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Orient und Okzident - 460 junge Künstler aus aller Welt in Bayreuth
Festival junger Künstler Bayreuth im Zeichen der Liebe
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Festival junger Künstler Bayreuth im Zeichen der Liebe

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Bayreuth - Seit 70 Jahren fördert das Festival junger Künstler Bayreuth weltweit Nachwuchsmusiker - daran soll auch die Corona-Krise nichts ändern. Unter dem Motto «Sommer of Love» beginnen an diesem Wochenende die Jubiläumsfestspiele mit Hunderten Teilnehmern aus mehr als 40 Nationen.

«In der Krise fehlen uns die Menschen, das Miteinander, und das führte zur Geburt des «Sommer of Love»», erklärte Intendantin Sissy Thammer. «Mit dieser Liebe drücken wir die Verantwortung aus für ein Miteinander.»

Allein zur Eröffnung würden normalerweise 1000 Einladungen verschickt, erzählte Thammer. «Wir haben 350, 400 Teilnehmende an so einem Tag, und das wäre zurzeit schon räumlich nicht zu verantworten.» Dieses Jahr spielen die Nachwuchsmusiker das 5. Brandenburgische Konzert von Johann Sebastian Bach nur für die Mitarbeiter und Förderer.

Während der gesamten Spielzeit verzichtet das Festival auf einen Chor und weitgehend auf Blasmusiker; zwischen Solisten werden durchsichtige Schutzwände aufgebaut. Statt in einer Jugendherberge schlafen die jungen Künstler in Einzelzimmern in Hotels.

Viele Nachwuchsmusiker aus dem Ausland können aber gar nicht erst einreisen. Das «International Online-Folk-Orchestra» kommt deshalb digital zusammen: Die Nachwuchsmusiker bekommen Noten für ihre Instrumente nach Hause geschickt. Mit einem Metronom über Kopfhörer sollen sie sicherstellen, dass sie die Volkslieder im richtigen Takt spielen und sich dabei filmen. Aus den Aufzeichnungen entsteht am Ende ein Orchestervideo, das beim Festival in Bayreuth und auf der Homepage gezeigt wird.

Bei einem anderen Workshop schalten sich die Musiker im Internet live von überall her zusammen, um das Spielen mit elektrischen Streichinstrumenten zu lernen. «Diese digitalen Projekte sind für uns hochinteressant, weil sie vollkommen neue Kreise für uns erschließen», sagte Thammer. «Wir haben Teilnehmende aus dem Kongo, aus Papua-Neuguinea. Die haben doch sonst gar kein Geld, nach Bayreuth zu reisen.»

In der Stadt finden bis zum 14. August mehr als 50 Aufführungen und Workshops statt - immer unter den geltenden Hygienevorschriften. Die Schauspieler der Sommerkomödie «Das kleine Welttheater» spielen beispielsweise auf Podesten, die sonst bei der Dressur von Zirkustieren eingesetzt werden, um den Abstand einzuhalten.

Auch die Zahl der Zuschauer ist begrenzt. Dafür kommen die Musiker direkt zu den Bayreuthern, wenn sie per E-Mail einen musikalischen Liebesbrief bestellen. «Die Liebesbriefe werden live gespielt», erklärte die Intendantin. «Solisten oder auch mal ein Duo gehen direkt zu den Leuten, machen die Tür auf und spielen - in der Bäckerei, in der Anwaltskanzlei, in Geschäften oder bei Freunden.»

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