Zur Uraufführung im Berlin von 1930 soll Mischa Spolianskys Kabarettrevue „Wie werde ich reich und glücklich“ ein immenser Erfolg gewesen sein. Damals tobte das quirlige Leben, herrschte (noch) Aufbruchstimmung – heute wirkt die Gesellschaft partiell wie gelähmt und traut sich aus den Quarantäne-Erfahrungen noch nicht wieder in den Trubel der Normalität. Das mag ein Grund dafür gewesen sein, dass zur jüngsten Premiere dieser Show durch die Semperoper Dresden der Funke nicht so recht übersprang.
An den nach wie vor recht schmissigen Hits, die Spoliansky da zum Buch seines Textlieferanten Felix Joachimson angerührt hat, dürfte das wohl weniger als an der Spielstätte gelegen haben. Denn Spolianskys Revue braucht wohl doch eher die Nähe eines intimen, damals womöglich verrauchten Theaterraumes wie der Komödie am Kurfürstendamm und nicht die abstandsvoll besetzte Weite eines sandigen Konzertplatzes im Grünen, auch wenn der nach dem Stadtteil Weißer Hirsch benannt ist. Und sie braucht einen permanenten Drive, der auf das Publikum überspringt.
Dafür hat zwar die flotte Musik, wie sie von Max Renne und Hans Sotin an den Tasten sowie von Schlagzeuger Tim Hahn und Kontrabassist Konrad Hartig aus der hölzernen Konzertmuschel geworfen wurde, durchaus beigetragen, doch in den vielen Dialogen geriet die Fahrt immer mal wieder ziemlich nah an die Flaute. Vielleicht auch deswegen, weil die Geschichte insgesamt zu absehbar war?
Ein durchtriebener Aufschneider namens Pausback verspricht da Kurse, um reich (A) oder glücklich (B) zu werden. Ein schnoddriger Faulpelz mit Mietschulden wählt den Kurs A und ehelicht eine Tochter aus reichem Hause, die sich für den Kurs B entschieden hat, weil der in ihrer Familie schon immer vorhandene Reichtum sie anödet. Dass das nicht lange gutgehen kann, liegt auf der Hand. Also kehrt der Mann wieder zu seiner Freundin zurück und die Frau heiratet den von ihrem Vater dafür vorgesehenen aalglatten Geschäftsmann. Ende gut, alles gut? Dank Scheidung und Abfindung ist das zumindest für den Schnorrer kein Zurück auf Null.
Mit viel Bein, gekonntem Tanz und strahlendem Lächeln verbinden Nathalie Parsa und Barbara Neundlinger die einzelnen Szenen, in denen Mathias Schlung als rasch die Rollen wechselnder Luftikus – mal glitzernder Pausback, mal dröger Vermieter, dann schmieriger Schneider und nicht zuletzt durchtriebener Autoverkäufer – zu glänzen versteht. Aaron Pegram mutiert vom arbeitsscheuen Möchtegern zum tapsigen Schwiegersohn und bekennt sich schließlich wieder zu seiner Freundin, die Elke Kottmair im Strickpullover geradezu anrührend gibt. Vom väterlichen Reichtum entsetzt, hofft Menna Cazel als Marie auf das große Glück, das sie endlich in den Armen des von Martin-Jan Nijhof eloquent verkörperten, aber nie Zeit für sie habenden F. G. Lohrenz finden dürfte, womit sich auch ihr Vater zufrieden gibt. Dass der – durchweg jovial: Matthias Henneberg – hier Präsident Regen heißt, hat übrigens weder mit einem miesen Wildwest- und Präsidentendarsteller aus dem Amerika von einst noch mit der feuchten Wetterlage zur Dresdner Premiere zu tun.
Regisseur Manfred Weiß hat das Ganze in Szene gesetzt und vermochte letztendlich sogar die regennassen Wolken zu vertreiben. Den Makel der Spielstätte konnte er nicht übertünchen. Dort haben Timo Dentler mit karger Bühne und Okarina Peter mit teils schrillen Kostümen Akzente gesetzt. Zur erhofften Übernahme in die Räume der kleineren Spielstätte Semper 2 verspricht diese ebenso hintergründige wie doppelbödige Revue eine ganz gewiss wesentlich flottere Fahrt aufzunehmen. Manchmal kann ein rechtes Stück trotz besten Herangehens an einem falschen Ort nur verlieren.