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In Sorge um die Funk-Kultur

Untertitel
Ein offener Brief an den Intendanten des SWR, Peter Voß
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Gestatten Sie mir, namens des Deutschen Musikrates auf Ihr Interview in der Stuttgarter Zeitung vom 20.10. 2004 und die aktuelle Diskussion um eine mögliche Neuordnung der SWR-Klangkörper einzugehen. Der Deutsche Musikrat e.V. mit Sitz in Berlin und Bonn vertritt als einer der größten Dachverbände in Deutschland rund acht Millionen Mitglieder aus den Bereichen der Profi- und Laienmusik, der musikalischen Bildung und der Musikwirtschaft.

Thema Medienkrise in der nmz Mit Sorge und Zurückhaltung verfolgen wir die Diskussion um eine nachhaltige Strukturreform der SWR- Klangkörper, zu deren Optionen offensichtlich auch die Schließung von Chören und Orchestern oder deren Zusammenlegung mit anderen musikalischen Einrichtungen gehören.
Eine Abwägung der Argumente pro und contra einer Schließung von SWR- Klangkörpern beziehungsweise von Fusionen muss – auch vor dem Hintergrund unzureichender Gebühreneinnahmen – zu dem Ergebnis kommen, dass der Schaden, der durch die angedachten und einschneidenden Strukturmaßnahmen zu erwarten ist, für alle Beteiligten, insbesondere auch den SWR selbst, deutlich höher sein wird als der „Gewinn“ durch eine Verwirklichung von Sparzielen.

Die zu erwartenden Mindereinnahmen des SWR sind in den kommenden Jahren ohne Zweifel besorgniserregend. Auf der anderen Seite bewegt sich das kulturelle Engagement des SWR mit 58 Millionen E bei nur rund 6 Prozent des Gesamtbudgets Ihres Hauses. Herausragende Events wie die Schwetzinger Festspiele, die Donaueschinger Musiktage, das Bodensee-Festival, Ihre Beteiligung am ARD- Wettbewerb, Ihre Kammermusik-Konzertreihen et cetera, aber auch Ihre Klangkörper insgesamt sind in der oben genannten Summe bereits enthalten. Eines der besten Orchester Deutschlands, das Radio- Sinfonieorchester Stuttgart des SWR, macht beispielsweise weniger als einen Prozent an den Gesamtkosten Ihres Hauses aus und erwirtschaftet jährlich rund 1,5 Mio E Erträge. Angesichts dieser Zahlen kann die erstaunte Feststellung doch nur sein, wie wenig Ihre Klangkörper und sonstigen musikalischen Aktivitäten kosten, nicht wie viel! Müssen wir in dieser Situation den Rotstift nun wirklich dort ansetzen, wo eine spezifische Musikkultur und international herausragendes Renomée entstanden ist, wo SWR-Orchester- und Chormusik unmittelbar der Programmgestaltung dient, wo Dialogfunktionen mit Hörern und jungen Menschen wahrgenommen werden und wo Ihre musikalische Orchester- und Ensemble-Arbeit in hohem Maße identitätsstiftend ist (war?!)? Ist es so gleichgültig, was die vielen tausend SWR-Hörer oder die über 2000 Abonnenten des Stuttgarter SWR Radio- Sinfonieorchesters, die Fördervereine Ihrer Ensembles, die gesamte Kulturlandschaft in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz denken werden, wenn die besten Orchester und Ensembles zur Disposition stehen?

Lassen Sie uns bitte einen kulturpolitischen Scherbenhaufen vermeiden, der durch eine Aufgabe von SWR- Orchestern oder des SWR-Vokalensembles entstehen würde. Wir haben in Deutschland ohnehin einen drastischen Orchesterrückgang zu verzeichnen, allein zwischen 1992 und 2002 wurden 30 Kulturorchester „abgewickelt“. Schon seines kulturpolitischen Auftrages wegen darf sich der SWR niemals zum Mitstreiter eines musikalischen Kahlschlages machen.

Hierum bitten wir Sie und die Entscheidungsgremien Ihres Hauses auf das herzlichste.

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