Nein, kein Tippfehler in der Überschrift. Aber eine Erinnerung daran, dass Franz Xaver Gruber einst einen weihnachtlichen Hit geschaffen hat, der in aller Welt zuhause ist – in 320 Sprachen und Dialekten, immer auch mit kleinen Veränderungen. Wie im Dänischen, wo nicht von der „Nacht“ die Rede ist, sondern einfach von Weihnachten: „Glade jul, dejlige jul“. Zu viel „last Christmas“ im Januar? Sicher. Aber glücklicherweise standen beide Schlager nicht auf dem Programm eines hochkarätigen Adventskonzerts im jütländischen Herning.

Lied Nr. 9 im dänischen Gesangbuch. Foto: mku
Reihe 9 (#97) – Stille nat

Weihnachtskonzert im Norden (Herning Kirke). Foto mku
Nicht so im jütländischen Herning – ein Verwaltungs- und Messezentrum mit circa 50.000 Einwohnern. Hier blickt man stolz auf den Herning Kirke Drengekor (den Kirchen-Knabenchor), der 2024 in leistungsstarker und bestens disponierter Besetzung sein 75-jähriges Jubiläum feierte. Zum Ausklang stand kurz vor dem 4. Advent ein gemeinsames Konzert mit dem hochdekorierten Ensemble Ars Nova Copenhagen unter der Leitung von Sofi Jeannin (Chefdirigentin der BBC Singers) auf dem Programm – eine Kooperation, die sich zu Beginn und am Schluss der äußerst kurzweiligen 75 Minuten auf sehr sympathische Weise zeigte, als Nachwuchs und Profis gemeinsam zwei anspruchsvolle Werke von James MacMillan (O Radiant Down) und Morten Lauridsen (O Magnum Mysterium) klangvoll interpretierten. Dazwischen standen entsprechend dem Motto „Jul in Norden“ (Weihnachten im Norden) Kompositionen und Wintergeschichten aus Island, von den Färöern, aus Norwegen, Schweden und natürlich auch aus Dänemark. Eine wunderbare Einstimmung auf die Festtage, die zeigte, dass auch in kleinen Städten wundervoll gesungen werden kann – und dass die Tradition der Knabenchöre doch eine Zukunft hat.
Reihe 9
Immer am 9. des Monats setzt sich Michael Kube für uns in die Reihe 9 – mit ernsten, nachdenklichen, manchmal aber auch vergnüglichen Kommentaren zu aktuellen Entwicklungen und dem alltäglichen Musikbetrieb. Die Folgen #1 bis #72 erschienen von 2017 bis 2022 in der Schweizer Musikzeitung (online). Für die nmz schreibt Michael Kube regelmäßig seit 2009.
- Share by mail
Share on