London - Eine Vergewaltigungsszene in der Oper «Guillaume Tell» von Gioachino Rossini hat im Londoner Opernhaus Covent Garden für Aufruhr gesorgt. Nach Buh-Rufen und verheerenden Kritiken entschuldigte sich Opernchef Kasper Holten am Dienstag dafür, dass die «gewaltsamen Szenen» bei einigen Zuschauern Unbehagen hervorgerufen hätten.
Ziel sei gewesen, ein Schlaglicht auf die «brutale Wirklichkeit» der Misshandlung von Frauen im Krieg zu werfen. Rossinis Oper nach dem Drama von Friedrich Schiller über den Schweizer Freiheitshelden Wilhelm Tell wurde 1829 uraufgeführt. Der italienische Regisseur Damiano Michieletto fügte in die Handlung die Gruppenvergewaltigung einer entkleideten Frau durch Soldaten ein. Das Geschehen wird unter anderem in die Konfliktregion des ehemaligen Jugoslawien in den 1990er Jahren verlegt.
Während US-Tenor John Osborn im «Guardian» einräumte, dass die Szene «vielleicht etwas zu lang» gewesen sei, zeigte Michieletto kein Beduaern. Wenn man die Brutalität nicht fühle, werde die Geschichte verweichlicht, sagte er laut «Guardian». Das Fachblatt «What's On Stage» schrieb, dass im Royal Opera House das Ausbuhen von Neuinszenierungen ein «rapide wachsendes Problem» sei.