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Multi-Talent mit Hang zur Perfektion - Julia Fischer hat ihr eigenes Streichquartett gegründet

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Die Geigerin Julia Fischer, Solistin, Duo-Partnerin, Professorin, Musikbotschafterin an Schulen und Mutter eines kleinen Sohnes hat ein Streichquartett gegründet. An ihrer Seite spielen künftig der Bratschist Nils Mönkemeyer, der Geiger Alexander Sitkovetsky und der Cellist Benjamin Nyffenegger. Auf verschiedenen Festivals, z.B. in München, Wismar, Kopenhagen oder Ingolstadt, werden die Künstler im Sommer ihr Können unter Beweis stellen.

 

München - Ein bisschen streng wirkt sie um den Mund. Selbst vor ein paar Monaten, im launig-lockeren Geplauder mit Harald Schmidt, bleibt Julia Fischer bei aller Schlagfertigkeit kontrolliert, und es fällt keine einzige Antwort, die man korrigieren müsste. Die in München geborene Musikerin ist ein Profi, hochkonzentriert noch in Nebensächlichkeiten. Aber wer in der Liga der Superstars geigt - und das tut die 29-Jährige schon ihr halbes Leben -, darf sich keine Fehler erlauben. Der Anspruch ist gewaltig.

Umso erstaunlicher, was die Solistin, Duo-Partnerin, Professorin, Musikbotschafterin an Schulen und Mutter eines kleinen Sohnes alles unter einen Hut bekommt. Und weil ihr scheinbar immer noch Zeit bleibt, hat sie seit Kurzem ihr eigenes Streichquartett, mit dem es jetzt verstärkt auf Tour geht.

Natürlich hilft diese absolute Identifikation mit der Musik. Sie sei süchtig danach, erzählt Fischer gerne. Zur Disziplin muss sie sich gar nicht erst zwingen, das ging schon immer wie von selbst. Bereits im zarten Alter von drei Jahren wollte das kleine Mädchen aus Gauting bei München partout Musikerin werden. Ihre Puppe habe sie damals aus dem Bettchen genommen und statt dessen die Geige hineingelegt - womit die Prioritäten klar waren.

Zwei Konzerte an einem Abend
Doch neben dem unbedingten Willen sind da vor allem diese Fähigkeiten. Fischers Talent reicht für mindestens fünf Jobs der hochkarätigen Art. Wenn es die Geige nicht gäbe, hätte sie problemlos als Pianistin Karriere gemacht. Den öffentlichen Beweis tritt sie immer wieder in der Kammermusik an. 2008 hat sie sich in Frankfurt allerdings einen besonderen Traum erfüllt und an einem einzigen Abend zuerst ein Violin- und dann ein Klavierkonzert gespielt. Bravourös, wie es zur Künstlerin mit dem absoluten Gehör nun mal passt. Halbheiten sind ihre Sache nicht.

Überhaupt ist da dieses Streben nach Perfektion. Früher brachte ihr das manchmal die Kritik des allzu Glatten, Unterkühlten ein, aber genauso die Anerkennung beeindruckender Souveränität. Immerhin wurde sie mit noch nicht einmal 23 Jahren Deutschlands jüngste Professorin, also in einem Alter, in dem die meisten sich erst selbst und ihren Weg finden müssen. Womöglich fiel ihr Manches einfach zu leicht, nicht einmal so etwas wie Angst vor dem Auftritt kennt die zierliche Blonde, die manchmal auf atemberaubend hohen Hacken ihrer Kunst nachgeht.

Früher konnte sich Julia Fischer empören über aufreizend aufgemachte Musikerinnen auf CD-Covern. Da ist die Frau, die ihr Privatleben komplett unter Verschluss hält, etwas entspannter geworden. Doch die Musik steht für sie eindeutig im Vordergrund, das Publikum soll zuhören, nicht aufs Dekolleté starren.

Professoren-Kollege schwärmt von Fischers Fulminanz
In der Kammermusik funktioniert das oft besser, als bei den eher glamourösen Soloauftritten. Mag sein, dass sich Fischer auch deshalb ins intimere Quartettspiel stürzt, das "intensive Kommunizieren mit Freunden", wie sie es nennt. Ihr Münchner Professoren-Kollege Nils Mönkemeyer, der mit der Bratsche eine beachtliche Solo-Karriere gemacht hat, schwärmt förmlich von Fischers Fulminanz. Dabei könnten die beiden unterschiedlicher kaum sein. Julia sei längst ein Weltstar gewesen, während er eine verspätete Schlaghosen-Pubertät nachgeholt habe, witzelt er. Aber es hätte damals schon eine große Seelenverwandtschaft und ein intuitives Einvernehmen auf der Bühne gegeben. "Das ist bis heute so geblieben", sagt Mönkemeyer, und wenn Fischer, Geiger Alexander Sitkovetsky, Cellist Benjamin Nyffenegger und er loslegten, dann "sprühen die Funken". Jetzt müssen sich die Vier an den Koryphäen der Streichquartett-Kunst messen lassen.

(Konzerte: München - 13./14.7. solo, 15.7. Quartett; Yehudi Menuhin Festival Gstaad - 20.7. Duo mit Yulianna Avdeeva, 21./24.7. Quartett; Kloster Machern Bernkastel Kues - 27.7. Quartett; Audi Konzerte Ingolstadt, Schloss Leitheim -28./29.7. Quartett; Festspiele Mecklenburg Vorpommern, Wismar - 5.8. Quartett; Kopenhagen - 10.8. Quartett; Berlin - 17.8. Orchesterkonzert mit Daniel Müller-Schott)

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