Großer Ring vor der Oper macht auf Stuttgarts Ring-Zyklus aufmerksam +++ Die Uninszenierbare - Mammutoper «Frau ohne Schatten» in Baden-Baden +++ Verdi-Oper «Aida» kommt 2024 als großes Arena-Spektakel auf die Bühne +++ Sommerliche Musiktage Hitzacker widmen sich Mozart - «Ein Wagnis»
Großer Ring vor der Oper macht auf Stuttgarts Ring-Zyklus aufmerksam
Stuttgart (dpa/lsw) - Nach dem Abschluss der Neuproduktion des «Ring des Nibelungen» öffnet sich der Vorhang der Staatsoper Stuttgart bis Ende April gleich acht Mal für den sogenannten «Ring»-Zyklus, also für eine Staffel von jeweils vier Teilen des Opernklassikers. Mit einem feuerroten riesigen Ring aus Sprühkreide und mit dem Durchmesser von 20 Metern will die Staatsoper die Aufmerksamkeit für Werk und Haus auf sich ziehen.
Nach der «Rheingold»-Premiere am Freitagabend (3.3./19 Uhr) steht als zweiter Teil «Die Walküre» an diesem Samstag (17 Uhr) auf dem Programm - gefolgt von «Siegfried» (10.3./16 Uhr) und schließlich der «Götterdämmerung» (12.3./16 Uhr). Der gesamte Zyklus wird zwischen dem 5. und 10. April auf der Stuttgarter Opernbühne wiederholt. Beide Zyklen werden von Generalmusikdirektor Cornelius Meister dirigiert.
Die Neuproduktion des «Ring des Nibelungen» hatte bereits Ende 2021 mit «Das Rheingold» begonnen. Um verschiedene Perspektiven zu gewinnen, wird jeder Teil von einem eigenen Regieteam verantwortet.
Die Uninszenierbare - Mammutoper «Frau ohne Schatten» in Baden-Baden
Sie gilt als ebenso faszinierend wie schwierig: «Die Frau ohne Schatten». Nun wagen sich die Osterfestspiele Baden-Baden an die Oper von Richard Strauss. Und das mit den Berliner Philharmonikern.
Baden-Baden (dpa/lsw) - Zu den zehnten Osterfestspielen wartet das Festspielhaus Baden-Baden mit der aufwendigsten Operninszenierung seiner Geschichte auf: Zum Auftakt am 1. April (18.00 Uhr) steht die Neuinszenierung der Strauss-Oper «Die Frau ohne Schatten» mit den Berliner Philharmonikern und ihrem Chefdirigenten Kirill Petrenko auf dem Programm. «Es ist eine Mammutherausforderung für alle», sagte Petrenko am Donnerstagabend. Bereits jetzt begleitet er die szenischen Proben im mit 2500 Plätzen größten deutschen Opernhaus in Baden-Baden.
«Die Frau ohne Schatten» gilt als eine der rätselhaftesten und faszinierendsten Opern von Richard Strauss: Die Ehefrau des Kaisers braucht einen Schatten, um ihren Mann vor der Versteinerung zu retten und Kinder bekommen zu können. Dafür muss sie einer armen Färberin Schatten und Fruchtbarkeit abkaufen. Im Mittelpunkt steht die Frage: Darf man sein Lebensglück auf dem Unglück anderer bauen?
Die Inszenierung des Märchens ist für die preisgekrönte Regisseurin Lydia Steier nach eigenen Angaben eine «Monsteraufgabe». Das Stück mit den verschiedenen Ebenen und Schnitten gilt ihr zufolge eigentlich als «uninszenierbar». Dem Publikum soll eine spannende Geschichte erzählt werden, während das Orchester in seiner ganzen Bandbreite gefordert ist.
«Für die fünf superlativen Partien braucht man die besten Stimmen», sagte Petrenko. In den Hauptrollen werden so zu erleben sein: Elza van den Heever (Die Kaiserin), Clay Hilley (Kaiser), Michaela Schuster (Die Amme), Miina-Liisa Värelä (Die Färberin) und Wolfgang Koch (Barak, der Färber).
Das Melodram basiert auf einem Text von Hugo von Hofmannsthal. Es entstand vor dem Ersten Weltkrieg, wurde aber erst danach aufgeführt. Petrenko sieht aktuelle Parallelen: Auch heute erlebe man wieder einen «völlig sinnlosen Krieg».
Die Berliner Philharmoniker stellen im Rahmen der Osterfestspiele weitere Komponisten aus dem musikalischen Wien um 1900 in den Mittelpunkt, darunter Gustav Mahler mit seiner 5. Sinfonie (2. und 3. April) sowie die «Vier letzten Lieder» von Richard Strauss am Osterwochenende. Im gleichen Programm dirigiert Petrenko Strauss' Tondichtung «Ein Heldenleben».
Die Osterfestspiele Baden-Baden werden von 2026 an künstlerisch neu ausgerichtet: Die Berliner Philharmoniker wechseln dann zurück nach Salzburg. Man gehe mit einem «lachenden und einem weinenden Auge», so ein Sprecher des Orchesters. In drei Jahren wird es dann wieder bei dem Salzburger Festival spielen, das der damalige Chefdirigent Herbert von Karajan 1967 mit den Philharmonikern gegründet hatte. Trotz Rückkehr zur «Uralt-Tradtition» sollen die Beziehungen zu Baden-Baden nicht abreißen, wo man noch «drei fantastische Festspiele» gestalten will.
Verdi-Oper «Aida» kommt 2024 als großes Arena-Spektakel auf die Bühne
Ein Elefant läuft über die Bühne, der blaue Nil fließt durch das Publikum und es riecht nach Gewürzen, Hitze und Blumen: Die berühmte Verdi-Oper «Aida» soll 2024 wieder in großen Arenen Europas begeistern. Jetzt wurden erste Szenen gezeigt.
Hamburg (dpa) - Für die geplante Neuauflage von Giuseppe Verdis berühmter Oper «Aida» kommt nicht nur ein fast fünf Meter großer, täuschend echter Elefant auf die Bühne - auch der Nil fließt als riesiges blaues Tuch über die Zuschauer hinweg: Im kommenden Jahr soll die berühmte Oper als Neuinszenierung nach langer Pause wieder in zahlreichen, europäischen Arenen erklingen. Die Premiere - der vor allem in Norddeutschland entstandenen Produktion - ist für den 2. Februar 2024 in Hamburg geplant, wie Produzent Jasper Barendregt am Donnerstag in Hamburg sagte.
«Es ist zwar eine Oper, aber wir haben daraus für die Arenen Europas ein Spektakel gemacht.» Die Zuschauerinnen und Zuschauer werden dabei nicht nur mit den Augen und Ohren ins Alte Ägypten entführt, auch Parfüm kommt in der Inszenierung zum Einsatz. «Sie werden das Alte Ägypten auch riechen können», versprach Barendregt.
Mit der Produktion reisen etwa 250 Menschen für zweieinhalb Monate durch 16 europäische Arenen. Darunter sind 60 Orchestermusikerinnen und -musiker und 40 Sängerinnen und Sänger. Dabei richtet sich die «Aida»-Produktion nicht nur an klassische Opernfans. Im Gegenteil: Die imposante Oper sei so inszeniert worden, dass sie auch ohne Vorwissen verständlich sei, sagte der Produzent weiter.
Dass die Aufführung in den großen Hallen Europas tatsächlich ein Fest für die Augen und Sinne werden könnte, deutete eine Probe für Journalisten am Donnerstag bereits an. So beeindrucken nicht nur die Videoprojektionen und die große Leinwand oberhalb der Bühne, die auch das Geschehen auf der Bühne zeigt. Auch ein 4,90 Meter großer Elefant spaziert bedächtig durch das Blickfeld der Zuschauerinnen und Zuschauer.
Erst auf den zweiten Blick ist zu erkennen, dass das Tier nicht echt ist. Es wird von neun Darstellern beinahe unsichtbar bewegt, im Inneren sitzt eine Puppenspielerin. Chor, Tänzer, ein klassisches Orchester, starke Solisten, regionale Kinderchöre und Statisten, mächtiger Kinosound sowie eine bis in den Innenraum reichende Inszenierung - so imposant wie das Original soll auch die neue Produktion werden, so Barendregt. «Es ist größer als groß und spektakulärer als man es je gesehen hat.» Rund 2,5 Millionen Euro kostet die Produktion den Angaben zufolge. Gestemmt wird sie von einer Tochterfirma des Veranstalters FKP Scorpio.
In «Aida» geht es um die Liebesgeschichte rund um die äthiopische Königstochter Aida, die Pharaonen-Tochter Amneris und den ägyptischen Heerführer Radames. Aida ist nach Ägypten entführt worden und Ramades schwankt zwischen seiner Liebe zu Aida und seiner Loyalität zu seinem Pharao. «Es ist ein zeitloser Stoff, der gleichzeitig sehr modern ist. Es geht um eine große Liebe, die zwei Länder miteinander verbindet», sagte Barendregt weiter. Verdis «Aida» wurde 1871 erstmals aufgeführt.
Sommerliche Musiktage Hitzacker widmen sich Mozart - «Ein Wagnis»
Hitzacker (dpa/lni) - Die 78. Sommerlichen Musiktage Hitzacker stehen vom 29. Juli bis 6. August unter dem Motto «Hi. Mozart». Das Hi stehe auch für Hitzacker, wo in einer Sommerwoche nicht nur Mozart, sondern auch gewagte Programme und viele neue Musiken gezeigt werden, wie Intendant Oliver Wille am Donnerstag bei einer Pressekonferenz im Wendland sagte.
«In einer Welt, in der es damals schon drunter und drüber ging, hat er es geschafft sich zu konzentrieren», betonte Wille. Man wage sich an einen Komponisten heran, den alle mögen und bewundern: «Für uns Interpreten ist es immer wie auf rohen Eiern zu laufen. Es ist ein Wagnis.»
Der Gesamtetat des Trägervereins ist 2023 mit etwa 410 000 Euro etwas kleiner. 30 000 Euro sind der Zuschuss des Landes, Sponsoren und Förderer leisten zudem einen großen Beitrag. «Bei einer Auslastung von 60 Prozent sollte das finanzierbar sein, aber ohne die öffentliche Hand wäre es nicht machbar», sagte Christian Strehk, Vorstandsvorsitzender des Festival-Trägervereins. In den vergangenen Jahren habe man es mit guter Zuschauerauslastung geschafft, ohne Corona-Hilfen aus Berlin klarzukommen. 2022 habe man mit 6000 verkauften Tickets noch nicht das Vor-Corona-Niveau erreicht und werde mit einem Defizit abschließen.
Niedersachsens Kulturminister Falko Mohrs (SPD) lobte das Festival als vielfältig und innovativ: «Das älteste Kammermusikfestival Deutschlands ist national wie auch international eine feste Größe, worauf wir stolz sein können.» Es habe sich ein Renommee aufgebaut und auch in den vergangenen, schwierigen Jahren Wege gefunden präsent zu sein.
Zur Eröffnung (29. Juli, 16.04 Uhr) entdecken zehn junge Künstler und Künstlerinnen der Quartett-Akademie und des Weirduos gemeinsam mit Wille Mozarts Klangwelt neu, wollen hier und da mit Musik bis hin zu Pop und Avantgarde hineinmischen. Schauspieler Ulrich Noethen kontrastiert das Programm mit Texten von Thomas Bernhard.