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Die russische Justiz hat die bislang wichtigste Rückgabe von "Beutekunst" an Deutschland vorerst verboten. Die Generalstaatsanwaltschaft in Moskau stellte sich gestern erstmals auf den Standpunkt, die wertvolle Sammlung mit Zeichnungen von Dürer, Rembrandt und van Gogh aus der Bremer Kunsthalle sei durch "Ersitzung" Eigentum des russischen Staates geworden.
Die Rückgabe wird seit Jahren verhandelt und war nun für den 29. März geplant.Die 364 Exponate seien zwar 1945 auch nach russischem Recht gesetzwidrig in die Sowjetunion gelangt, erklärte die Behörde gestern. Inzwischen seien die Eigentumsansprüche der Kunsthalle jedoch verjährt. Außerdem gebe es keinerlei Dokumente, die einen deutschen Anspruch auf die Kunstwerke begründen würden. Vorkriegskataloge und Stempel der Kunsthalle Bremen auf der Rückseite der Zeichnungen seien nicht ausreichend, urteilten die Staatsanwälte.
Kulturminister Michail Schwydkoi hatte mehrfach angekündigt, die Sammlung Ende März nach Bremen zurückzugeben. Dagegen hatte die russische Staatsduma protestiert.
Der sowjetische Hauptmann Viktor Baldin hatte die Sammlung bei Kriegsende 1945 auf eigene Faust nach Russland gebracht. Später bemühte er sich bis zu seinem Tod im Jahr 1997 um eine Rückgabe der Blätter nach Bremen. Er bewahrte die Sammlung zunächst im Architektur-Museum von Moskau auf, dessen Direktor er war. Seit den 1990er Jahren lagern die Zeichnungen in der Eremitage in St. Petersburg.