglichkeiten

Festakt mit Konzert zum 150-jährigen Bestehen von Steingraeber & Söhne

Am 24. Juli fanden in Bayreuth die Feierlichkeiten zum 150-jährigen Firmenjubiläum der Klaviermanufaktur Steingraeber & Söhne statt. Neben dem offiziellen Festakt im Bayreuther Rathaus spielte der international renommierte Pianist Cyprien Katsaris am Abend ein Konzert im Markgräflichen Opernhaus. 500 Besucher, darunter Händler, Pianisten, Politiker aus Bundestag, Landtag und Region sowie Vertreter des kulturellen Lebens, hatten sich zum Jubiläumstag eingefunden. Der Maler und Regisseur Henning von Gierke verfremdete das Steingrae-ber-Haus mit seinem Bilderzyklus „Spiegelungen“.

Im Mittelpunkt der Feierlichkeiten aber stand der neue Steingraeber-Konzertflügel E 272, auf dem Katsaris am Abend Werke von Grieg, Wagner, Liszt und Schubert aufführte. Besonderes Merkmal des Flügels ist eine Neuerung in der Flügelmechanik, die als „Bamberger Rolle“ bezeichnet wird.

Diese Neuentwicklung steht repräsentativ für die 150-jährige Firmengeschichte der Klaviermanufaktur: Nach ersten Werkstätten um 1820 in Arnshauck, Neustadt (Klavierwerkstatt Gottlieb Steingraeber) und Rudolstadt Thüringen (Orgelwerkstatt Christian Steingraeber) fand die Klaviermanufaktur Steingraeber schließlich am 17. August 1852 ihren festen Sitz in Bayreuth, wo Eduard Steingraeber das Bürger- und Gewerberecht in Bayreuth erteilt wurde. Von diesem Zeitpunkt an machten die Steingraebers mit Neuentwicklungen und fortschrittlicher Forschung auf sich aufmerksam. Seit 1876 lieferten sie Instrumente an die Wagner-Festspiele und entwickelten im Laufe der langen Firmengeschichte zahlreiche neue Flügelmodelle (z.B. Pianos 130 K, 130 PS, 138 und Flügel 168, 205) und gewannen zahlreiche Auszeichnungen („Diapason D´or“, mehrfach den „Choc“, sowie den „Innovationspreis für die erste keramikbelegte Tastatur“).

Inwieweit sich der neue Flügel E 272 mit der „Bamberger Rolle“ in großen Konzertsälen durchsetzen kann, ist noch offen. Cyprien Katsaris jedenfalls schrieb ins Gästebuch der Manufaktur: „Der neue E 272 ist ein echtes Meisterwerk, er hat einen einzigarten Klangcharakter mit grenzenlosen Möglichkeiten (...) die Mechanik ist unglaublich angenehm zu spielen (...) dieses Instrument ist ein echter Glücksfall (...)!“

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