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Sächsische Staatskapelle: Jenseits von Afrika

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Auch der zweite Anlauf der Sächsischen Staatskapelle, erstmals in ihrer mehr als 460-jährigen Geschichte auf afrikanischem Boden zu musizieren, musste abgesagt werden. Bereits im Herbst 2009 sollte das Orchester in Alexandria und Kairo aufspielen. Damals scheiterte dies aus Rücksicht auf einen Mordprozess. Diesmal ist die Absage mit der unsicheren Situation in Ägypten begründet.

Die Sächsische Staatskapelle bleibt und reist vorerst jenseits von Afrika. Der Dresdner Klangkörper ist zwar regelmäßig in aller Welt unterwegs, auf dem afrikanischen Kontinent aber war er noch nie. Einen ersten Anlauf gab es vor knapp zwei Jahren. Damals sollte das Debüt in Ägypten unter der Leitung des einstigen Chefdirigenten Herbert Blomstedt stattfinden – und wurde kurzfristig storniert. Denn nahezu zeitgleich begann in Dresden der Prozess gegen den Mörder der Ägypterin Marwa El-Sherbini. Die 31-jährige Frau war im August 2008 von einem Russlanddeutschen attackiert worden, zeigte ihn an und wurde am 1. Juli 2009 im Gerichtssaal von ihrem damaligen Peiniger erstochen. Bis heute unvorstellbar, wie dies im Landgericht Dresden angesichts zahlreicher Justizbeamter und weiterer Zeugen möglich sein konnte.

Proteste in Ägypten und weiteren Teilen der arabischen Welt waren seinerzeit die eine Folge, zum Prozessbeginn ließ der Kulturminister des Nil-Staates mitteilen, er könne die Sicherheit des Orchesters nicht garantieren. Die Konsequenz: Ausverkaufte Konzerte in Alexandria und Kairo mussten storniert werden. Schon damals mit der Absichtsbekundung, das Gastspiel möglichst rasch nachzuholen.

Der Zeitpunkt dafür war nun gekommen, Mitte März sollte die Sächsische Staatskapelle erneut auf Tour gehen. Diesmal unter der musikalischen Leitung von Gastdirigent Nikolaj Znaider, mit dem die Reisepläne zwei Konzerte in Kairo und Alexandria sowie weitere Auftritte in China beinhalteten . Aufgrund der aktuellen Ereignisse in Ägypten wird daraus jetzt eine pure China-Tournee. Stationen sind die Millionenstädte Schanghai und Guangzhou sowie Peking, wo als kulturpolitischer Höhepunkt „Die Kunst der Aufklärung“, eine gemeinsame Ausstellung der Staatlichen Museen zu Berlin, der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden sowie der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen München den neuen Museumskomplex des National Museum of China eröffnen soll. Ausgerechnet Aufklärung also als Ziel einer wiedermal reduzierten Konzertreise.

 

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