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Blick auf Salzbrug. Foto: Hufner
Salzburger Osterfestspiele mit Tanz und Elektro erfolgreich. Foto: Hufner
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Ruzicka will Osterfestspiele Salzburg dramaturgisch erneuern

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Salzburg - Der neue Geschäftsführende Intendant der Osterfestspiele Salzburg, Peter Ruzicka (67), will das Traditionsfestival dramaturgisch schärfen. «Beim Hauptwerk, der jährliche Opern-Neuinszenierung, werden wir weiterhin auf die großen Werke der Opernliteratur des 19. Jahrhunderts setzen. Ich möchte aber die einzelnen Aufführungen und Konzerte thematisch stärker vernetzen», sagte Ruzicka im dpa-Interview.

Im Mittelpunkt der Saison 2016 steht Giuseppe Verdis Oper «Otello», die unter Leitung von Stardirigent Christian Thielemann (56) am 19. März Premiere im großen Festspielhaus hat. Die Festspiele dauern bis zum 28. März.

Das diesjährige Programm kreise um Figuren William Shakespeares und beziehe dabei auch neuere Partituren ein. Das Osterfestival, das nächstes Jahr 50 Jahre alt wird, sieht Ruzicka als eine Art Dirigentenporträt. «Nach Herbert von Karajan, der das Festival gegründet hat, standen Claudio Abbado und Simon Rattle im Mittelpunkt des Programms. Jetzt haben wir die Möglichkeit, die Universalität des herausragenden Dirigenten Christian Thielemann mit einem ebenso herausragenden Orchester, der Sächsischen Staatskapelle, in Salzburg ganz kompakt zu erleben.»

Ruzika lebt als Komponist, Dirigent und Musikmanager in Hamburg. Er war Intendant der Hamburgischen Staatsoper und der Salzburger Festspiele und leitete viele Jahre die Münchner Biennale für zeitgenössisches Musiktheater.

 

Interview Georg Etscheit, dpa

Mit Peter Ruzicka steht jetzt einer der erfahrensten Musikmanager Deutschlands an der Spitze der Salzburger Osterfestspiele. Er will den österlichen Veranstaltungsreigen behutsam zur Moderne öffnen.

Frage: Herr Ruzicka, Sie wollten doch eigentlich nur noch komponieren und keine administrativen Aufgaben mehr übernehmen...

Antwort: Das habe ich in der Tat in mehreren Interviews so gesagt. Aber mit Christian Thielemann verbindet mich eine 25-jährige künstlerische Freundschaft, seit er unter meiner Intendanz an der Hamburgischen Staatsoper seinen ersten «Tristan» (Oper von Richard Wagner) realisiert hatte. Seither wollten wir immer mal etwas zusammen verantworten. Diese Chance bietet sich nun bei den Osterfestspielen.

Frage: Die Osterfestspiele standen ja immer ein wenig im Schatten des berühmten Sommerfestivals, der Salzburger Festspiele. In den letzten Jahren haben auch die Salzburger Pfingstfestspiele unter Cecilia Bartoli an Aufmerksamkeit gewonnen. Drohen die Osterfestspiele ins Abseits zu geraten?

Antwort: Nein, die Osterfestspiele stehen auch dieses Jahr ganz im Fokus. Sie sind etwas weltweit Exklusives, eine Art weit gespanntes Dirigentenporträt. Nach Herbert von Karajan, der das Festival für seine Berliner Philharmoniker gegründet hatte, und seinen Nachfolgern Claudio Abbado und Simon Rattle haben wir jetzt die Möglichkeit, die Universalität eines herausragenden Dirigenten wie Christian Thielemann mit einem ebenso herausragenden Orchester, der Sächsischen Staatskapelle, in Salzburg ganz konzentriert zu erleben. Die Staatskapelle ist ja eines jener Orchester, die sich einen eigenen, typischen Klang erhalten haben, der von Thielemann intensiv gepflegt wird. Man kann da schon von einer Ära sprechen.

Frage: Sie meinen den sogenannten «deutschen Klang»?

Antwort: Ein problematischer Begriff. Ich meine da ein volles und intensives Klangbild, das sich deutlich abhebt von der eher neutralisierenden Brillanz etwa der US-amerikanischen Orchester. Wenn man das «deutsch» nennen will, bitte sehr.

Frage: Wollen Sie bei den Osterfestspiele dramaturgisch etwas verändern?

Antwort: Beim Hauptwerk der Festspiele, der jährliche Opern-Neuinszenierung, werden wir weiterhin auf große Werke der Opernliteratur des 19. Jahrhunderts setzen, die in exemplarischen Produktionen immer wieder neu entdeckt werden müssen. Ich möchte aber die einzelnen Aufführungen und Konzerte thematisch stärker vernetzen. So kreist das diesjährige Programm um Shakespeares Figuren und bezieht dabei auch neuere Partituren ein. Für die kommenden Jahre plane ich weitere Kontrapunkte, die hoffentlich Neugier wecken.

Frage: Wäre es nicht sinnvoll, wenn die Osterfestspiele perspektivisch, wie das Pfingstfestival, unter das Dach der Salzburger Sommerfestspiele schlüpfen würden?

Antwort: Dies ist vor Jahren einmal diskutiert worden, würde aber mit der Exklusivität des Festivals kaum in Einklang zu bringen sein. Eher ist an gelegentliche Kooperationen mit den Sommerfestspielen zu denken. Hierüber habe ich bereits mit dem künftigen Intendanten der Salzburger Festspiele, Markus Hinterhäuser, gesprochen. Ansonsten ist die Basis eine Koproduktion der Opern mit der Dresdner Semperoper, wo ja Christian Thielemann als Chef der Staatskapelle wirkt.

Frage: Die Osterfestspiele gelten seit Ihrer Gründung als Luxusfestival mit exorbitant hohen Preisen. Bleibt es dabei?

Antwort: So hoch sind die Preise bei uns gar nicht. Sie liegen nur etwa fünf bis zehn Prozent über den Preisen im Sommer. Aber grundsätzlich wird es bei der jetzigen Finanzkonstruktion bleiben mit hohen Eigeneinnahmen und einer streng limitierten Ausfallshaftung der öffentlichen Hand. Es wird aber weiterhin das «Konzert für Salzburg» geben mit sehr erschwinglichen Preisen.

ZUR PERSON: Peter Ruzika wurde 1948 in Düsseldorf geboren. Er lebt als Komponist, Dirigent und Musikmanager in Hamburg. Er war Intendant der Hamburgischen Staatsoper und der Salzburger Festspiele und leitete viele Jahre die Münchner Biennale für zeitgenössisches Musiktheater.

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