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Mischung aus blutiger Mafia-Oper und Barock-Musik begeistert

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Schwetzingen - Mit der Oper «Iphigenie auf Tauris» von Tommaso Traetta hat das Festival «Winter in Schwetzingen» begonnen. Die Geschichte um ein antikes Geschwisterpaar spielt in einem Mafiadorf. Manche Szenen haben es in sich.

 

Das zahlende Ü50-Publikum war begeistert - aber auch etwas pikiert. Denn bei der Eröffnung des Barock-Festivals «Winter in Schwetzingen» gab es am Sonntag neben herausragenden Leistungen der Musiker und Sänger auch kurzen Oral-Sex und ein Blutbad zu sehen. Vor allem deshalb erntete der junge Regisseur Rudolf Frey bei der deutschen Erstaufführung der Oper «Iphigenie auf Tauris» von Tommaso Traetta (1727-1779) nach 150 Minuten auch einige Buh-Rufe.

Dabei verlegte der 30-jährige Österreicher den antiken Stoff um das mystische Geschwisterpaar Iphigenie (Aleksnadra Zamojska) und Orest in ein süditalienisches Mafia-Dorf. Die Schwester soll den zuerst unbekannten Bruder töten, der in eindrucksvoller Weise von dem Countertenor Artem Krutko in Szene gesetzt wird. Orest war nach der Tötung seiner Mutter, die wiederum den Vater Agamemnon ins Jenseits befördert hatte, nach einem Orakelspruch nach Tauris gekommen. Nun soll er wie jeder Fremder von der Schwester geopfert werden, die im Heiligtum der Göttin Artemis als Priesterin arbeitet.

Im 18. Jahrhundert hatten sich viele Komponisten und Schriftsteller dem damals populären Mythos gewidmet. Nach drei Akten tötet Iphigenie den tyrannischen und zu wenig finster wirkenden Mafiapaten Thoas (Namwon Huh) unvermittelt mit einer Pistole. Dieser hatte sie nach erniedrigendem Oral-Sex noch zwingen wollen, ihren Bruder, seinen Begleiter Pylades (Irina Simmes) und ihre Vertraute Doris (Rinnat Moriah) wie ein Lamm mit dem Messer die Kehle durchzuschneiden. Als sie sich weigert, will der Pate die Verurteilten selbst abstechen und bricht in der fortwährend heiteren und hörenswerten Barock-Musik zusammen.

Insgesamt sind zehn Aufführungen des Musiktheaters geplant. Neben der Opernproduktion gibt es bis zum 15. Februar in den Gebäuden des Schwetzinger Schlosses (Rhein-Neckar-Kreis) bei Heidelberg verschiedene Konzerte, unter anderem mit dem international bekannten Countertenor Valer Sabadus. Der aus Rumänien stammende Künstler will am 24. Januar mit einem bunten Programm mit Werken von Georg Friedrich Händel bis Christoph Willibald Gluck an die berühmten Kastraten der Barockzeit erinnern.

Christian Jung

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