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Pirna startet mit neuem Musikmuseum ins Wagner-Jahr

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Pirna - Pirna in Sachsen startet am Wochenende nach eigenen Angaben als erste deutsche Stadt ins Wagner-Jahr. Im Ortsteil Graupa wird am Sonntag (13. Januar) ein neues Musikmuseum zu Ehren Richard Wagners für Besucher offiziell eröffnet, kündigte René Schmidt, Geschäftsführer der Kultur- und Tourismusgesellschaft Pirna, an. In den vergangenen Jahren wurde dazu ein früheres Jagdschloss der Wettiner für rund sechs Millionen Euro saniert und umgebaut.

Ein scharfer Wind pfeift um das Jagdschloss im früheren Bauerndorf Graupa. Das Herrschaftshaus in traditionellen Beige-Tönen ist eine jener Prunkbauten, wie sie einst der sächsische Hof rund um die Residenzstadt Dresden errichten ließ. Der Immobilie drohte der Verfall, an diesem Wochenende (12./13. Januar) aber zieht neues Leben ein: Dann eröffnet ein Musikmuseum zu Ehren Richard Wagners.

Nach eigenen Angaben startet Pirna damit als erste deutsche Stadt in das Wagner-Jahr zum 200. Geburtstag des Komponisten. Wer durch die schwere Holztür des früheren Jagdschlosses tritt, wähnt sich in einer anderen Welt. Die Wandbespannung von Violett bis Rosé erinnert an die wallenden Umhänge des Komponisten. Eine interaktive und multimediale Ausstellung soll nicht nur Wagner-Freunde begeistern, sondern auch musikalischen Laien, sagt René Schmidt, der Chef der Kultur- und Tourismusgesellschaft Pirna.

"Es kommen überwiegend eingefleischte Wagner-Freunde"

Das Tor zur Sächsischen Schweiz, wie sich Pirna gerne nennt, ist mit der Eingemeindung Graupas 1999 zu einer Pilgerstätte für Wagnerianer geworden. Mit dem benachbarten Lohengrinhaus gibt es in dem Ortsteil bereits ein Museum - laut Schmidt das weltweit älteste zu Ehren des Musikers.

Das Gebäude liegt gerade einmal 50 Meter vom Jagdschloss entfernt und zählt jährlich rund 5.000 Opernfans. "Es kommen überwiegend eingefleischte Wagner-Freunde aus aller Welt", erklärt Christian Mühne, Musikwissenschaftler und langjähriger Leiter des 1907 gegründeten Hauses. In dem Haus hielt sich Wagner 1846 mit seiner ersten Ehefrau Minna zur Sommerfrische auf. Damals war er im nahen Dresden ein erfolgreicher Hofkapellmeister.

Zwischen ausgedehnten und offenkundig inspirierenden Wanderungen durch die landschaftlich reizvolle Umgebung entstand der Kompositionsentwurf seiner Oper "Lohengrin". 1881 kehrte er mit seiner zweiten Gattin für einen Besuch nach Graupa zurück.

Das neue Musikmuseum im Jagdschloss, das als Ergänzung zum Lohengrinhaus konzipiert ist, beherbergt im Obergeschoss einen Kammermusiksaal mit knapp 200 Plätzen. Das Museum selbst verfügt über sechs Themenräume, deren inhaltlicher Schwerpunkt auf der frühen Schaffensperiode Wagners und insbesondere seiner sächsischen Jahre liegt, sagt Heinz-Ulrich Gisselmann, ein echter Wagnerianer und Präsident des örtlichen Gaßmeyer-Förderkreises.

Der Jurist gilt als einer der maßgeblichen Wegbereiter des neuen Musikmuseums, das seit 2007 geplant und für etwa sechs Millionen Euro aus verschiedenen Fördertöpfen und Zuwendungen der Sparkassen-Stiftung realisiert wurde.

Holografie mit Bühnenbildern

Von Wagners sächsischen Jahren ausgehend wird im Museum an interaktiven Stationen gezeigt, wie Wagnersche Oper entstanden - von der Dichtung über Komposition bis hin zur Inszenierung und der Umsetzung auf der Bühne. Eine Holografie zeigt verschiedene Bühnenbilder berühmter Wagner-Werke. 10.000 Besucher pro Jahr sind die Vision der Graupaer Wagner-Freunde und der Stadt Pirna als Träger der Einrichtung. Eine gewisse Vorbildung sei für den Besuch sinnvoll, meint Pirnas Kulturchef Schmidt insbesondere auch mit Blick auf Schulklassen, für die ebenfalls spezielle Programme ausgearbeitet werden. Das Museum setzt auf das Motto "Keine Angst vor Wagner - Oper ist ein Erlebnis!".

Das Graupaer Jagdschloss, zu Wagners Zeit nur noch mit Gutshoffunktion, hat der Komponist nach bisherigen Erkenntnissen nie besonders erwähnt, sagt Wagner-Kenner Gisselmann. "Er muss es aber beim Start zu seinen Ausflügen in die Bergwelt der Sächsischen Schweiz wahrgenommen haben." Auch muss der extravagant gekleidete Wagner in dem Bauerndorf aufgefallen sein. Allerdings gibt es auch hierzu keine schriftlichen Quellen. Neben dem Lohengrinhaus und dem Jagdschloss können die Wagnerianer noch einen Richard-Wagner-Kulturpfad abschreiten, sich dabei wie der Komponist in der Sommerfrische fühlen und den Blick über das aufgeweitete Elbtal hinüber zum Barockgarten Großsedlitz genießen. Zudem steht im nahen Liebethaler Grund das mit 12,50 Meter größte Richard-Wagner-Denkmal der Welt.

http://www.richardwagnermuseum.de

 

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