Rheingau Musik Festival meldet trotz Corona Auslastung von 86 Prozent +++ Abschluss zum Auftakt - Staatskapelle Dresden eröffnet Saison +++ Dresdner Musikfestspiele gehen im November weiter +++ Staatsoper Berlin startet mit Barenboim umsonst und draußen +++ Reeperbahn-Festival verzichtet «leider, leider» auf 2G-Regel
Rheingau Musik Festival meldet trotz Corona Auslastung von 86 Prozent
Oestrich-Winkel (dpa) - Das zu Ende gehende Rheingau Musik Festival (RMF) meldet im Corona-Sommer 2021 eine Gesamtauslastung seiner Zuhörerplätze von 86 Prozent. Für 210 Veranstaltungen an 24 Spielstätten seien mehr als 100 000 Karten verkauft worden, teilte das Festival mit Sitz in Oestrich-Winkel mit. Fast die Hälfte der Konzerte sei ausverkauft gewesen. Rund 2800 Künstler seien zu Gast gewesen. Das am 26. Juni von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Kloster Eberbach bei Eltville eröffnete RMF soll an diesem Sonntag (5. September) mit einem Abschlusskonzert am selben Ort enden.
Im Sommer 2020 war das RMF als eines der größten vornehmlich privat finanzierten Festivals Europas der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen. Mit Blick auf die Saison 2021 mit strikten Corona-Regeln betonte Intendant Michael Herrmann: «Viele Künstler waren überglücklich, wieder spielen zu dürfen.» Sie hätten oft ein euphorisches Publikum erlebt. «Die anfängliche Zurückhaltung der Zuschauer beim Kartenkauf ging mit anhaltendem Festival zunehmend zurück», ergänzte Herrmann.
Mit auch coronabedingt neuen Konzertformaten wie etwa in der Wiesbadener Brita-Arena mit Zuschauern in Strandkörben und mit einem der größten mobilen Konzertsälen Europas vor dem Schloss Johannisberg bei Oestrich-Winkel konnte laut Herrmann eine positive Entwicklung fortgesetzt werden. Es war bereits die 34. Auflage des Konzertreigens mit überwiegend klassischer Musik, aber auch Ausflügen in Jazz und Pop.
Die meisten Konzerte gingen in Hessen beispielsweise in Kirchen, Weingütern und im Kurhaus Wiesbaden über die Bühne, aber auch das rheinland-pfälzische Ingelheim war ein Spielort. Die 35. Saison des 1987 gegründeten Konzertreigens ist vom 25. Juni 2022 bis 3. September 2022 geplant.
Abschluss zum Auftakt - Staatskapelle Dresden eröffnet Saison
Dresden (dpa/sn) - Im ersten Symphoniekonzert zum Saisonauftakt schließt die Sächsische Staatskapelle Dresden ab Freitag (19.00 Uhr) ein vor zwei Jahren begonnenes Projekt ab. Chefdirigent Christian Thielemann und das Orchester vollenden den Dresdner Beethoven-Zyklus sämtlicher Symphonien des Komponisten. In den insgesamt drei Aufführungen bis Sonntag erklingen in der Semperoper die Achte und die Neunte, die selten in einem Konzertprogramm kombiniert werden.
Laut Thielemann ist darin der gereifte Komponist erkennbar. «Beethovens Achte hat eine gewisse Doppelbödigkeit, die uns als Zuhörer etwas ratlos zurücklässt. Und bei der monumentalen Neunten vergessen wir oft, wie radikal sie dem damaligen Publikum vorgekommen sein muss», sagt er. Es sei ein «kleines Wunder, dass wir trotz aller Absagen und Spielplanänderungen unseren Beethoven-Zyklus wie geplant durch die Pandemie gebracht haben». Er sprach von einer «Durchdringung» und einem «wirklichen Verstehen dieser einmaligen Meisterwerke der Konzertliteratur».
Als Solisten sind neben dem Staatsopernchor die Sopranistinnen Hanna-Elisabeth Müller und Elisabeth Kulman, Tenor Piotr Beczala und Bass Georg Zeppenfeld auf der Bühne. Anschließend gastieren Thielemann und die Staatskapelle mit Werken von Beethoven in Essen und in der Hamburger Elbphilharmonie.
Dresdner Musikfestspiele gehen im November weiter
Dresden (dpa/sn) - Die Dresdner Musikfestspiele holen im Herbst Höhepunkte ihres aufgrund der Corona-Pandemie vom Mai verschobenen Programms «Dialoge» nach. Zum Auftakt am 7. November macht Geigerin Anne-Sophie Mutter auf Tournee mit ihrem Stipendiaten-Ensemble Mutter's Virtuosi Station in der sächsischen Landeshauptstadt, wie die Intendanz am Donnerstag mitteilte. Sie spielen das Auftragswerk «Gran Cadenza» der in Berlin lebenden südkoreanischen Komponistin Unsuk Chin und Mozarts letztes Kammermusikwerk. Bis Ende November sind zudem ein Konzert mit der russischen Saxophonistin Asya Fateyeva und dem ungarischen Trompeter Tamás Pálfalvi sowie dem Dresdner La Folia Barockorchester sowie ein Kammerabend mit Sopranistin Mojca Erdmann, Klarinettist Jörg Widmann, dem russischen Pianisten Denis Kozhukhin sowie Festspielintendant und Cellist Jan Vogler geplant. Der Kartenvorverkauf beginnt am kommenden Montag.
Staatsoper Berlin startet mit Barenboim umsonst und draußen
Berlin (dpa) - Zum Saisonauftakt verwandelt die Staatsoper Berlin den benachbarten Bebelplatz in einen der größten Konzertorte der Stadt. Am 18. und 19. September lädt das Haus zur 15. Ausgabe der «Staatsoper für alle». Coronabedingt dürfen nach Angaben der Staatsoper Unter den Linden in diesem Jahr allerdings nicht mehr als 4000 Menschen zu Übertragung und Livekonzert auf den Platz.
Am Samstagabend steht die Übertragung von Mozarts Oper «Le nozze di Figaro» unter der Leitung von Generalmusikdirektor Daniel Barenboim auf dem Programm. Während die Bilder auf den Platz gestreamt werden, erlebt die von Regisseur Vincent Huguet in der Pop-Welt der 80er Jahre angesiedelte Fassung ihre Publikumspremiere in der Staatsoper. Im April musste pandemiebedingt alles digital bleiben.
Am Sonntag spielt dann alles live und draußen. Barenboim dirigiert die Staatskapelle und den Staatsopernchor, der in diesem Jahr sein 200-jähriges Jubiläum feiert. Auf dem Programm stehen Opernchöre etwa aus «Nabucco» oder «Tannhäuser» sowie Robert Schumanns zweite Sinfonie.
Reeperbahn-Festival verzichtet «leider, leider» auf 2G-Regel
2020 war das Reeperbahn-Festival Vorreiter in der Corona-Pandemie und probierte das Gefühl von coronagerechter Live-Musik aus. In diesem Jahr wären die Macher gern auch mit der 2G-Regel gestartet. Doch die Umsetzung ist vor allem in den kleinen Details noch zu kompliziert.
Hamburg (dpa/lno) - Das viertägige Reeperbahn-Festival wird entgegen der ersten Planungen neben geimpften und genesenen Besuchern nun doch auch lediglich auf Corona getestete Besucher reinlassen. «Wir werden leider, leider die Veranstaltung nicht nur für Geimpfte und Genesene umsetzen können», sagte Festivalchef Alexander Schulz am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg. An diesen Plänen habe das Team ursprünglich sehr lange gearbeitet und sie auch sehr gewollt, doch die enorme Heterogenität der Spielorte und der Künstlerinnen und Künstler und Speaker stehe dem entgegen.
Es könne deshalb schlicht nicht garantiert werden, dass wirklich alle Künstler und Mitarbeiter der Dienstleister ausschließlich genesen oder geimpft seien. «Wir buchen ja nicht nach geimpft oder genesen, sondern danach, ob sie in unser Programm passen. Und das können wir nicht vorgeben.»
Das 16. Reeperbahn-Festival beginnt am Mittwoch (22. bis 25. September) und bietet rund 300 Konzerte an 35 kleinen und größeren Spielorten. Schulz zufolge könnten an allen vier Tagen bislang etwa 15 500 Menschen die Veranstaltungen besuchen. Für die Fachbesucher sind rund 150 Programmpunkte mit mehr als 300 Speakerinnen und Speakern geplant.
Das Reeperbahn-Festival gilt sowohl als wichtiges Clubfestival und Musikspektakel als auch als renommierter Branchentreff. Zur Veranstaltung gehört auch die Verleihung des Anchor-Award an aufstrebende Musikerinnen und Musiker. Zur Jury gehören die Sängerin und Schauspielerin Yvonne Catterfeld, Emeli Sandé, Tom Odell, Tayla Parx, Jacob Banks sowie der Produzent Tony Visconti als Jury-Vorsitzender.