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Klaus Huber (2013). Foto: Hufner

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Klaus Huber 100

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Uraufführungen 2024/12 …
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Der Schweizer Komponist wurde am 30. November 1924 in Bern geboren und starb 2017. Anlässlich seines hundertsten Geburtstags gab es punktuell Konzerte in Bremen, Paris, Stuttgart und Zürich. 

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Nach kurzer Zeit im Schuldienst studierte Klaus Huber Violine sowie Musiktheorie und Komposition bei Willy Burkhard in Zürich und Boris Blacher in Berlin. Im Gegensatz zu den gleichaltrigen Boulez, Nono und Stockhausen zielte er durch seine Auseinandersetzung mit Anton Webern und dem Serialismus nicht auf Reinheits- und Fortschrittsdenken. Stattdessen bezog er sich – hierin Nono am nächsten – früh auf Techniken aus Mittelalter, Renaissance und Barock.

Wie der Philosoph Ernst Bloch wollte er das „Unabgegoltene“ überlieferter Traditionen und „Das Heraufkommende im Alten freilegen“ (1979), so der Titel seines dem Andenken Nonos gewidmeten Werks und eines seiner Texte in den gesammelten Schriften „Umgepflügte Zeit“ (1999). Seinen Wunsch nach Freiheit von überkommenen Lesarten und gegenwärtigen Moden benennt auch sein Zyklus „Ein Hauch von Unzeit“ (1972–76).

In-memoriam-Kompositionen widmete Huber auch Dallapiccola, Cage, LutosÅ‚awski, Ockeghem, Isang Yun oder Ossip Mandelstam. Die europäische Geistes-, Musik- und Literaturgeschichte war ihm präsent. Häufig bezog er sich auf Bibelstellen, mittelalterliche Mystiker sowie politisch engagierte Texte. Seine Werke bekamen dadurch den Charakter von „Bekenntnismusik“, doch weniger christlich-religiös als vielmehr allgemein humanistisch das Wohl und Weh der Menschen betreffend.

Im „Senfkorn“ (1975) nutzte er Texte von Jesaja und Ernesto Cardenal. Den Propheten und lateinamerikanischen Befreiungstheologen vertonte er erneut im Oratorium „Erniedrigt – Geknechtet – Verlassen – Verachtet…“ (1975–83), das mit seiner aufgedonnerten Besetzung für Soli, Chor und großes Orchester am überzogenen Anspruch scheitert, alles Unheil der Welt tragen und beklagen zu wollen. Gutgläubig vertraute Huber der aufrüttelnden, läuternden und bildenden Kraft von Musik. Neben diversen Preisen und Ehrendoktorwürden erhielt er 2009 den Ernst von Siemens Musikpreis.

Seit den 1980er-Jahren arbeitete er mit alternativen Stimmungs- und Tonsystemen, vor allem arabischen Rhythmusmodellen und Dritteltönen. „Die Seele muss vom Reittier steigen...“ (2002) schrieb er für Violoncello solo, Baryton solo, Contratenor und 37 Instrumentalisten auf Fragmente von Mahmoud Darwish. Was er als West-Östlichen-Brückenschlag verstand, wurde jedoch auch – zumal er „die“ arabische Musik verkürzt rezipierte – als kulturelle Aneignung kritisiert. Seine Neugierde, Offenheit, Umsicht und Zugewandtheit zu anderen Kulturen und Menschen machten Huber indes zu einem herausragenden Lehrer.

Nach Stationen in Luzern und Basel lehrte er von 1973 bis 1990 als Professor für Komposition an der Musikhochschule Freiburg. Zu seinen Schülerinnen und Schülern zählen Brian Ferneyhough, Wolfgang Rihm, André Richard, Reinhard Febel, Michael Jarrell, Kaija Saariaho und Hans Wüthrich. Indem er Toshio Hosokawa und seine spätere dritte Ehefrau Younghi Pagh-Paan ermutigte, sich mit den Musikkulturen ihrer Heimatländer Japan beziehungsweise Korea zu befassen, gab er ihrem Schaffen eine entscheidende Wendung. 

Alle seine Alumni entwickelten ein eigenes Profil und viele wurden ebenfalls Lehrer, die heute mit ihren Werken und Schülerkreisen die neue Musik prägen.

Weitere Uraufführungen

  • 6.12.: David Philip Hefti, 6. Streichquartett „Fünf Szenen für Gustav“, Präludien zu Gustav Mahlers fünf „Rückert-Liedern“, Pierre Boulez Saal Berlin
  • 8.1.: York Höller, „Prolog und Abgesang“ für Gürzenich-Orchester, Kölner Philharmonie
  • 9.1.: Lutz-Werner Hesse, „Nordlichter“ für ATOS-Klaviertrio, Stadthalle Wuppertal; Donghoon Shin, „Threadsuns“ für Viola und Orches-ter, Philharmonie Berlin
  • 19.1.: Aziza Sadikova, „Réflections sur Versailles“ für Violine solo, Felix Mendelssohn Bartholdy Hochschulwettbewerb, Konzerthaus Berlin
  • 20.1: Philipp Maintz, „jag die hunde zurück“ für 6 Schlagzeuger und 6 Soprane, Kölner Philharmonie; Bernhard Lang, „RAME 18 Radio Loops“, für BR-Symphonieorchester, musica viva München
  • 24.1.: Agustí Charles, Kammer-oper „The Last Night of the World“, Brechtbühne im Gaswerk Augsburg
  • 25.1.: Michael Wertmüller, „Israel in München“, Staatsoper Hannover
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