Was ist Musik? Eigentlich nichts anderes als Schwingung. Und die positiven Schwingungen, die der Tag der Musik in Hamburg ausgelöst hat, waren deutlich zu spüren. 5.000 Musikerinnen und Musiker, Profis und Laien, spielten in der Hansestadt bei 350 Veranstaltungen – mehr als im vergangenen Jahr, als der Tag zum ersten Mal in Deutschland gefeiert wurde. Der rührige Hamburger Landesmusikrat hatte ein umfangreiches Programm zusammengestellt.
Nur drei Beispiele: Der Multikulti-Stadtteil Wilhelmsburg machte 48 Stunden lang Musik und dort mischten sich dann türkische Saz-Klänge mit nigerianischen Spirituals und Tanzmusik von der Schwarzmeerküste. Menschen mit sogenanntem Migrationshintergrund spielten sich mal in den Vordergrund. Und es machte Freude, ihnen dabei zuzuhören.
In einer Gesamtschule traten zwei Gitarristen zusammen auf: Augustin Wiedemann, klassisch ausgebildet, und Michael Koschorrek, besser bekannt als „Kosho“ von den Söhnen Mannheims. „Classic meets soul“ war das Motto ihres umjubelten Konzertes, das sie in einer voll besetzten Schulaula spielten. Ein Konzert mit Seltenheitswert, nicht nur für die Schüler, auch für die beiden Musiker, die sich an ihre Zeit in der Schulband erinnert fühlten, als sie Gitarre vor allem spielten, um die Mädchen zu beeindrucken. Das haben sie auch in Hamburg geschafft.
Und am Samstag Nachmittag zogen diverse Samba-Gruppen, Marching Bands und Spielmannszüge über die Hamburger Haupt-Einkaufsstraße und versammelten sich dann auf dem Rathausmarkt, um gemeinsam mit den Hamburgern ein lautstarkes Trommelfest zu feiern – trotz des berüchtigten Schietwetters. Das Trommelfell hatte einiges auszuhalten, die Stimmung war trotzdem (oder vielleicht gerade deshalb) bestens. Viele Kinder hatten selbstgebastelte Trommeln mitgebracht und hämmerten wild drauf los.Musik ist eben doch mehr als Schwingung: Sie bewegt, verbindet, motiviert, beflügelt. All das zeigte sich am Tag der Musik in Hamburg. Mögen von den 350 Veranstaltungen auch nicht alle gelungen sein, mag auch so manches Konzert in Kindertagesstätten und Schulen vor allem die stolzen Eltern erfreut haben, so bleibt doch der nachhaltige Eindruck, wie sehr Musik Menschen begeistern und zusammenführen kann.
Es hat lange gedauert, bis der Tag der Musik in Deutschland angekommen ist. Die Franzosen feiern ihre Fête de la musique schon seit den 80er-Jahren. Es war die Idee des Hamburger Landesmusikrates und seines engagierten Präsidenten Wolfhagen Sobirey, die Fête auch in Deutschland zu feiern.
Nun haben das bundesweit über 600.000 Menschen in rund 1.500 Veranstaltungen getan: bei der Orgelnacht in Essen, bei Jazzkonzerten in Stuttgart oder bei einem Flash-Mob auf der Freitreppe des Berliner Konzerthauses. Der Tag der Musik hat gute Chancen, sich auch in Deutschland zu etablieren. Es wäre wünschenswert, denn er sorgt eben für gute Schwingungen.
Einen Filmbericht über die Zentralveranstaltung zum „Tag der Musik“ in Berlin sehen Sie unter: www.nmz.de/media