Karlsruhe - Als Birgit Keil, langjährige Primaballerina des Stuttgarter Balletts, zur Spielzeit 2003/04 Direktorin des Balletts am Badischen Staatstheater Karlsruhe wurde, hatte diese Sparte ihr Publikum verloren und musste neu aufgebaut werden. Im November 2012 wurde das Karlsruher Ballettensemble zum Staatsballett ernannt. Die dapd-Korrespondentin Nike Luber sprach mit Birgit Keil über diese seltene Auszeichnung und ihre Pläne mit der Compagnie 2013.
dapd: Frau Keil, was bedeutet die Ernennung zum Staatsballett für Sie und die Compagnie?
Keil: Die Auszeichnung soll unsere Arbeit hier am Badischen Staatstheater würdigen. Das hat unser Ensemble und auch mich sehr gefreut. Ich war überrascht, wie groß das Presseecho darauf war. Wir haben als einzige Sparte des Hauses 100 Prozent Auslastung und das jüngste Publikum.
dapd: Wenn Sie auf die Anfänge in der Spielzeit 2003/04 zurückblicken: Welches waren die größten Herausforderungen?
Keil: Als wir in Karlsruhe anfingen, gab es kein Publikum mehr für den Tanz. Ich glaube, es war eine Fügung, dass der damalige Generalintendant Achim Thorwald mich angesprochen hat, ob ich die Leitung des Balletts übernehmen wolle. Ich habe spontan zugesagt. Ich hatte schon die Tanzstiftung Birgit Keil sowie die Akademie des Tanzes in Mannheim und war eigentlich ausgelastet. Aber das Badische Staatstheater gab mir die Möglichkeit, die jungen Tänzerinnen und Tänzer nach der Ausbildung weiter beruflich zu fördern. Und umgekehrt hätte der Neustart der Sparte Tanz in Karlsruhe ohne die Stiftung und die Akademie nicht funktioniert. Das Herz der neuen Compagnie waren die neun Tänzerinnen und Tänzer, die ich von der Akademie in Mannheim mitbrachte.
dapd: In welche Richtungen soll sich das Staatsballett Karlsruhe weiter entwickeln?
Keil: Entscheidend sind gleich bleibend hohe Qualität, Begeisterung und Entdeckungsfreude bei den Tänzern. Die bisherige Ausrichtung des Programms, die in jeder Spielzeit Klassiker, aber auch moderne gemischte Abende mit neuen Kreationen bringt, hat sich bewährt. Ich bin immer auf der Suche nach abendfüllenden Handlungsballetten. An den großen Produktionen kann man sich messen, da weiß man genau wo man selbst steht, denn da ist man vergleichbar.
Als deutsche Erstaufführung bringen wir am 16. März 2013 "In den Winden im Nichts" heraus, das dritte der vier großen Ballette von Heinz Spoerli auf Musik von Johann Sebastian Bach. Ich plane meine Programme aber auch immer im Blick auf die Talente im Ensemble. Gerne gebe ich Ensemblemitgliedern auch die Chance, als Choreograf etwas auszuprobieren.
dapd: Wo steht aus Ihrer Sicht das Staatsballett Karlsruhe in der deutschen Tanzszene?
Keil: Wir werden von der Presse immer mit den großen Häusern verglichen, haben aber nicht die Finanzen. Ohne Sponsoren könnten wir die großen Programme gar nicht machen. Und ohne die Studierenden der Akademie des Tanzes, die ein hohes Niveau haben, wären Klassiker wie "Giselle" nicht möglich. Der berühmte Choreograf Peter Wright wollte für "Giselle" in Karlsruhe im zweiten Akt, wenn die Geister der verstorbenen Bräute auftreten, 28 Tänzerinnen haben. Das ganze Karlsruher Ballettensemble besteht aus 15 Tänzerinnen und 15 Tänzern, aber wir konnten das Ensemble durch Tänzerinnen der Akademie ergänzen.
dapd: Wenn eine der guten Feen aus dem Ballett "Dornröschen" Ihnen drei Wünsche für 2013 anbieten würde, was würden Sie sich wünschen?
Keil: Mein Mann, Vladimir Klos, hat mal gesagt: "Du erwartest nichts und bekommst alles." Ich freue mich über jede Kleinigkeit. Wenn ich einen Wunsch habe, dann den, gesund zu bleiben und gebraucht zu werden. Für das Ballettensemble wünsche ich mir, dass es weiter gehen kann, hoffentlich nach vorne und nach oben.