Rudolstadt - Deutschlands größtes Festival für Folk- und Weltmusik im thüringischen Rudolstadt platzt aus allen Nähten. Nach Schätzungen der Veranstalter kamen in diesem Jahr knapp 100 000 Besucher. Das sei ein neuer Rekordwert nach etwa 90 000 Fans in den vergangenen Jahren, erklärten die Veranstalter zum Abschluss am Sonntag. «Wir stoßen an Kapazitätsgrenzen», sagte eine Sprecherin.
Die Auftritte von etwa 130 Bands aus 41 Ländern von Donnerstag bis Sonntag seien ausverkauft gewesen. Die Kassen hätten vorfristig geschlossen werden müssen. Während des Festivals, das seine Wurzeln in der DDR hat, verwandelt sich die Kleinstadt im Südosten Thüringens alljährlich in einen Treffpunkt tanzender Folkmusikfans, die Internationalität und Gemeinschaftsgefühl genießen. Das Spektrum auf den 27 großen und kleinen Bühnen reichte von Männergesängen aus Georgien bis zu Elektronik-Kompositionen mit den Thüringer Symphonikern.
Im Mittelpunkt stand 2017 aber Musik aus Schottland. Folk-Pop-Sängerin Amy Macdonald («This is the life») hatte das Festival eröffnet und Tausende angelockt. «Männer im Kilt, ein belagerter Whiskystand, Fahnen im Publikum: Wohl noch nie war ein Länderschwerpunkt so präsent wie Schottland in diesem Jahr», erklärte Programmdirektor Bernhard Hanneken.
Bei der nächsten und dann bereits 28. Auflage des Rudolstadt Festivals, das früher TFF Rudolstadt hieß, stehe vom 5. bis 8. Juli 2018 Musik aus Estland im Mittelpunkt, kündigten die Organisatoren an.
Vergeben wurden erneut die mit insgesamt 11 500 Euro dotierten Weltmusikpreise RUTH. Der Hauptpreis ging an den bayerischen Liedermacher und Kabarettisten Georg Ringsgwandl. «Für die Fähigkeit, seine Heimat Bayern künstlerisch ganz und gar zu erfassen, ihre Eigenheiten seinen Landsleuten vor Augen zu führen und sie den anderen - den Nichtbayern - verständlich zu machen, erhielt Ringsgwandl die RUTH 2017», so die Jury.
Der 68-Jährige arbeitete früher als Kardiologe, hat den Arztkittel aber vor mehr als 20 Jahren an den Nagel gehängt. Ringsgwandl ist für seine Programme mehrfach ausgezeichnet worden, etwa mit dem Salzburger Stier und dem Deutschen Kleinkunstpreis.
Geehrt wurden außerdem die Dresdner Gruppe Banda Internationale - für ihre Musik, aber auch für ihr kulturpolitisches Engagement gegen Pegida und Co in der sächsischen Landeshauptstadt, der Musikethnologe Max Peter Baumann und das Österreicher Quintett Alma.