„Hören – lauschen – lernen“, so hieß das einladende, motivierende und aktuelle Motto des Tages der Musikpädagogik, der am 14. Februar 2009 nun schon zum dritten Mal an der Hochschule für Musik in Würzburg stattgefunden hat. Mit dem Thema stellten die beiden verantwortlichen Professorinnen, Barbara Metzger (vertritt und leitet die Studienrichtung EMP) und Barbara Busch (lehrt Musikpädagogik und Instrumentaldidaktik), den thematischen Bezug zu einem Sprachförderprogramm her, das aktuell an Würzburgs Bildungs- und Erziehungsinstitutionen läuft.
Inhalt des Tages waren zwei Fach-Vorträge und drei Workshops. Damit zeigt die Konzeption dieses Hochschulevents exemplarisch auch die in der Lehre verwirklichte Verzahnung von Theorie und Praxis der Musikpädagogik auf und öffnet die Hochschule für alle an Musikpädagogik Interessierten: für Lehrende an allgemeinbildenden Schulen, Erzieher/-innen, freiberufliche Lehrkräfte sowie Musikpädagogen/-innen, die bereits in der Berufspraxis stehen.
Bei den rund 100 Teilnehmenden waren alle genannten Sparten vertreten. Das zeigt, dass der Hochschule eine Öffnung gelungen ist, die als interdisziplinäre Fortbildungsveranstaltung aufgefasst werden kann. Eine gute Idee, die Arbeit und Wichtigkeit der Musikpädagogik nach außen zu zeigen und die üblicherweise angebotenen zahlreichen Konzertveranstaltungen der Musikhochschulen zu ergänzen. Barbara Busch und Barbara Metzger führten schwungvoll und praktisch, die Besucher neugierig machend, in den Tag ein, in dessen Mittelpunkt vor allem das Hören stand. Die in gemeinsamen praktischen Übungen erworbenen Hör-Erfahrungen wurden durch nachdenklich stimmende, literarische Zitate der beiden Professorinnen ergänzt und im anschließenden Vortrag „Eine Biographie des Hörens. Neurobiologische und musikpsychologische Aspekte“ von Prof. Dr. Eckart Altenmüller (Hannover) erläutert und hinterfragt. So erklärte Altenmüller, dass „das Gehör im Vergleich zu anderen Sinnen vermutlich das lernfähigste Sinnessystem ist und dass Gehörbildung bereits im Mutterleib beginnt und lebenslang anhält“. Im Anschluss an den Eröffnungsvortrag standen drei Workshops zur Auswahl. Beim Workshop „Erlebnisraum Konzert. Musikalische Vielfalt zum Zuhören und Mitspielen in Konzerten für Kinder“ von Barbara Stiller (Bremen) wurde die lebendige Gestaltung von Kinderkonzerten simuliert, so dass die Teilnehmer konkrete Ideen und praktische Hinweise für die Umsetzung im Alltag bekamen. Monika Schelske-Flöter zeigte in vielen Beispielen, dass das Hören von Musik zur Bewegung anregt und im Unterricht zum Verstehen von Musik gezielt genutzt werden kann. In ihrem Workshop „Bewegt gehört. Aktives Musikhören im Unterricht. Assoziationen, Bilder, Tanz“ erprobten die Teilnehmer die Anregungen der in Würzburg lehrenden Tanzpädagogin. Dass man auch ohne Noten singen kann, sofern man seinen Ohren traut, bewies Reinette van Zijtfeld-Lustig (Würzburg und Nürnberg) in ihrem Workshop „Mit den Ohren singen“. Hier zeigte sie Möglichkeiten auf, Jazziges über das Hören zu erleben und vokal umzusetzen. Mit verschiedenen Vokalimprovisationen weckte sie den Mut und die Freude der zum großen Teil Jazz-unerfahrenen Teilnehmerinnen und führte diese schrittweise zu einem abschließenden gemeinsam improvisierten Circle-Song.
Den praktischen Workshops folgte nach einer kurzen Pause der Vortrag „Tagesmusikschule. Schritte zu einem vielfältigen musikalischen Lernen“ von Gerhard Wolters (Instrumentalpädagoge und ehemaliger Musikschulleiter in der Schweiz). Dieser zeigte einen möglichen Weg für die Abkehr von einem eindimensionalen, konventionellen hin zu einem „multidimensionalen Instrumentalunterricht“ auf. So auch der Titel seiner musikschulreformpädagogischen Konzept-Idee, von und für welche er lebt, die er selbst vermarktet und für die er Musikschullehrende ausbildet. Seine Überlegungen waren nicht nur für Musikpädagogen anregend, sondern sind auch bildungspolitisch höchst bedeutsam. Hier wurde von vielen Teilnehmern ein Diskussionsforum vermisst, da einige Aspekte mitunter auch kritisch betrachtet wurden und sich offene Fragen nicht mehr klären ließen. Vielleicht bringen die Ergebnisse der mit einigen Musikschulen international durchgeführten Pilotstudie die ersehnten Antworten und Klarheiten. Am Spätnachmittag, nach einer weiteren Workshoprunde, ging ein anregender, erfreulich preiswerter und wegweisender (Fort-, Aus- oder Weiter-)Bildungstag der Musikpädagogik zu Ende. Man darf gespannt sein, welches Motto die Hochschule für Musik Würzburg nach den bisherigen – „Musiklehrende als Türöffner zur Musik“ (2007) und „Vielfalt im Lehren und Lernen“ (2008) – im nächsten Jahr wählen wird.