Bautzen - 70-jähriges Bestehen, Uraufführung, neue Proberäume: das Sorbische National-Ensemble hat gleich mehrfach Grund zum Feiern. Doch die neue Spielzeit beginnt auch mit Sorgen.
«Wir waren - wir sind - wir werden sein» - unter diesem Motto führt ein neues Tanztheaterstück durch die wechselvolle Geschichte der Sorben in den vergangenen 100 Jahren. Die Inszenierung, die im Auftrag des Sorbischen National-Ensembles entstand, wird an diesem Freitag in Bautzen uraufgeführt. Thematisch spanne sich der Bogen von der Weimarer Republik bis in die Gegenwart, sagte Intendant Tomas Kreibich-Nawka. Mit dem Oratorienzyklus «Jahreszeiten» sei Musik des sorbischen Komponisten Korla Awgust Kocor (1822 - 1904) für die Zeitreise ausgewählt worden.
Der Ballettdirektor der Musikalischen Komödie der Oper Leipzig, Mirko Mahr, war als Choreograph für die große Bühnenproduktion in Bautzen engagiert worden. Das Libretto dafür schrieb der Theater- und Filmregisseur Philipp J. Neumann. Neben dem Ballett sind auch Chor und Orchester beteiligt. Mit der Uraufführung eröffnet das Drei-Sparten-Haus zugleich seine neue Spielzeit, in der auch das 70-jährige Bestehen gefeiert wird.
Als Sorbisches Volkskunstensemble war die Einrichtung mit Berufskünstlern 1952 gegründet worden. Exakt 70 Jahre nach dem ersten Auftritt im Cottbuser Theater ist am 21. Dezember ein Festprogramm am gleichen Ort geplant. Zudem gibt es bereits Anfang Oktober ein Jubiläumswochenende in Bautzen, unter anderem mit einem Tag der offenen Tür im modernisierten Stammhaus.
Nach Angaben von Kreibich-Nawka kosteten Sanierung und Umbau mehr als 2,8 Millionen Euro. So entstand ein Neubau mit Ballettsaal und Probenräumen für den Chor. Die Investition habe nicht nur für bessere Arbeitsbedingungen, sondern auch «für mehr Sichtbarkeit nach außen gesorgt», freut sich der Intendant.
Das Sorbische National-Ensemble versteht sich als professioneller Vermittler sorbischer Kultur im In- und Ausland. 93 Stellen werden derzeit aus dem Jahresbudget von rund 5,2 Millionen Euro bezahlt. Schon jetzt sei jedoch klar, dass die beginnende Saison damit nicht abgedeckt werden könne. «Wenn wir unseren Auftrag erfüllen wollen, reicht das Geld nicht», räumt Kreibich-Nawka ein. Unruhig sehe er deshalb den neuen Haushaltsverhandlungen entgegen.