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Freischütz Bregenz

Skelettpferd im Freischütz bei den Bregenzer Festspielen 2024

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14.7.2024: Veranstaltungen aktuell +++ Veranstaltungen

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Bregenzer Festspiele zeigen Webers «Freischütz» +++ 20.000 Menschen feiern Thielemann bei «Staatsoper für alle» +++ Unwetter bei «Klassik am Odeonsplatz» +++ Das letzte Melt-Festival: «Werden wir nie vergessen»

Bregenzer Festspiele zeigen Webers «Freischütz» 

Aleksandra Bakmaz, dpa

Bregenz - Belcanto bedeutet schöner Gesang und wird vor allem mit italienischen Opern in Verbindung gebracht. Die Bregenzer Festspiele zeigen in diesem Jahr, wie der schöne Operngesang auf Deutsch klingt: «Der Freischütz» von Carl Maria von Weber soll ab der kommenden Woche die Zuschauer an die bekannte Seebühne im Bodensee locken. Das Stück wird nach Angaben der Veranstalter zum ersten Mal bei dem rund vierwöchigen Festival in Bregenz aufgeführt.

Das Bühnenbild kann sich auch bei dieser Inszenierung sehen lassen. Auf dem Bodensee ist ein halb im Wasser versunkenes Dorf entstanden - mit schneebedeckten Hütten, kahlen Bäumen und einem riesigen Mond. Das Spiel auf dem See wechselt alle zwei Jahre. Sie sei schon fast euphorisch, sagte Intendantin Elisabeth Sobotka mit Blick auf die erste Aufführung.

Für die Inszenierung ist Philipp Stölzl verantwortlich, der als Theaterregisseur und Filmemacher («Nordwand») bekannt ist und schon Giuseppe Verdis «Rigoletto» (2019/21) erfolgreich auf der Seebühne inszeniert hat. «Ich wollte diese Oper hier schon machen, als ich in Bregenz erstmals angetreten bin», sagte er mit Blick auf das neue Spiel. Es sei eine magisch-poetische Welt entstanden für eine romantische Schauergeschichte.

Wie bei Opern üblich steht auch bei Webers «Der Freischütz» (1821) eine Liebesgeschichte im Mittelpunkt. Das Stück spielt in Böhmen, kurz nach Ende des Dreißigjährigen Krieges. Hauptfigur Max sehnt sich nach einer Ehe mit Agatha, der Tochter eines Erbförsters. Um ihre Hand zu bekommen, muss der ungeübte Schütze einen Probeschuss absolvieren. Dafür schließt er einen Pakt mit dem Teufel. Wird das Paar diesen Handel überstehen?

«Bei uns wird sich in dieser Oper, die eigentlich zur Hälfte ein Sprechtheater ist, vieles durchdringen und verdichten», sagt Stölzl. Oft haben die Stücke ein tragisches Ende. Bei «Der Freischütz» gibt es beide Versionen. Ob bei der Bodensee-Fassung ein Happy End auf das Paar wartet, wollte der Regisseur aber nicht verraten.

Die musikalische Leitung übernimmt der in Barcelona geborene Dirigent Enrique Mazzola. Er gilt als Experte für Belcanto-Opern. «Der Freischütz» habe viele Belcanto-Momente, erklärte Mazzola. Es sei nicht nur ein Stilmittel für italienische Opern gewesen, wie Weber gezeigt habe. Die Herausforderung in der deutschen Oper sei, die eher härtere Sprache in eine schöne lange Melodie zu überführen.

Ob das gelungen ist, können die Zuschauer ab diesem Mittwoch hören und sehen. Der Startschuss für die Festspiele fällt am 17. Juli. In den fünf Festspielwochen bis zum 18. August erwarten die Veranstalter mehr als 200.000 Besucherinnen und Besucher. Ausverkauft sind die Vorstellungen noch nicht. «85 Prozent der Karten sind derzeit gebucht, vor allem für die Vorstellungen von «Der Freischütz» im August sind noch Tickets erhältlich», erklärte der kaufmännische Direktor Michael Diem. Neben «Der Freischütz» wird in diesem Jahr auch «Tancredi» von Gioachino Rossini gezeigt - Premiere ist am 18. Juli im Festspielhaus Bregenz. Insgesamt soll es mehr als 80 Veranstaltungen geben, darunter Schauspiel-Aufführungen und Orchesterkonzerte.

Die Bregenzer Festspiele locken mit rund 63 Prozent vor allem deutsche Gäste an. Die anderen Besucher stammen aus Österreich (23 Prozent), der Schweiz und Liechtenstein (11 Prozent) und aus dem restlichen Ausland (3 Prozent).

 

20.000 Menschen feiern Thielemann bei «Staatsoper für alle»

Berlin - Das Open-Air-Event «Staatsoper für alle» hat in Berlin am zweiten Tag zahlreiche Klassikfans unter freiem Himmel begeistert. Bei sommerlichem Wetter wurden die Staatskapelle und Dirigent Christian Thielemann gefeiert. Nach Angaben der Staatsoper Unter den Linden kamen rund 20.000 Menschen zum Konzert.

Der künftige Generalmusikdirektor Thielemann leitete das Orchester erstmals bei diesem Publikumsevent. Auf dem Programm standen die Alpensinfonie von Richard Strauss und Richard Wagners Tannhäuser-Ouvertüre. Der 65-jährige Thielemann, zuletzt Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden, folgt auf Daniel Barenboim, der den Posten krankheitsbedingt abgeben musste. Thielemann wird das Amt offiziell zur Saison 2024/2025 übernehmen.

Am Freitag waren bei regnerischem Wetter nur wenige Opernfans auf den Bebelplatz gekommen. Dort wurde die Oper «Melancholie des Widerstands» direkt aus der benachbarten Staatsoper übertragen. Statt wie sonst üblich mehrere Tausend trotzten nur einige Hundert Opernfans dem Wetter in der Hauptstadt. Am Ende gab es im Opernhaus wie auch draußen unter freiem Himmel viel Applaus für die Solo-Besetzung um Countertenor Philippe Jaroussky und die Staatskapelle unter der französischen Dirigentin Marie Jacquot.

Die filmische Oper «Melancholie des Widerstands» des französischen Komponisten Marc-André Dalbavie wurde gerade als Auftragsarbeit an der Staatsoper uraufgeführt. Der Text von Guillaume Métayer und David Marton geht zurück auf einen Roman von László Krasznahorkai. Erzählt wird die Geschichte einer Gesellschaft auf dem Weg in autoritäre Strukturen. Regisseur Marton verknüpft in seiner Inszenierung eindrucksvoll die Mittel von Film und Musiktheater.

 

Unwetter bei «Klassik am Odeonsplatz»

München - Tausende Zuschauer sind zum Open-Air-Event «Klassik am Odeonsplatz» in die Münchner Innenstadt gekommen. Nachdem das Konzert am Freitag wegen eines Unwetters abgebrochen werden musste, hatte das Publikum - darunter Schauspielerin Uschi Glas, Musiker Leslie Mandoki und Münchens Ex-Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) -, am Tag darauf mehr Glück. Erst kurz vor Ende des Konzertes begann es zu tröpfeln. Da verließen einige dann doch fluchtartig ihre Plätze, während die Zugabe noch lief.

Vorher hatten die Zuschauer bei bedecktem Himmel, aber ohne den unwetterartigen Regen vom Vortag den Klängen der Münchner Philharmoniker mit ihrem designierten Chefdirigenten Lahav Shani gelauscht. Das Orchester präsentierte unter anderem gemeinsam mit Star-Geigerin Anne-Sophie Mutter Filmmusik von John Williams. Mutter hieß Shani in München willkommen und sprach auch kurz über die Konzerthausdebatte in der bayerischen Landeshauptstadt. Im Vorfeld des Konzertes hatte Mutter die Kulturpolitik der Staatsregierung kritisiert.

Nach Angaben einer Sprecherin hatte das Event in seiner Geschichte erst einmal - nämlich im Jahr 2007 - wegen schlechten Wetters abgebrochen werden müssen, 2010 wurde es komplett abgesagt. Gelegentlich sei außerdem die Pause verkürzt worden, um einem Unwetter zu entgehen. 
8000 Menschen haben bei «Klassik am Odeonsplatz» pro Abend Platz. Auch in den vergangenen Jahren war die Veranstaltung, die seit dem Jahr 2000 immer an einem Juli-Wochenende stattfindet, stets ausverkauft. «Wie viele andere Events auch ist es ein Ort, wo sich Leute mit ganz unterschiedlichem Hintergrund begegnen, austauschen und miteinander Kultur erleben - solche Momente werden für den BR, aber auch für die Gesellschaft immer wichtiger», sagte die Intendantin des Bayerischen Rundfunks, Katja Wildermuth. Veranstalter des Open Airs sind der Sender und die Landeshauptstadt München.

Am Freitag hatte das Symphonieorchester des BR mit seinem Chefdirigenten Simon Rattle Passagen aus Richard Wagners «Walküre» auf die Bühne gebracht - dann war Schluss. Der geplante Johannes-Brahms-Teil wurde abgesagt - weil vom Ammersee her ein Unwetter anzog. «Der Himmel will es so», hieß es zum Abbruch aus den Lautsprechern. Tausende Zuschauer - darunter der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, und «Tatort»-Kommissar Udo Wachtveitl - mussten in der Münchner Innenstadt früher als geplant und nach dem Auftritt der Sopranistin Anja Kampe und Bariton Michael Volle ihre Plätze räumen.

 

Das letzte Melt-Festival: «Werden wir nie vergessen»

Gräfenhainichen - Auf dem Ferropolis-Gelände nahe Dessau-Roßlau ist am Wochenende das letzte Mal das Melt-Festival gefeiert worden. In diesem Jahr waren über 15.000 Menschen dort, in den vergangenen 27 Jahren waren es über 500.000, teilten die Veranstalter auf Anfrage mit. Vor allem wegen gestiegener Kosten war entschieden worden, dass das Festival in Zukunft nicht mehr stattfinden kann.

«Noch ein letztes Mal unter den Baggern der Stadt aus Eisen zu tanzen, gemeinsam fantastische Musik zu entdecken und zu genießen, mit so vielen Gleichgesinnten zusammenzukommen - das hat uns als Team die Welt bedeutet», sagte Festivaldirektor Florian Czok.

Insgesamt standen zwischen Donnerstag und Samstag 150 Künstlerinnen und Künstler auf den Melt-Bühnen, darunter DJ Koze («Pick Up»), Paula Hartmann («Atlantis») und die Sugababes («Push The Button»). «Ich möchte der gesamten Melt-Crew, allen Artists und vor allem den Besuchenden von Herzen danken - dieses Melt werden wir nie vergessen», so Czok.

Das Festival wurde seit 1997 veranstaltet. Seit 1999 diente das ehemalige Braunkohle-Tagebau-Areal mit seinen ausgedienten Baggern als Kulisse. Ende Mai hatten die Festivalmacher mitgeteilt, dass es das Melt in diesem Sommer das letzte Mal geben werde. Vor der Corona-Pandemie lagen die Besucherzahlen bei etwa 25.000.