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 Tre Volti - Drei Blicke auf Liebe und Krieg, Musiktheater mit Monteverdi, Musik: Annette Schlünz. Foto: SWR, Witt
Tre Volti - Drei Blicke auf Liebe und Krieg, Musiktheater mit Monteverdi, Musik: Annette Schlünz. Foto: SWR, Witt
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Liebe in Zeiten der Drohnen - Applaus für «Tre Volti» in Schwetzingen

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Schwetzingen - Es ist ein Wagnis: Die Schwetzinger Festspiele beginnen mit einem durchaus sperrigen Stück über Liebe und Krieg. Gelingt der neuen Leiterin Heike Hoffmann die geplante Mischung aus unkonventionellen Dramaturgien und neuen Formaten?

Mit der Parabel «Tre Volti - Drei Blicke auf Liebe und Krieg» über eine zunehmend abstumpfende Gesellschaft sind die Schwetzinger Festspiele mit Applaus in ihr 66. Jahr gestartet. Für das etwa 90 Minuten lange Musiktheater über eine Drohnenpilotin und einen Mobiltelefonhändler gab es im historischen Rokokotheater der badischen Stadt am Freitagabend reichlich Zuspruch. Grundlage für das vielschichtige Werk, das auch an diesem Sonntag (30.) aufgeführt wird, ist ein Madrigal des italienischen Komponisten Claudio Monteverdi (1567-1643). Bei den vom SWR veranstalteten Festspielen gehen bis zum 27. Mai insgesamt 51 Veranstaltungen über die Bühne.

In «Tre Volti» ringen Clorinda (Petra Hoffmann) und Tancredi (Dietrich Henschel) um die Reste ihrer Liebe. Auf Hoffmanns giftig-süßen Sopran antwortet Henschel dabei immer wieder mit raumgreifendem Bariton. Textfragmente werden gegrummelt, Musiker rufen Schlagworte. Das erweiterte Orchester Concerto Köln (Leitung: Arno Waschk) spielt auf einem riesigen Gerüst auf der Bühne. Stehlampen werfen fahles Licht, die Kulisse mit zwei Waschmaschinen bildet einen schroffen Kontrast zum frühklassizistischen Theater.

Das Team um Annette Schlünz (Komposition), Ulrike Draesner (Text) und Jeremias Schwarzer (Musikalische Leitung) interpretierte das Thema «Liebe und Krieg» aus heutiger Sicht. Dabei geht es auch um die Verbindung der historischen Vorlage mit modernem Sprechgesang. Das Team habe nach Schnittstellen zwischen alter und neuer Musik gesucht, sagte Schlünz: «Wir lassen Monteverdi immer wieder hereinleuchten.»

Die neue Festspielleiterin Heike Hoffmann, die von der Salzburg Biennale nach Baden kam, sprach nach der Uraufführung von einer «komplexen Produktion». Auch Schwetzingens Oberbürgermeister René Pöltl, einer der rund 500 Besucher der Eröffnung, lobte das durchaus sperrige Stück. «Das ist ein standesgemäßer Auftakt, der noch lange nachhallen wird», meinte der parteilose Politiker.

 

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