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uf dem Programm stand die „Eisengießerei“ von Alexander Mossolow, das Konzert für Trompete und Orchester von Bernd Alois Zimmermann sowie die 3. Sinfonie von Rachmaninow. Welcher Konzertveranstalter würde es wagen, seinem Publikum ein solches Programm anzubieten? „Da kriege ich ja mein Haus nicht voll – wer will denn so etwas hören?“ ist die zu erwartende Reaktion.
Das Studentenorchester Münster wagt in regelmäßigen Abständen Programme dieser Art – mit großem Erfolg. Offenbar hat es sein Publikum gut erzogen, denn der mehr als 1.000 Personen fassende Hörsaal war nicht nur an zwei Abenden voll besetzt – das Orchester konnte sich auch über Beifallsovationen seiner Zuhörer freuen. Es scheint für Qualität zu stehen und kann daher immer wieder auch schwerere Kost vorsetzen.
Der „Eisengießerei“ wurde ein Videofilm vorausgeschickt, der Maschinen aller Art in ihrer Faszination, aber auch in ihrer Hektik und Unmenschlichkeit vor Augen führte. Untermalt wurde der Film durch vom Synthesizer gespielte Techno-Musik: eine gute musikalische wie gefühlsmäßige Einstimmung auf das Folgende.
Eine besondere musikalische Herausforderung war die Sinfonie von Rachmaninow, die das Orchester unter der Leitung seines langjährigen Dirigenten Joachim Harder auch musikalisch gut bewältigte. Nicht unerwähnt bleiben darf die Zugabe, die vom Publikum lautstark eingefordert wurde. Offenbar kann ein Konzert der Münsteraner nicht zu Ende gehen ohne die Carmen-Suite, jeweils angepaßt an das vorherige Programm. Diesmal waren Saxophonisten eingebaut, die der Carmen eine „neue Note“ gaben.
Das Studentenorchester Münster zeichnet sich durch kontinuierliche Arbeit, vor allem aber auch durch Eigeninitiative und Kreativität aus. Immer wieder entschließt es sich zu ungewöhnlichen Programmen oder Konzertformen. So wurde in der Vergangenheit schon mal ein Pantomime zur Umrahmung des Programmes eingesetzt, oft sind die Konzerte themenbezogen, moderierte Kinderkonzerte werden regelmäßig durchgeführt. Gute Kontakte ins Ausland führte das Ensemble u.a. im Sommer 1996 zu einem Jugendorchesterfestival nach Japan: kein reiner Kulturtourismus, sondern echte Begegnung fand hier statt.
Das Konzert war ein Erlebnis – und Ausdruck dessen, was einem Publikum zugemutet werden kann, wenn es gut konzipiert und verpackt ist. Orchester und Publikum zeigten keine Scheu vor Unbekanntem und Ungewohntem. Der hier initiierte Umdenkungsprozeß ist höchst anerkennenswert und könnte vielen Profis Beispiel sein!