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Der oft langfristigen Zusammenarbeit von Solisten und Instrumentenbauern verdankt das Publikum immer wieder neue, reizvolle Konzertprojekte. So griffen sechs Geigenbauwerkstätten aus Deutschland, Frankreich, Österreich, der Schweiz und Holland sowie der Wiener Saitenhersteller Thomastik-Infeld bereitwillig eine Idee der Violinsolistin Elena Denisova auf.
An sechs Abenden von Februar bis Mai 1999 präsentiert sie in der Wiener Gesellschaft für Musiktheater einen „Bach-Ysaye-Contemporary-Zyklus“ mit Werken von Eugène Ysaye und Johann Sebastian Bach in Verbindung mit jeweils einem zeitgenössischen Komponisten, dessen Werke der Geigerin teilweise selbst zugeeignet wurden. Zugleich, und dies ist die interessante Idee Denisovas, wird sie jedes der Konzerte auf einer anderen Geige der beteiligten Geigenbauwerkstätten bestreiten. Für Denisova eine „Herausforderung“, wie sie selbst erklärt, denn jede Geige hat natürlich ihre „eigene gewisse Farbe und Wärme“, und bei einem Solokonzert kommt jeder Klang zur Geltung. Doch zugleich will sie dem Publikum auch etwas bieten, eine „Show“ präsentieren. Deshalb werden bei den Konzerten die benötigten Geigen jeweils sichtbar aufgestellt. Die Zuhörer sollen für die unterschiedlichen Klangfarben der verschiedenen Instrumente und Saiten sensibilisiert werden, eine Problematik, die nach dem Willen Denisovas auch in den die Konzerte abschließenden Diskussionen thematisiert werden wird. Nicht zuletzt sieht sie die Konzerte aber auch als, wie sie es nennt, „moralische Unterstützung“ für die Geigenbauer. Diese Unterstützung ist oftmals sehr willkommen. So nutzen zum Beispiel die Regensburger Geigenbaumeister Goldfuss den Zyklus als Bühne, sich dem Publikum in Österreich zu präsentieren, ihre Instrumente vorzustellen oder auch Geigen anderer Werkstätten zu hören. Jedoch sprechen nicht nur Aspekte der Unternehmenswerbung für das Engagement der Geigenbauer, wie der Geigenmacher Johannes Rombach betont. Für die Wiener Geigenbaumanufaktur steht statt dessen der Erfahrungsbericht Denisovas mit ihrer Geige im Vordergrund. Nur wenn eine Geige solistisch gut gespielt wird, entwickelt sich das Instrument in seinen gesamten Möglichkeiten. Und: Erst wenn das Geigenmodell in einem Solokonzert gespielt wurde, weiß man, so Rombach, wie sich die Geige in der Praxis verhält, ob sie den Test der Spielbarkeit bestanden hat. Deswegen erhofft er sich im Anschluß an den Zyklus auch einen „Erfahrungsbericht“ Denisovas. Die Kommentare der Geigerin sind selbstverständlich bei dem beteiligten Wiener Saiten-Fertigungs-Unternehmen Thomastik-Infeld ebenfalls gefragt. Denn wie die Geigenwerkstätten, sind auch die Saitenhersteller auf Erfahrungsberichte aus der Aufführungspraxis angewiesen. Zugleich ist Kultursponsoring jedoch traditionell fester Bestandteil der Unternehmenspolitik bei Thomastik-Infeld und der Künstler als „Werbeträger“ durchaus gefragt. Hierbei zielt das Unternehmen meist auf eine längere und kontinuierliche Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Künstler. Dementsprechend plant Thomastik-Infeld für das Jahr 2000 einen Galaabend wiederum mit Elena Denisova, an dem neue Solistensaiten präsentiert werden sollen. Für Peter Infeld ist diese sozusagen geschäftliche Seite aber nur eine Form der Zusammenarbeit mit Musikern und bildenden Künstlern. Er selbst legt genausoviel Wert auf eine persönliche Beziehung, aus der oftmals langjährige Freundschaften entstehen. Termine weiterer Konzerte des Zyklus: 8. und 15. März, 19. April und 3. Mai, immer in der Gesellschaft für Musiktheater, Türkenstraße 19, 1090 Wien.