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22.3.: theater und literatur aktuell +++ theater und literatur

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War Net - Deutsches Schauspielhaus gegen CNN-Infoführerschaft +++ Kritiker: Verlage müssen ihr Profil weiter schärfen +++ Deutscher Bücherpreis verliehen Gewinner kritisieren Irak-Krieg


War Net - Deutsches Schauspielhaus gegen CNN-Infoführerschaft
Hamburg (ddp-nrd). Das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg will seinen Besuchern und Mitarbeitern die Möglichkeit zur umfassenden Information über den Irak-Krieg geben. Im Cafe Ellmenreich im Schauspielhaus stehen ab sofort täglich von 10.00 Uhr bis 24.00 Uhr Satellitenprogramme mit arabischen Sendern (unter anderem Al Dschasira), Internetzugänge, Zeitungen und Bücher zur Verfügung, wie das Schauspielhaus am Donnerstag mitteilte. Damit sollten sich die Menschen jenseits der vom amerikanischen Sender CNN geprägten Berichterstattung eine Meinung über die Lage im Irak bilden können.
Ab dem 10. April beschäftigt sich auch eine Themenwoche im Schauspielhaus mit dem Krieg. So werde am Beispiel Afghanistans gezeigt, welche Überforderung der Krieg für die Menschen bedeute. Inszenierungen, Lesungen, Filme und Gesprächsrunden mit Gästen aus Kabul sollen den dramatischen Zustand des Landes nach dem Krieg zeigen. Erwartet werde auch der afghanische Regisseur Mahmoud Shah Salimi, der ab Montag in Hamburg mit den Proben beginnt und auch im Cafe Ellmenreich Gespräche mit Gästen führen wird.

Kritiker: Verlage müssen ihr Profil weiter schärfen
Leipzig (ddp-lsc). Die Krise der deutschen Verlage ist nach Ansicht von Kritikern zum großen Teil selbstverschuldet. Viele Häuser hätten in der Vergangenheit ihr Programm zusehend verwässert, um so mehr Auflage zu erreichen, sagte der Literatur-Chef der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung», Hubert Spiegel, am Donnerstag auf der Leipziger Buchmesse. Eine Rückbesinnung zu mehr Inhaltsbewusstsein sei zwar zu erkennen, befinde sich aber noch am Anfang.
Der Marketing-Experte Rainer Groothuis von der Hamburger Gesellschaft für Formfindung und Sinneswandel fügte hinzu, die Verlage müssten sich viel stärker als Marke etablieren, um so wieder eine engere Bindung zu den Lesern zu bekommen. Entscheidend sei es für sie, von Autoren vorgeschlagene Bücher auch einmal abzulehnen, um mit einem nicht zum Programm passenden Buch ihren Namen nicht zu beschädigen.
Auf der Suche nach neuen Wegen im Literatur-Marketing waren sich die Kritiker einig, dass Durchschnittlesungen «in Mehrzweckhallen» kaum Sinn machten. «Viele Autoren erweisen mit einer Lesung sich und ihrem Werk einen schlechten Dienst», sagte der Schweizer Buchhändler und Literatur-Event-Manager Ricco Bilger. Nach Ansicht von «Mare»-Verleger Nikolaus Hansen müssen Lesungen vielmehr dazu beitragen, die Bücher den Menschen zu öffnen, statt sie ihnen zu erzählen.

Deutscher Bücherpreis verliehen Gewinner kritisieren Irak-Krieg
Leipzig (ddp). Der Schriftsteller Peter Härtling ist am Donnerstagabend auf der Leipziger Buchmesse für sein Lebenswerk mit dem Deutschen Bücherpreis gehrt worden. In ihrer Laudatio sagte die Präsidentin des Goethe Instituts Inter Nationes, Jutta Limbach, Härtling habe immer auf Belehrungen verzichtet, stattdessen Fragen gestellt und versucht zu verstehen. Härtling sagte in seiner Dankesrede, der jetzt begonnene Krieg gegen den Irak sei eine Form der Sprachlosigkeit. «Wer spricht, spricht den anderen an, wer schweigt, schlägt den anderen ins Gesicht», sagte er. Er wünsche sich wieder eine Zeit der Gespräche, «so schwierig das auch sein wird».
Den Publikumspreis bekam der schwedische Autor Henning Mankell für seinen Roman «Die Rückkehr des Tanzlehrers». Mankell verurteilte in seiner Dankesrede den Irak-Krieg. «Es ist wichtig, dass wir an die menschliche Intelligenz glauben, die sagt, es muss andere Lösungen geben, als Menschen im Krieg zu töten».
Die beiden Preisträger sowie die Gewinner in den sieben weiteren Kategorien erhielten den von Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass gestalteten «Bücher-Butt». Insgesamt waren 21 Autoren nominiert. Vergeben wurde der Preis vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels und der Leipziger Messe.
Der Willy-Brandt-Biograph Peter Merseburger, der für sein mehr als 800 Seiten starkes Werk ebenfalls mit dem Butt ausgezeichnet wurde, sagte, Brandt hätte manche Fehler der Schröder-Regierung in der Irak-Krise nicht gemacht. «Brandt hätte das Gewicht Deutschlands stärker in die Waagschale geworfen», sagte Merseburger. Zahlreiche Laudatoren und Preisträger nahmen in ihren Reden während der Preis-Gala Bezug auf den am Donnerstag begonnen Irak-Krieg.
http://www.leipziger-buchmesse.de ; http://www.boersenverein.de