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Barrie Kosky
Kosky-Debüt mit «Die Nase» in Londons Royal Opera gefeiert. Foto: Komische Oper Berlin
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Kosky-Debüt mit «Die Nase» in Londons Royal Opera gefeiert [update]

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London - Mit Dmitri Schostakowitschs Erstlingsoper «Die Nase» hat Barrie Kosky am Donnerstagabend im Royal Opera House Covent Garden sein Debüt gefeiert. Der Intendant und Chefregisseur der Komischen Oper Berlin begeisterte das Publikum mit seiner lebendigen und farbenfrohen Inszenierung des fantastischen Dreiakters. Die Oper, nach der gleichnamigen Erzählung des russischen Schriftstellers Nikolai Gogol (1809-1852), wurde erstmals überhaupt am Royal Opera House aufgeführt.

Sie erzählt die bizarre Geschichte des geheimnisvolle Verlusts der Nase von Kollegienassessor Kowaljow, der in einer vom Publikum gefeierten Marathon-Leistung von dem österreichischen Bassbariton Martin Winkler dargestellt wird. Die Gogol-Novelle gilt als eine beißende Satire auf Eitelkeit, Bürokratie und Korruption. Schostakowitsch (1906-1975) schrieb die Oper im Alter von 28 Jahren.

 

[update] Rezension von Anna Tomforde, dpa

Barrie Kosky lässt in der Royal Opera die Latex-Nasen tanzen

London - Riesige Latex-Nasen, Stepptanz und Tische mit fahrbarem Untersatz bietet Barrie Kosky für sein Debüt am Royal Opera House Covent Garden auf. Seine Inszenierung von «Die Nase», der Erstlingsoper von Dmitri Schostakowitsch, nach der gleichnamigen Erzählung des russischen Schriftstellers Nikolai Gogol, hat doppelten Nachrichtenwert: Die absurde Posse kam nach Koskys Willen damit erstmals überhaupt im Londoner Royal Opera House (ROH) auf die Bühne - und ihm gelang mit einer farbenfrohen, atemlosen Inszenierung ein glänzendes Debüt.

Wilder Tanz, emotionaler Chorgesang, leise Passagen und wirbelnde Schlaginstrumente sorgten unter der musikalischen Leitung von Ingo Metzmacher für Tempo und rasch wechselnde Stimmung. Jubelnder Beifall galt bei der Premiere am Donnerstagabend auch dem österreichischen Bassbariton Martin Winkler für seine Marathon-Leistung als der nasenlose Kollegienassessor Platon Kusmitsch Kowaljow. Der Londoner «Evening Standard» lobte am Freitag eine «überschwängliche, tobende Schau».

Kosky, Chef der Komischen Oper in Berlin, stellt das tragikomische Schicksal des aufstrebenden Beamten Kowaljow in den Kontext eines universellen Dilemmas. «Es geht um Angst und Verlust, die beiden großen Säulen der Theaterkunst», sagte er dazu in einem Gespräch mit dem ROH. Tod, Identität, Sexualität, Verfolgungswahn, Selbstgeißelung, Aufstrebertum und Prahlerei kommen ins Spiel.

Kowaljow, so Kosky, sei im Grunde ein höchst unsympathischer Mensch. Die Aufgabe des Regisseurs bestehe darin, den hässlichen, statussüchtigen Egozentriker dem Publikum in seiner «ganzen psychologischen Komplexität» nahezubringen. Der Zuschauer solle zu seiner Überraschung seine Sympathien für den «russischen Clown» entdecken.

Um dies zu erreichen, bestimmte der Regisseur Winkler für die Hauptrolle. «Ich habe dem Royal Opera House gesagt, entweder machen wir es mit Martin oder gar nicht», verriet Kosky. Auch auf einer englischen Übersetzung des Textes habe er wegen der schnellen Handlung und komplizierten Musik bestanden. Die Oper, die Schostakowitsch 1928 im Alter von 21 Jahren schrieb, sei technisch, musikalisch, bühnenbildnerisch und psychologisch eine Herausforderung. Die etwa 100 genannten Rollen werden von rund 30 Darstellern besetzt.

Diese Hürden überwindet Kosky in dem Dreiakter mit «reichlich visueller Vorstellungskraft», kommentierte das Fachblatt «The Stage» am Freitag. Es beschrieb die Inszenierung als «fast and furious» (schnell und wütend). Der im Libretto nicht vorgesehene Stepptanz einer Ballettgruppe von 11 großen Nasen werde ebenso in dauerhafter Erinnerung bleiben wie Metzmachers imposantes Zwischenspiel von Schlaginstrumenten. Trillerpfeifen der korrupt-hilflosen Polizei und Redaktionstische, die sich auf Fahrrad-Rikschas fortbewegen, zählen zu den Requisiten.

Der Herausforderung, den plötzlichen Verlust einer Nase darzustellen, begegnet Kosky damit, dass er allen Darstellern eine Latex-Nase verpasst - und nur einer sie verliert. Das «simple» Bühnenbild von Klaus Grünberg vermittelt die Atmosphäre von St. Petersburg mit schlichten Laternenlampen. «Man muss fühlen, dass man in der Stadt des Hauptdarstellers ist», sagte Kosky dazu. Im Theater, und besonders in der Oper, komme es darauf an, dass die «Bedeutung von den Darstellern, und nicht vom Bühnenset, vermittelt wird».

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