Dresden - Unter dem Motto «Schwarzweiss» begeben sich die Dresdner Musikfestspiele 2023 ins Spannungsfeld zwischen Krieg und Frieden, Pandemie und wiedergewonnene Freiheit. «Viele Komponisten arbeiten ja stark mit Kontrasten, und gleichzeitig soll das Motto zeigen, dass Schwarz-Weiß keine Lösung ist, sondern die Brücken, die dazwischen gebaut werden, das Spannende sind», sagte Intendant Jan Vogler am Mittwoch bei der Vorstellung des Programms.
Gerade die Zwischentöne in der Musik helfen demnach, diese Kontraste auch in der Gesellschaft zu überwinden. «Es ist also durchaus positiv, der Glaube an die auch vermittelnde Kraft der Musik.»
Für die 46. Ausgabe (18. Mai und 18. Juni) sind zwischen der Eröffnung mit den Münchner Philharmonikern und dem Abschluss mit dem Jazz at Lincoln Center Orchestra 63 Veranstaltungen angekündigt. Der Schwerpunkt «Tastenspiel» feiert allein mit 18 Konzerten das Klavier «als Symbol für Schwarz und Weiß und großer Meister der Töne zwischen den Kontrasten» - mit dem Zyklus der Beethoven-Sinfonien in der Transkription für Klavier von Franz Liszt als Herzstück.
Zu den Höhepunkten gehört die Uraufführung der «White Rose Trilogy», einer zeitgenössischen Auseinandersetzung mit der Widerstandskämpferin Sophie Scholl des US-Amerikaners David Chesky. Richard Wagners «Das Rheingold» konzertant ist Auftakt eines vom Bund geförderten mehrjährigen Wagner-Projekts zum «Ring des Nibelungen», das Kent Nagano mit Concerto Köln 2018 als «Wagner-Lesarten» begann und nun in Kooperation mit den Dresdner Festspielen weiterentwickelt.
«Gerade mit der wissenschaftlichen Begleitung könnte es hier weltweit für die Rezeption von Wagner Impulse setzen und auch neue Erkenntnisse bringen», sagte Vogler. Dabei werde aus Deutschland heraus «durchaus kritisch» und genau geforscht, was eigentlich der Ring bedeutet habe, als er komponiert wurde. «Wir werden uns auch mit Antisemitismus beschäftigen und den dunklen Seiten von Wagner.»
Erwartet werden Solisten aus Klassik, Jazz und Weltmusik wie die Geiger Anne-Sophie Mutter, Midori oder David Garrett, Pianistin Hélène Grimaud, Trompeter Till Brönner, Posanist Nils Landgren, Sängerin Joyce DiDinato oder Percussionist Martin Grubinger. Angekündigt sind zudem die Filarmonica Arturo Toscanini, Daniel Harding und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks oder das Chamber Orchestra of Europe mit Herbert Blomstedt. Der Geiger Kevin Zhu, die New Yorker Jazzmusikerin Somi und Schauspieler Lars Eidinger debütieren.
Der Vorverkauf beginnt am 28. November, zur Verfügung stehen 60 000 Tickets. «Ich rechne mit dem ersten ausverkauften Jahrgang», sagte Vogler. Beim diesjährigen Festival lag die Auslastung mit 42 000 Besuchern bei 65 Konzerten bei 85 Prozent - und die Ticketeinnahmen bei rund 1,4 Mio Euro.