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Domspatzenprobe 2006. Foto: Hufner
Bayerns Knabenchöre, hier die Regensburger Domspatzen, zieht es nach Corona-Pause auf die Bühne. Foto: Hufner
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Bayerns Knabenchöre zieht es nach Corona-Pause auf die Bühne

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Regensburg (dpa/lby) - Zum Leben eines Chorknaben gehören neben vielen Gesangsproben auch Konzertreisen und Auftritte auf großen Bühnen. Das Coronavirus hat den Mitgliedern bayerischer Knabenchöre in den vergangenen zwei Jahren weitgehend einen Strich durch die Rechnung gemacht. Im dritten Pandemiejahr soll es aufwärts gehen, wie die Leiter der Regensburger Domspatzen sowie des Windsbacher Knabenchores und des Tölzer Knabenchores unisono sagen. Die Planungen für Konzerte laufen ebenso wie die Werbung des Sängernachwuchses.

Bei den Regensburger Domspatzen ist gar ein historischer Moment zu erwarten: Dann nämlich, wenn im Herbst erstmals in der mehr als 1000-jährigen Geschichte des Chores Mädchen aufgenommen werden. Es soll einen eigenen Domspatzen-Mädchenchor geben, die Schülerinnen können in sämtlichen Jahrgangsstufen einsteigen - allerdings noch nicht in das Internat. Dafür müssten Umbauten vorgenommen werden.

Die Suche nach einer Chorleitung und das Vorsingen der Mädchen laufen. Zehn Männer und Frauen hätten sich als Dirigenten beworben, sagt Domkapellmeister Christian Heiß. Nach einem Vorstellungsgespräch müssen sie noch vor den Knaben zum Dirigieren antreten. Auch was die Suche nach Sängerinnen betrifft, ist Heiß zuversichtlich. Das erste Mädchen habe im Dezember vorgesungen, inzwischen hätten sich weitere vorgestellt. Die Aufnahmeprüfung unterscheide sich nicht von der der Buben, das Repertoire später aufgrund anderer Stimmlagen schon.

Grundsätzlich sei während der beiden Corona-Jahre die Zahl der Schüler, die sich um Aufnahme in den Chor bewarben, zurückgegangen. Singen habe zu Beginn der Pandemie schnell als gefährlich gegolten, blickt Heiß zurück. «Und wer geht dann schon auf eine Schule, für die Singen wesentlich ist.» Auch für die Absolventen sei die Situation bitter gewesen, sie hätten zum Schluss ihrer Schulzeit keine Konzerte mehr absolvieren können - jedoch seien Auftritte bei Gottesdiensten im Dom unter Corona-Bedingungen noch möglich gewesen.

Gesangsproben unter Corona-Bedingungen - mit Abständen, in kleinen Gruppen oder in der Turnhalle oder per Online-Schalte - seien eine Herausforderung, so Heiß. Die Knaben seien beispielsweise individuell mehr gefordert, wenn sie alleine und nicht in der Gruppe stünden.

Ähnliche Erfahrungen während der Pandemie haben die Knabenchöre in Windsbach und Bad Tölz gemacht. «Der Proben- und Auftrittsalltag ist sehr viel komplizierter und aufwendiger geworden», berichtet die Sprecherin der Windsbacher Chorknaben, Jelena Torbica. Erst im Herbst 2021 habe der Chor nach eineinhalb Jahren wieder in voller Besetzung proben und auftreten können - dann sei die Delta-Welle gekommen «und nun arbeiten wir uns an Omikron ab». Es müsse immer wieder umbesetzt und umgeplant werden. «Aber man lernt auch, mit den Unwägbarkeiten umzugehen und dem Ganzen gelassener gegenüberzutreten.»

«Wir hatten eine lange Durststrecke bis Pfingsten 2021», sagt auch Barbara Schmidt-Gaden, Geschäftsführerin des Tölzer Knabenchores. Nun könnten die Kinder wieder zusammen proben. «Aber wir müssen dranbleiben, weil uns ein Jahr fehlt.» Auch auf der Bühne sollen die Buben wieder öfter stehen: 2022 seien Auftritte in Deutschland, Italien und in der Schweiz geplant.

Mädchenchöre sind zurzeit weder für die Tölzer noch für die Windsbacher ein Thema. Letztere hatten bereits vor gut 15 Jahren einen Versuch unternommen. Es habe monatlich Proben gegeben, sagte Torbica. Nach einiger Zeit hätte die Arbeit intensiviert werden müssen, um den Professionalitätsgrad zu steigern. Im ländlichen Umfeld von Windsbach wäre das aber nur durch eine Unterbringung der Mädchen im Internat möglich gewesen. Dazu seien damals lediglich 3 von 40 Mädchen bereit gewesen. Außerdem habe Geld für die Erweiterung des Internats gefehlt.

Der Chor zog schließlich nach Schweinfurt, wo er noch heute als «Junge Stimmen Schweinfurt» aktiv ist. Die Mädchen besuchen dort kein Internat und treffen sich regelmäßig an Wochenenden zum Proben. «Ich kann eigentlich nur das Beste über meine Mädels sagen. Sie sind mit Begeisterung dabei», sagt Leiterin Andrea Balzer. Chöre mit Internat könnten aber intensiver und dadurch auf höherem Niveau arbeiten.

Zudem könnten Knabenchöre - wie auch Heiß in Regensburg sagte - auf ein größeres Repertoire zurückgreifen. Denn diese haben nicht nur kindliche Sänger in Sopran und Alt, sondern mit jungen Männern nach der Pubertät auch Bass- und Tenorlage zur Verfügung. «Plötzlich erschließt sich durch den umfangreicheren Stimm-Ambitus beim Knabenchor das ganze Repertoire der Chormusik», sagt Balzer. «Das ist beim Mädchenchor nicht so.»

Auch der Tölzer Knabenchor ist nicht an ein Internat gekoppelt. Die Nachwuchswerbung findet in Grundschulen statt. Das sei angesichts der Corona-Inzidenzen schwierig gewesen, sagt Schmidt-Gaden. «Dadurch, dass die Zahlen im November wieder hoch waren, konnten wir nicht mehr in die Schulen gehen.» Deshalb seien nur 15 Nachwuchssänger rekrutiert worden. Normalerweise sind es 60 bis 80, von denen etwa die Hälfte bleibe. «Der Nachwuchs ist klein, aber sehr fein.»

Im Frühjahr seien weitere Castingaktionen der Tölzer in Schulen geplant. Die Regensburger Domspatzen setzen bei der Nachwuchsgewinnung auch auf Auftritte, sagt ihr Sprecher. Oft säßen Jungs im Publikum, die dann Interesse bekämen, sich vorzustellen. Eine Gelegenheit sich zu präsentieren haben die jungen Sänger jedenfalls Ende Mai beim gemeinsamen Knabenchorfestival in Bad Tölz.

 

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