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Die Oper Köln dreht einen Film übers Opernmachen unter Pandemiebedingungen
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Gesamtkunstwerk der etwas anderen Art – Die Oper Köln dreht einen Film übers Opernmachen unter Pandemiebedingungen

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Die Oper Köln hatte für den 1. April 2021 eigentlich eine Wiederaufnahme der „Le nozze di Figaro“-Inszenierung von Emmanuelle Bastet in der gegenwärtigen Ausweichspielstätte StaatenHaus geplant. In weiser Voraussicht wurden die Proben dazu von Anfang an filmisch begleitet. Als feststand, dass die anhaltende Pandemie dem Publikum den Zutritt ins StaatenHaus verwehren würde, machten die Kölner aus der Not eine Tugend: sie streamte einfach die Hochzeit mit Figaro ohne Gäste.

Also eine andere Variante für den Bildschirm daheim, als die Livestream-Premiere von Korngolds „Die tote Stadt“. Sandra van Slooten und Volker Maria Engel haben einen 53-minütigen Film zur Oper gemacht, der (vom 10. April bis 9. Mai 2021 abrufbar) einen Blick hinter die Kulissen der Produktion gewährt. Es ist ein spannender und kurzweilig aufbereiteter Einblick in den gegenwärtigen Ausnahmezustand der Branche, wie man ihn auch nicht alle Tage zu sehen bekommt. Dieses „Making-of zum Opernschaffen in Zeiten der Pandemie“ kombiniert kurze Interviews mit den mitwirkenden Künstlern, aber auch mit Vertretern aller Gewerke auf und hinter der Bühne. Dazu ein paar Ausschnitte aus dem Bühnengeschehen.
 
Dabei gewinnt man zumindest einen Eindruck über die Atmosphäre der Inszenierung, für deren Wiederaufnahme Charlotte Wulff nicht nur die Rolle der Regisseurin übernommen hat, sondern eine  eigentlich schon „fertige“ Inszenierung den verordneten Abstandsbedingungen anpassen musste. Geschickt werden dabei Probenzwischenstände mit den kompletten Bühnenarrangements kombiniert, für die Tim Northam einen Bühnenguckkasten mit Ornamenttapete und die eher gegenwärtigen Kostüme besorgt hat. Ein Duschvorhang wird da ebenso zur Barriere für Aerosole wie eine aufgerichtete Matratze. Nicht nur Cherubino-Darstellerin Lotte Verstaen thematisiert ausführlich das Problem von körperlicher Nähe und Anfassen beim Darstellen von Emotionen. Wie erotisches Knistern trotz Abstand funktionieren kann, lässt sich dann in einer Szene überprüfen, in der Verstaen als Cherubino Ivana Rusko als Contessa anschmachtet.

Die Intendantin des Hauses Birgit Meyer und ihre engsten Mitarbeiter, Dirigent Arne Willimczik und die meisten Protagonisten der Produktion beschränken sich aber nicht darauf, die Katastrophe für die Künste, die vom Zauber des Augenblickes leben, zu beschreiben. Sie berichten stattdessen mit ansteckender Leidenschaft von ihren kreativen Versuchen, alles, was zu einer Produktion gehört, den geltenden Hygienebedingungen anzupassen. Auf der Bühne und im Graben ist es vor allem der Umgang mit den Abstandsregeln. Aber auch in den Bereichen hinter der Bühne ist der Anpassungsaufwand enorm. Und wenn es der eigene Eislöffel für Figaro ist oder ein komplett eigenes Kostüm für jeden Darsteller.  Die Leiterin der Kostümabteilung Manuela Martinez Besse zeigt, wie man Viren, die sich in Kostümen verstecken, mit einem Zwischenstopp im sogenannten Ozon-Schrank auf die Pelle rückt. Die Masken-Chefin Johanna Nagel berichtet vom zehnfachen Materialeinsatz, da beispielsweise jeder nicht nur seinen persönlichen Kamm braucht. Kathrin Zukowski, die hauseigene Susanna der Produktion, hat beim Gespräch im Gang einen Bademantel übergezogen und eine Maske im Picassoloock dabei, die sie beim Gang zur Bühne immer vors Gesicht halten muss, um sich auf dem Weg nicht anzustecken.

Dass hinter jeder Opernproduktion auch ein komplexer Terminplan vor allem der Sänger steckt, merkt man, wenn Sand bzw. ein Virus ins Getriebe kommt. Der Sänger des Figaro Bassbariton Matthias Hoffmann hatte zwar in einer Lücke des Probenprozesses nicht nur CD-Aufnahmen in Tirol, sondern auch fünf Tage Quarantäne danach eingeplant. Als Tirol zum Hochrisikogebiet erklärt und aus den fünf Tagen 14 wurden, musste für die Klavierhauptprobe Adam Kim einspringen. Eigentlich eine undankbare Aufgabe, im Film aber eine sozusagen erhellende Nebenrolle!

Für die Orchestermusiker ließ sich zwar im StaatenHaus die durch die Abstandsregeln bedingte Ausweitung der von den Musikern eingenommenen Breite von 12 auf 22 Meter leicht einrichten, aber dadurch braucht auch jeder Streicher sein eigenes Notenpult und plötzlich wird nicht nur das Umblättern der Noten zu einem Problem, sondern auch der Abstand zwischen den Musikern, so Dirigent Arne Willimczik.

Am Ende dieses filmischen Tanzes in allen Sälen hält sich die Intendantin zu gute, dass sie auch dank ihrer biographischen Erfahrungen aus dem medizinischen Bereich, bislang überzeugend für ein Gefühl der Sicherheit an ihrem Haus sorgen konnte, eine komplette Schließung bislang nicht zur Debatte stand und man nach eigener Einschätzung gut durchgekommen ist. Die letzten Worte des Films gelten aber der Ungeduld aller auf die Begegnung mit ihrem Publikum. Und auf das Sichumarmendürfen und das gemeinsame Genießen des Erfolgs.

Der Interpret des Basilio John Heuzenroeder macht noch vor, wie man den Mundnasenschutz elegant verschwinden lässt. Bei ihm wird das lästige Ding auf eins zwei und mit einem verschmitzten Lächeln zum eleganten Einstecktuch….  

Dieser Film ist ein trotz allem optimistisches Plädoyer für die Oper und zeigt sie als ein Gesamtkunstwerk, das vor allem vom Enthusiasmus der Menschen lebt, die sie zustande bringen.  
Und von ihrem Publikum. Hoffentlich bald wieder nicht nur in diesem Theater!

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