München - Die Münchner Biennale für zeitgenössisches Musiktheater will sich ab dem kommenden Jahr mehr mit der Kulturszene der bayerischen Landeshauptstadt vernetzen. "Wir wollen das Festival in der Stadt stärker erden", sagte Peter Ruzicka, künstlerischer Leiter des Festivals, am Donnerstag in München. Im Zentrum der 13. Münchener Biennale (3. bis 19. Mai 2012) unter dem Motto "Der ferne Klang" stehen wieder drei Uraufführungen von Auftragswerken der Landeshauptstadt München.
Das Motto soll an Franz Schrekers gleichnamige Oper erinnern, die 1912 in Frankfurt am Main uraufgeführt wurde und als Pionierwerk der musikalischen Moderne gilt.
Alle drei Opern-Uraufführungen thematisieren, sagte Ruzicka, die "Geschichte eines existenziellen Verlustes und den Versuch seiner Überwindung". So basiert die Oper "L'Absence" der in Oldenburg geborenen Komponistin Sarah Nemtsov auf Edmond Jabès "Buch der Fragen", eine Auseinandersetzung mit dem Holocaust. "Mama Dolorosa", ein neues Werk der koreanischen Komponistin Eunyoung Kim, handelt von einer Mutter im modernen Seoul, die ihren vergötterten Sohn in Sphären der Kriminalität abdriften sieht. Die Oper "Wasser" des aus Heidelberg stammenden Komponisten Arnulf Herrmann thematisiert den Erinnerungs- und Persönlichkeitsverlust ihres Protagonisten.
"Biennale Special" soll für stärkere Verknüpfung sorgen
Eine stärkere Bindung an die Münchner Kulturszene soll mit "Biennale Special" versucht werden. Dazu gehört das Kinderprojekt "Musik zum Anfassen", in dem 90 Kinder aus vier Münchner Schulen ein eigenes Musiktheaterwerk erarbeiten. Die Münchner Volkshochschule veranstaltet zwei Workshops zu Uraufführungsprojekten der Biennale, in denen Interessierte Einblicke in den Entstehungsprozess einer Oper gewinnen können.
Die Biennale wurde 1988 von dem Komponisten Hans Werner Henze ins Leben gerufen. Seit 1996 verantwortet der Komponist und Musikmanager Peter Ruzicka Konzept und Programm der Biennale. Das alle zwei Jahre stattfindende Festival gilt als europaweit bedeutendstes Forum für moderne Opern. Im Rahmen der Biennale wurden schon 85 neue Musiktheaterwerke geschaffen, von denen mehrere Eingang ins Repertoire der Opernhäuser gefunden haben. Ruzicka wird 2014 zum letzten Mal die Biennale betreuen. Ein Nachfolger für den renommierten Komponisten und Musikmanager steht nach Angaben des Münchner Kulturreferates noch nicht fest.