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Magische Nanny «Mary Poppins» verzaubert auf der Musical-Bühne. Foto: Hufner
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Magische Nanny «Mary Poppins» verzaubert auf der Musical-Bühne

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Stuttgart - Ein Kindermädchen fliegt per Regenschirm in das Leben einer Londoner Familie und schlägt alle mit Charme, Fantasie und Liebenswürdigkeit in seinen Bann. Disneys «Mary Poppins»-Film aus den 60ern genießt Kultstatus. Das Musical ist nun auch in Deutschland zu sehen.

London bei Nacht, trübes Regenwetter und eine Familie, die an ihren eigensinnigen Kindern zu verzweifeln droht. Die herbeigesehnte Rettung steht eines Tages mitten im Wohnzimmer der Familie Banks: Mary Poppins meldet sich zum Dienst. Die findige Nanny vollführt magische Tricks, fischt einen Garderobenständer und ein ganzes Bett aus ihrer eigentlich leer aussehenden Tasche. Und sie baut ein Wort für die Ewigkeit: Supercalifragilisticexpialigetisch.

1964 schwebte Mary Poppins im gleichnamigen Musicalfilm an ihrem Regenschirm über die Leinwand, Hauptdarstellerin Julie Andrews gewann für ihre Rolle den Oscar. Nun kommt die Bühnenversion auch nach Deutschland. Am Sonntagabend besuchten rund 1800 Gäste die Premiere im Apollo Theater in Stuttgart. Das Publikum feierte die Darsteller mit minutenlangen Standing Ovations.

Elisabeth Hübert spielt die Rolle der Mary Poppins auf der Bühne mit einer überzeugenden, strengen Liebenswürdigkeit. Am Anfang überraschend ist eine gewisse Eitelkeit, die im Film nicht in dieser Form zum Tragen kommt. Die 29-jährige Hübert wurde 2008 als Gewinnerin der TV-Show «Ich Tarzan, du Jane!» bekannt, die ihr die Hauptrolle im Disney-Musical «Tarzan» in Hamburg einbrachte. Auch in «Chicago» und «Wicked» sang sie als Solistin.

Der Schornsteinfeger, Maler und Straßenfeger Bert, gespielt von David Boyd, ist im Musical, im Gegensatz zum Film, schon etwas mehr als «nur» Mary Poppins' guter Freund, mit dem die Nanny und die Kinder in bunte Fantasiewelten reisen. Bert überbrückt zwischen und in den Szenen mit richtungweisenden Dialogen, gewagter Akrobatik und einem Stepptanz über Kopf und nur mit zwei Stahlseilen gesichert rund um den Rahmen der Bühne - ein Highlight der gut strukturierten und durchdachten Aufführung.

Für Lacher sorgt der sächselnde Polizist auf der Bühne, der immer wieder auf Regeln, Zucht und Ordnung hinweist - von Mary und den Kindern natürlich geflissentlich ignoriert. Es ist nicht der einzige Dialekt, der auf der Bühne gebraucht wird - auch das Schwäbische kommt nicht zu kurz.

Das Bühnenbild passt sich immer wieder an die Geschichte an. Wie ein Buch entfaltet sich das Haus der Banks-Familie. Die Bank, in der Vater Banks arbeitet, verwandelt die Bühne in einen kalten Saal mit hohen Decken und Angestellten, die im Trott ihrer Arbeit nachgehen. Auch Choreografien, die Lieder und die Kostüme ziehen die Zuschauer in das Geschehen. Alles wippt oder klatscht im Takt.

Tiefgründiger als im Film widmet sich das Musical Themen wie Arbeitslosigkeit, moralischen Werten, Rollenbildern und Abschieden. Mary Poppins verlässt im Stück vorübergehend die Familie und überlässt das Feld der ehemaligen Gouvernante von Mr. Banks - wegen ihrer düsteren, diktatorischen und sadistischen Eigenschaften Höllenhund genannt. Mary wird zur Heldin, als sie unverhofft wiederkommt, die böse Hexe in einen Käfig sperrt und die Kinder Michael und Jane rettet.

Das Publikum bekommt bis zum Schluss immer wieder eine Portion Musical direkt ab. Natürlich geht Mary Poppins mit ihrem nicht wegzudenkenden Schirm in die Luft, dazu leuchten Sterne im ganzen Saal. Die Geschichte von Mary Poppins bleibt auch auf der Bühne ein Stoff, aus dem Träume sind.

 

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