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Erfahrungen sammeln am Thüringer Opernstudio. Foto: HfM, Guido Werner
Erfahrungen sammeln am Thüringer Opernstudio. Foto: HfM, Guido Werner
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Thüringer Opernstudio fördert Gesangstalente aus aller Welt

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Das „Thüringer Opernstudio“ an der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar gibt dem Sängernachwuchs die Chance, Berufserfahrung auf der Bühne zu sammeln. Eine steigende Anzahl an Auftritten mit mittleren und größeren Gesangspassagen solle den Stipendiaten den Übergang zwischen Ausbildung und Beruf ebnen“

   Weimar (ddp-lth). Ji-Su Parks Gesicht ist blutverschmiert. Bedrohlich schreitet er über die Bühne, in seinen Händen hält er eine Axt. Im Deutschen Nationaltheater in Weimar setzt der 28-Jährige zu einem zehnminütigen Gesangsauftritt an. Der Bariton nimmt derzeit an den Proben für die Rossini-Oper «Wilhelm Tell» teil. Der in Seoul geborene Opernsänger ist einer von fünf Stipendiaten des Thüringer Opernstudios der Musikhochschule in Weimar, das hochbegabte Sänger gezielt auf das erste professionelle Engagement vorbereitet.

   Bei der Ausbildung im Rahmen eines Aufbaustudiengangs werden Nachwuchssänger wie Ji-Su Park in viele Produktionen und damit in die professionellen Arbeitsabläufe verschiedener Opernhäuser eingebunden. Dennoch seien sie für die Dauer des Stipendiums weiterhin Studenten der Musikhochschule und würden dort theoretisch weitergebildet, sagt die Geschäftsführerin des zuständigen Fakultätsbereichs, Ute Ilchmanm.

   «Für die Einsätze bei Proben und Aufführungen erhalten die Stipendiaten kein zusätzliches Geld, unabhängig davon, wie viele es sind.» Die monatliche Fördersumme pro Stipendiat belaufe sich auf 750 Euro. Das Stipendium führe den Nachwuchs ohne allzu großen Druck an das Berufsleben heran, fügt Ilchmann hinzu. Ein ähnliches Programm mit dem Namen «Thüringer Orchesterstudio» gebe es auch für acht Instrumentalisten.

   Die Intensität der Probenarbeit sei sehr hoch, berichtet Ji-Su Park, der bei dem Aufbaustudiengang Gesangspartien beispielsweise für «Hoffmanns Erzählungen», «Carmen» oder «Don Giovanni» einstudiert. Schrecke er vor einer schwierigen Partie zurück, weil er etwa meine, sie überfordere ihn, könne er diese auch ablehnen. «Wenn ich mir eine Partie gesanglich nicht zutraue, bin ich nicht gezwungen, sie auch tatsächlich zu singen», erläutert der Koreaner die Vorzüge des Stipendiums.

   Bevor er nach Weimar kam, hatte er seit 2004 bereits ein Gesangsstudium in Leipzig absolviert. Seitdem habe er mittlerweile auch auf die Unterschiede zwischen der koreanischen und der deutschen Bühnenwelt reagieren können. Besonders überrascht habe ihn, dass Ensemblemitglieder in Deutschland den Regisseur duzen. «Das wäre in Korea undenkbar». Zudem unterscheide sich die szenische Umsetzung der Opernstoffe deutlich von der asiatischen Bühnenästhetik. »Ich war nicht darauf vorbereitet, als Opernsänger Emotionen zu zeigen. Als ich in Deutschland angefangen habe, konnte ich auf der Bühne nicht lachen, selbst wenn der Regisseur das verlangte.» Das habe er erst lernen müssen.

   Seine Kollegin Juliane Eleonore Schenk empfindet das Thüringer Opernstudio als wichtige Etappe, um sich den Traum von einer Karriere als Solistin zu erfüllen. «Die Ansprüche sind jetzt viel höher als noch während des Studiums, und es ist deutlich mehr Arbeit», betont die Sopranistin. Gleichzeitig habe es sich für sie ausgezahlt, an möglichst vielen Produktionen mitzuwirken. «Ich habe einfach mehr Sicherheit und Routine für meine Arbeit erworben», sagt die 27-Jährige. Sie fühle sich daher gut vorbereitet, um sich am Ende der Spielzeit 2008/09 um ein Engagement zu bewerben.

   «Trotz der bereits gesammelten Praxiserfahrung bin ich vor Auftritten teilweise sehr nervös», gesteht Schenk. Manchmal erfasse sie das Lampenfieber erst, nachdem ihr Auftritt bereits begonnen habe. «Dann zittern mir teilweise auf der Bühne die Knie.» Eine solche Anspannung sei aber auch notwendig, um eine gute und konzentrierte Leistung abzuliefern.

   Für Bariton Ji-Su Park ist es mitunter das Schlimmste, bei den Klängen der Ouvertüre auf seinen Einsatz zu warten. «Dann muss ich mich unbedingt ablenken», sagt der 28-Jährige. Am besten gelinge dies mit einer kurzen Tanzeinlage, die nur wenige Augenblicke bis zu seinem Auftritt dauere.
 

 

Fakten zur «Thüringer Orchesterakademie» und zum «Thüringer Opernstudio»
   Weimar (ddp-lth). Die Aufbaustudiengänge «Thüringer Orchesterakademie» und «Thüringer Opernstudio» sollen hochbegabte Absolventen der Musikhochschule Weimar besser auf das Berufsleben vorbereiten. 13 Absolventen erhalten zusätzlich zur theoretischen Fortbildung die Chance, praktische Erfahrung in Produktionen an Thüringer Theatern und Orchestern zu sammeln. Für die Dauer des auf zwei Semester angelegten Studiums stehe den Musikern ein monatliches Stipendium in Höhe von 750 Euro zur Verfügung.

   Neben der Musikhochschule beteiligen sich an den Studiengängen die Staatskapelle und das Deutsche Nationaltheater Weimar, die Jenaer Philharmonie sowie die Theater in Erfurt und Nordhausen. Das Gesamtbudget des postgradualen Studienmodells beträgt 827 000 Euro. Der Freistaat fördert es bis zur Spielzeit 2011/2012 mit insgesamt 500 000 Euro aus dem Landesprogramm «ProExzellenz». Den Rest tragen die Hochschule sowie ihre Kooperationspartner bei.

 

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