SOLOLALA 2009 ist eine Hommage an Alvin Lucier und Adolphe Sax, den Erfinder des Saxophons. Das Festival der Neuen und Improvisierten Musik sowie des Free Jazz findet vom 2. bis 6. Dezember in den Sophiensaelen in Berlin statt. Jeder Festivalabend beginnt mit der Interpretation eines frühen Werkes Alvin Luciers.
Das Festival konfrontiert Genres mit Genres. Und tut dabei etwas, was man eigentlich nicht darf. Zumindest aus Sicht der Puristen in den Lagern der Neuen und der improvisierten Musik nicht. Denn das Festival vergleicht diese beiden musikalischen Gattungen anhand klarer thematischer Vorgaben. Kern der Veranstaltung ist die Gegenüberstellung von Werken für Solisten eines Komponisten der Neuen Musik mit den freien Soli auf einem bestimmten akustischen Instrument in der improvisierten Musik oder im Free Jazz. Es ist also die Solo-Form innerhalb zweier Gattungen und Spielhaltungen, um die es hier geht. Erforscht werden Praxis und Relevanz von Improvisation einerseits und Einfluss der Neuen Musik auf die Improv-Szene andererseits.
Zu diesem Zweck hat Kurator Gregor Hotz (ausland / Berlin) für das Festival 2009 einen Vertreter der Neuen Musik gewählt, der versucht, in seinem Werk dem persönlichen Ausdruck des Komponisten und des Aufführenden so wenig Raum zu geben wie möglich. Kaum ein Komponist hat die Freiheit der Klänge so eindrucksvoll inszeniert wie Alvin Lucier. Es geht ihm um die Befreiung der Musik von der Last des Ausdrucks eines komponierenden oder interpretierenden Egos.
Im Rahmen des Festivals finden berühmte Werke Luciers ihren Gegenpol in freien Soli auf dem Solo- Instrument des (Free-)Jazz schlechthin, dem Saxophon. Jeder der von Hotz ausgewählten Saxophonisten gilt als Stil prägende Persönlichkeit innerhalb des musikalischen Segments, für das er steht. Jeweils einer von ihnen wird an den fünf Festivalabenden „antworten“ auf eine frühe Solo- Komposition Luciers. Die fünf Werke werden von fünf Performance-Künstlerinnen mit besonderer Affinität zur Musik aufgeführt. Die von Lucier propagierte Eigenständigkeit der Klänge, die sich unbeeinflusst entfalten sollen, steht der Ich-Bezogenheit und dem Willen zum Ausdruck großer Solisten des Jazz gegenüber. Lucier thematisiert Identität und Sprachverlust durch eine radikale Reduktion der künstlerischen Mittel, während die Saxophonisten ihre Sprache durch Erzählen ständig weiterentwickeln.
Beim 4. Internationalen Solo-Festival Berlin geht es schlussendlich um Körperlichkeit, Persönlichkeitskult und Identitätsverlust in der Musik.
4. Internationales Solo-Festival Berlin
Alvin Lucier vs. Das Saxophon
02.12. bis 06.12.09
Berlin, Sophiensaele
Programm:
02.12. Hymn (1970)
performed by Fernanda Farah (BR / 1975); Saxophon: Evan Parker (GB / *1944)
03.12. Bird and Person Dyning (1975)
performed by Yvonne Harder (D / *1967); Saxophon: Mats Gustafsson (S / *1964)
04.12. The only talking machine of it's kind in the world (1969)
performed by Adeline Rosenstein (CH / *1971); Saxophon: Joe McPhee (USA / *1939)
05.12. I am sitting in a room (1970)
performed by Antonia Baehr ( D / *1970); Saxophon: Thomas Ankersmit (NL / 1979)
06.12. Music for Solo Performer (1965)
performed by Steffi Weismann (CH / * 1967); Saxophon: Antoine Chessex (CH / 1980)
Das Internationale Solo-Festival Berlin wird ermöglicht durch eine Förderung des Hauptstadtkulturfonds und der Initiative Neue Musik Berlin e.V.