BR-Symphonieorchester in neuer Spielzeit mit Rattle und Mallwitz +++ Kunstfest Weimar lockt trotz Pandemie mit 165 Veranstaltungen +++ Dresdner Sinfoniker spielen auf den Dächern der Lenzsiedlung +++ «Stelzenfestspiele bei Reuth» locken mit himmlischem Programm +++ Oper am Rhein plant 18 Premieren in neuer Spielzeit
BR-Symphonieorchester in neuer Spielzeit mit Rattle und Mallwitz
München (dpa/lby) - Knapp zwei Jahre vor seinem Antritt als Chefdirigent ist Sir Simon Rattle mal wieder beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks zu Gast. Er freue sich auf zwei Wochen mit Rattle, der neben Gustav Mahlers 9. Symphonie die Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach mit dem Chor des Bayerischen Rundfunks dirigieren werde, sagte Orchester-Manager Ulrich Hauschild am Donnerstag bei der Vorstellung des neuen Spielplans.
Weitere Höhepunkte der Saison «Saison 2021/2022» sind die Konzerte der Reihe musica viva zum 70. Geburtstag von Wolfgang Rihm, bei denen Werke des Komponisten aufgeführt werden sollen. Zudem sollen Philippe Jordan und Joana Mallwitz erstmals das Orchester dirigieren.
Zumindest räumlich wird vieles anders: Weil das Kulturzentrum Gasteig mit der Philharmonie wegen Sanierung geschlossen wird, werden die Musiker in der Ausweichspielstätte Isarphilharmonie auftreten, ebenso wie die Münchner Philharmoniker. Außerdem werde man mit viel Engagement die Pläne für das neue Konzerthaus vorantreiben, sagte Hauschild.
Die künftige Heimat des Symphonieorchesters soll im Werksviertel im Osten der Stadt errichtet werden. Zuletzt gab es um den geplanten Neubau Debatten, vor allem mit Blick auf die Kosten und die finanziellen Herausforderungen infolge der Corona-Pandemie.
Kunstfest Weimar lockt trotz Pandemie mit 165 Veranstaltungen
Weimar (dpa/thg) - Trotz ungewisser Corona-Situation will das Kunstfest Weimar (25. August bis 11. September) in diesem Sommer das Wagnis eines Vollprogramms mit rund 165 Veranstaltungen eingehen. Unter anderem sind 15 Uraufführungen in verschiedenen Sparten wie Tanz und Musiktheater geplant, wie Festivalchef Rolf C. Hemke am Donnerstag in Weimar sagte. Wegen der Pandemie und erforderlicher Schutzvorkehrungen wie Mindestabständen könnten allerdings voraussichtlich nur etwa 25 Prozent der normalen Platzkapazitäten bei den Theateraufführungen und Konzerten genutzt werden.
In Weimar uraufgeführt wird die moderne Oper «Electric Saint» des Komponisten Stewart Copeland, einst Mitgründer und Schlagzeuger der Punkband «The Police». Die Oper beschäftigt sich mit der Konkurrenz der Forscher und Erfinder Nikola Tesla und Thomas Edison Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Im Schauspiel erwartet die Besucher unter anderem mit der Neuproduktion «Transit» des iranischen Regisseurs Amir Reza Koohestani ein dezidiert politisches Programm.
Koohestani inszeniert seine Bearbeitung des Romans der deutschen Schriftstellerin Anna Seghers (1900 bis 1983) mit dem Ensemble des Hamburger Thalia Theaters. Die über den kompletten Festivalzeitraum andauernde Serie «438 Tage NSU-Prozess - Eine theatrale Spurensuche» von Regisseur Nuran David Çalis arbeitet den Mammutprozess vor dem Oberlandesgericht München um die vor 20 Jahren begonnene Mordserie der aus Thüringen stammenden rechtsextremen Terrorzelle NSU an zehn Menschen auf.
Im Park an der Ilm startet das Kunstfest am 25. August mit einem Tanzparcours der südafrikanischen Choreografin Robyn Orlin, der das Verhältnis von Mensch und Natur thematisieren soll. Das Festival schlägt auch einen Bogen zur Bundesgartenschau in Erfurt. Einer der Schauplätze ist etwa der Park des früheren Landgutes Holzdorf - einer der Buga-Außenstandorte. Das Kunstfest ist in diesem Jahr an 23 Spielorten in Weimar und an 25 in Thüringen unterwegs.
Das Kunstfest ist Thüringens wichtigstes Festival für zeitgenössische Kunst. Stadt Weimar und Land Thüringen finanzieren es mit insgesamt 850 000 Euro, hinzu kommen laut Hemke Gelder von Förderern für bestimmte Projekte.
Dresdner Sinfoniker spielen auf den Dächern der Lenzsiedlung
Hamburg (dpa/lno) - Ein Hochhauskonzert der Dresdner Sinfoniker wird am 17. Juli der erste Höhepunkt des Hamburger Kultursommers. In einer Kooperation zwischen Kampnagel und Elbphilharmonie spielen die Dresdner auf den Dächern der Lenzsiedlung und des SV Grün-Weiß Eimsbüttel eine Freiluftmusik, die weithin zu hören sein wird, teilten die Veranstalter am Mittwoch mit. Das Publikum könne das Spektakel von den eigenen umliegenden Balkonen aus erleben oder auf Sitzgelegenheiten, die auf dem Rasen des anliegenden Sportplatzes Tiefenstaaken aufgestellt werden.
Zum Einsatz kommen 16 Alphörner, neun Trompeten, vier Tubas und vier chinesische Dà G?-Trommeln, hieß es weiter. Musiziert werde zeitgleich in rund 40 Metern Höhe auf den Dächern der Lenzsiedlung sowie ebenerdig auf dem Sportplatz Tiefenstaaken, wo die vier Trommeln und weiteres Schlagwerk für das rhythmische Fundament sorgen. Die Kompositionen des Abends wurden im Hinblick auf die großen Entfernungen ausgewählt. Hauptwerk der Aufführung ist ein neues Stück des Münchner Komponisten Markus Lehmann-Horn, das speziell für dieses Projekt geschrieben wurde.
Während des Kultursommers der Kulturbehörde vom 17. Juli bis zum 15. August werde es außerdem täglich Live-Konzerte auf dem Vorplatz der Elbphilharmonie geben. Immer dienstags bis sonntags soll es dort jeweils einstündige Doppelkonzerte um 17 und 20.30 Uhr geben. Das Programm biete eine breite stilistische Vielfalt von Indie Rock über Soul, Jazz, R'n'B, Indie Folk und Reggae bis Klassik. Insgesamt 26 Bands und Ensembles aus Hamburg werden zu erleben sein.
«Stelzenfestspiele bei Reuth» locken mit himmlischem Programm
Stelzen (dpa) - Das Motto wird zum Programm: Die «Stelzenfestspiele bei Reuth» lassen ihre 28. Ausgabe am kommenden Wochenende unter dem Titel «Himmlisch» komplett im Freiem laufen. «Alle Veranstaltungen finden, der noch unsicheren Pandemielage geschuldet, unter freiem Himmel statt», kündigte das Festival auf seiner Website an. Alles werde in diesem Jahr etwas anders sein als gewohnt. «Mehr denn je wird die Kunst des Improvisierens gefragt sein - für alle beteiligten Helfer, Künstler und nicht zuletzt das Publikum», hieß es.
Dennoch werden die Fans, die gewöhnlich aus ganz Deutschland und selbst aus dem Ausland anreisen, auf bekannte Stelzen-Klassiker wie die Klangperformance «Landmaschinen-Sinfonie» und den Auftritt der Theatergruppe der Wohnstätten Stelzen der «Diakoniestiftung Weimar Bad Lobenstein» bauen können. Die Arbeit mit behinderten Menschen ist für Festspiel-Chef Henry Schneider Herzenssache und zugleich eine Energiequelle für das Festival. Diesmal bringt die Theatergruppe den «Stelzener Sommernachtstraum» frei nach William Shakespeare auf die Bühne.
Die «Landmaschinen-Sinfonie» wird mehrmals vor der Festspielscheune aufgeführt und vereint in diesem Jahr Musiker aus Australien, Deutschland und Südafrika. Schneider kündigte eine Light-Version der Performance an - allerdings mit schwerer Technik. Gemeinsam mit Dorfbewohnern testen die Musiker allerlei landwirtschaftliches Gerät auf seine klangliche Eigenschaften. Heuwender, Melkmaschine oder auch Traktoren avancieren so zu Musikinstrumenten.
Der Leipziger Gewandhaus-Bratscher Schneider hatte das Festival 1993 als Dank an seine vogtländische Heimat ins Leben gerufen. Als Musiker war er in alle Welt gereist, nun sollte die Welt zu Gast in seinem Dorf sein. Mit ungewöhnlichen Konzerten erregte das Fest schon bald überregional Aufsehen. Selbst Medien aus dem Ausland berichteten über das musikalische Treiben in der Provinz. Musiziert wird in einer großen Scheune, der Dorfkirche oder direkt in Wald und Flur.
Dabei dreht sich nicht alles nur um Musik, auch Theater, Tanz und Ausstellungen gehören dazu. Das 180-Seelen-Dorf Stelzen liegt in Thüringen, das zwei Kilometer entfernte Reuth auf sächsischem Gebiet. Aber auch Fans aus dem nicht weit entfernten Bayreuth fühlen sich hier heimisch. Denn Stelzen hat mit dem Stelzenberg einen Grünen Hügel samt Festspielscheune. Das Stelzenfestspielorchester rekrutiert sich aus Musikern des Leipziger Gewandhauses.
Nach dem Finale am Sonntag mit Gustav Mahlers «Auferstehungssinfonie» in einer Fassung für zwei Klaviere, Chor, Solisten und Orchester blüht in Stelzen wieder die «Bachwiese». Dann kann der Fan eine Woche lang Tag und Nacht auf einer Wiese Bachs Gesamtwerk in CD-Qualität genießen. Die Lautsprecher hängen in einem Baum, die «Tonmaschine» steht in der Kirche. Nachts wird die Lautstärke etwas reduziert, um den Schlaf der Bewohner nicht zu beeinträchtigen.
Oper am Rhein plant 18 Premieren in neuer Spielzeit
Düsseldorf (dpa/lnw) - Die Deutsche Oper am Rhein will in der neuen Spielzeit elf neue Produktionen in der Oper und weitere sieben im Ballett zeigen. Darunter seien bereits bis zur Generalprobe fertige Inszenierungen, die wegen der Corona-Bestimmunen nicht gezeigt werden konnten. Das sagte Opernchef Christoph Meyer am Dienstag in Düsseldorf. Eröffnet wird die Saison am 10. September mit Bela Bartoks Oper «Herzog Blaubarts Burg» als Kooperation der hauseigenen Sparten Oper und Ballett. Die Oper am Rhein wird von den Nachbarstädten Duisburg und Düsseldorf getragen.
In der Spielzeit 2021/22 kommt eine szenische Inszenierung des «Weihnachtsoratoriums» von Johann Sebastian Bach auf die Opernbühne. Premiere ist am 11. Dezember. Als Koproduktion unter anderem mit der Komischen Oper Berlin wird die Operette «Orpheus in der Unterwelt» in der Regie von Barrie Kosky gezeigt. Gefeiert wird die lange Zusammenarbeit mit dem Star-Choreographen Hans van Manen: Der heute 88-Jährige hatte vor 50 Jahren für Düsseldorf sein erstes Ballett außerhalb der Niederlande geschaffen. Am 6. November wird van Manen mit einer Gala gefeiert.
Wegen der Unwägbarkeiten durch Corona nähert sich die Oper der neuen Saison vorsichtig. Zunächst können Eintrittskarten nur reserviert und nicht gleich gekauft werden. Es soll vermieden werden, dass bereits gekaufte Tickets wieder rückabgewickelt werden müssen.