Salzburg - Die Salzburger Festspiele wollen sich 2018 der Leidenschaft und der Ekstase widmen. Beide Gefühle seien wesentliche Kraftfelder, «die eine sehr fragile Weltordnung in ein dramatisches Ungleichgewicht bringen können», sagte Festspiel-Intendant Markus Hinterhäuser bei der Programmpräsentation. Einen prominenten Platz nimmt dabei die Oper «Salome» von Richard Strauss ein.
«Es ist das absolut schockierendste Stück der Opernliteratur», meinte Hinterhäuser am Mittwoch in Salzburg. Regisseur Romeo Castellucci wolle eine minimalistische Version «ohne einen Tropfen Blut» bieten, für die die Felsenreitschule sogar umgebaut werde. Die «Salome» wird von Franz Welser-Möst dirigiert.
Insgesamt bieten die Salzburger Festspiele im nächsten Sommer (20. Juli bis 30. August) 206 Aufführungen an 18 Spielorten, darunter sind insgesamt neun Neuinszenierungen bei Oper und Schauspiel.
Zum Motto der Festspiele passe auch besonders das 1966 in Salzburg uraufgeführte Werk «Die Bassariden» von Hans Werner Henze in der Inszenierung von Krzysztof Warlikowski mit Dirigent Kent Nagano. Die ursprüngliche geplante Wiederaufnahme von «Aida» scheiterte daran, dass weder Diva Anna Netrebko noch Dirigent Riccardo Muti verfügbar gewesen seien. Dafür sei unter größtem Zeitdruck Peter Tschaikowskys «Pique Dame» ins Programm gerückt. Die Oper wird Mariss Jansons dirigieren. Regisseur ist Altmeister Hans Neuenfels, der 2001 im letzten Jahr von Intendant Gerard Mortier mit seiner Sicht von Johann Strauß' «Fledermaus» für einen denkwürdigen Skandal gesorgt hatte.
Außerdem auf dem Spielplan: Wolfgang Amadeus Mozarts «Zauberflöte», inszeniert von der US-Regisseurin Lydia Steier mit Constantinos Carydis am Dirigentenpult, Claudio Monteverdis «L'incoronazione di Poppea» mit William Christie, Spezialist für alte Musik, und seinem legendären Orchester Les Arts Florissants sowie Regisseur und Choreograf Jan Lauwers und seiner Needcompany.
Die Schauspielsparte präsentiert eine Wiederaufnahme des umstrittenen «Jedermann» von Regisseur Michael Sturminger in der gleichen Besetzung wie 2017 mit Tobias Moretti in der Titelrolle und Stefanie Reinsperger als Buhlschaft. Im Vergleich zu der unter Zeitdruck erfolgten Inszenierung 2017 werde es gewisse Änderungen etwa bei der berühmten Bankett-Szene geben, kündigte Schauspielchefin Bettina Hering an.
Mit «Die Perser» von Aischylos steht das älteste erhaltene Drama der Welt auf dem Programm. Auf der Perner-Insel, der Off-Spielstätte des Festivals, inszeniert Frank Castorf das Stück «Hunger» von Knut Hamsun. Außerdem gibt es «Kommt ein Pferd in die Bar» von David Grossman und Heinrich von Kleists «Penthesilea».
Prominentester Neuzugang im Konzertprogramm ist Kirill Petrenko, zur Zeit noch Musikchef der Bayerischen Staatsoper, am Pult der Berliner Philharmoniker, deren Chefposition er 2019 antreten wird. Sein Vorgänger bei den Philharmonikern, Sir Simon Rattle, gastiert mit seinem neuen Orchester, dem London Symphony. Zwei Schwerpunkte im Bereich der neuen Musik sind der 2006 gestorbenen russischen Komponistin Galina Ustwolskaja und dem Österreicher Beat Furrer gewidmet.
Der griechische Dirigent Teodor Currentzis und sein Ensemble musicAeterna (Chor und Orchester) aus dem russischen Perm, der in der vergangenen Saison mit seinem Festspieldebüt für Furore sorgte, wird mit einem kompletten Zyklus aller Beethoven-Symphonien prominent im Programm vertreten sein. «Das wird eine sehr aufregende Reise in den Kosmos Beethoven werden», sagte Hinterhäuser.
Festspiel-Fans müssen nicht gänzlich auf Superstar Anna Netrebko verzichten. Die Sopranistin wird zum Schluss der Festspiele mit ihrem Ehemann Yusif Eyvazov einen Gala-Liederabend im Großen Festspielhaus bieten.