Berlin - Staraufgebot für ein Königsmörder-Paar: Mit Anna Netrebko und Plácido Domingo in den Titelrollen hat die Berliner Staatsoper Unter den Linden am Sonntag mit Giuseppe Verdis «Macbeth» einen rauschenden Erfolg gefeiert. Das Premierenpublikum im Saal und Tausende Musikfans vor einer Projektionswand unter freiem Himmel auf dem Bebelplatz jubelten den Sängern und Dirigent Daniel Barenboim zu.
Auch Regisseur Harry Kupfer bekam für seine düstere Neuproduktion des schottischen Königsdramas viel Beifall. Auf einer Leinwand ließen Kupfer und Bühnenbildner Hans Schavernoch Videos mit brennenden Kriegsfeldern, Feuerwerk und lodernden Wäldern laufen.
Kupfer versetzt die Shakespeare-Tragödie in das Italien des frühen 20. Jahrhunderts - Macbeth, seine Gegenspieler Banquo (Kwangchul Youn), Macduff (Fabio Sartori) und Malcolm (Florian Hoffmann) treten in schwer behangenen Uniformen auf - und erinnern zuweilen an Carabinieri (Kostüme: Yan Tax).
Unumstrittene Helden des Abends sind Netrebko, die mit ihrem dunklen Sopran als ehrgeizig-blutrünstige Lady Macbeth fulminant auftrumpft, und Domingo, der seit einigen Jahren im Bariton-Fach singt und als ihr labiler Gatte seine legendäre Bühnenpräsenz unter Beweis stellt. Sie bekommen immer wieder Szenenapplaus.
Zum Abschluss ließ sich das Ensemble nicht nur auf der Bühne feiern, sondern verneigte sich vor den Zuschauern, die sich unter freiem Himmel zum Opernabend versammelt hatten. Die Vorstellung wird am 21. Juni (20.15 Uhr) im Kulturkanal Arte gezeigt.