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Rückblende 2010/10

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Mängel im Schulgesangsunterricht *** Krenek über die Rolle des Zufalls in der Neuen Musik

Vor 100 Jahren

Mängel im Schulgesangsunterricht: „Die Ursachen des fast allgemeinen Misserfolges dieses Unterrichtszweiges werden wir zwei verschiedenen Faktoren zuschreiben müssen, einesteils dem bisher herrschenden Schulsystem, das der Musik keinen wirklichen Platz gönnt, andernteils der unvollkommenen oder mangelnden musikalischen Vorbildung der Lehrer. Die den Gesangsunterricht Erteilenden sind entweder wissenschaftliche Lehrer oder Lehrerinnen, die einigermaßen musikalische sind, oder Musiker, deren pädagogisches Wissen und Können häufig zu wünschen übrig lässt. Im Gesangsunterricht wird fast durchweg mit der zufälligen Begabung Einzelner gewuchert, und die anderen in der Klasse kommen nur als Masse in Betracht. Die Ausführungsbestimmungen zu dem Erlasse vom 18. August 1908 über die Neuordnung des höheren Mädchenschulwesens ändern die Stellung des Gesangsunterrichts mit einem Schlage. Er sollte nicht mehr Erholungsstunde sein oder nur den Chor zur Verschönerung der Schulfeste stellen.“
Neue Musik-Zeitung 32,1910/19 11, Heft 1, S. 11/12

Vor 50 Jahren

Komponist Ernst Krenek, gerade 60 Jahre, schreibt: „In der neuesten Musik spielt das Element des Zufalls eine Rolle: Noch verhältnismäßig bescheiden tritt es hervor in Kompositionen, in welchen der Autor es dem Interpreten überlässt, die Reihenfolge einer Anzahl von Abschnitten, die in sich selbst genau festgelegt sind, nach Gutdünken zu wählen. Der Spieler ist nur insofern beschränkt, als ihm eine am Ende des gewählten Abschnittes angebrachte Vorschrift anzeigt, wie er den nächsten zu spielen hat ... Es gibt akustische Manifestationen, bei denen jeder fast alles machen kann, was ihm in den Sinn kommt, so lange er die von der Kommandobrücke gegebenen Zeitsignale beachtet. Man weiß, dass dieser Einbruch scheinbar völliger Anarchie jener Bewegung zu verdanken ist, die die Gestalt der Musik unter die Kontrolle vollkommener Vorherbestimmung bringen wollte. Man versteht darunter die ‚serielle‘ Musik. Sie ist eine erweiterte, verallgemeinerte Form der Zwölfton-Musik. Das maßgebende Element in dieser Musik ist die Tonreihe, das heißt, eine vom Komponisten als für sein Werk verbindlich gewählte Anordnung der zwölf Töne. In der seriellen Musik wird das Konzept der Reihe als eines im Voraus gewählten und durchwegs festgehaltenen Musters nicht bloß auf die Abfolge der Töne, sondern auf alle andere Aspekte der Musik angewendet ...“
IX. Jahrgang, Nr. 5, Oktober 1960, S. 1

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