Er war neben Bernard Herrmann der Kinomusiker par excellence: Ennio Morricone. Innerhalb von sechs Jahrzehnten hat er rund 500 Filme orchestriert. Sein Name ist verbunden mit den großen Regisseuren des italienischen Kinos, von Leone über Argento und Petri bis zu Pasolini. Nachdem ihn 1985 der Jazzer John Zorn mit „The Big Gundown“ für sich entdeckt hatte, wurde der experimentelle Filmmusiker – lange vor Tarantino! – auch von der Popszene entdeckt. Und dabei war es sein Werk jenseits von „Spiel mir das Lied vom Tod“, das nun plötzlich auch in Diskotheken erklang. Stücke, die manchmal der „Neuen Musik“ näher standen als dem Pop.
Angefangen hatte Morricone in den späten fünfziger Jahren als Hausarrangeur bei der italienischen RCA. Zu seinen „Kunden“ gehörten Mina und Gino Paoli ebenso wie Chet Baker. Und in dieser Zeit rutschte er auch ins Filmgeschäft. Nach Filmen wie Bertoluccis „Vor der Revolution“ oder Wertmüllers „Die Basilisken“ wurde er durch Leones „Dollar“-Trilogie (mit dem jungen Clint Eastwood) zum Spezialisten für Italo-Western. Was Morricone nie gern gehört hat, denn sein Werk war so viel reicher. So war ja auch die „Film-Oper“ „Spiel mir das Lied vom Tod“ schon so viel mehr gewesen, ein frühes Musterbeispiel für „Sound-Design“.
Der „Italo-Sound“ des Meisters war, was gerne vergessen wird, geprägt von den Stammstudiomusikern seines „Klangkörpers“ in Rom. Retrospektiv erinnert das sehr an die Soundarchitekten der amerikanischen Studios, den Motown-„Funk Brothers“ oder der „Wrecking Crew“ von Hollywood. Als der alte „Klangkörper“ zerbrach, klang Morricone nie wieder so inspiriert wie in seiner „goldenen“ Zeit zwischen 1964 und 1980. So klang dann sein Soundtrack für Tarantinos „The Hateful Eight“, für den er den seit Jahrzehnten überfälligen „Oscar“ erhalten hat, nur noch wie ein Abklatsch seiner Meisterwerke aus dieser Phase. „Il Maestro“ starb am 6. Juli in seiner Heimatstadt Rom im Alter von 91 Jahren.