In welches „Maxim“ Johannes Heesters jetzt geht, wissen wir nicht. Aber auf Erden ist der gefühlt ewige Graf Danilo vom Dienst immer noch irgendwie dabei, wenn das Publikum in einer Neuauflage von Franz Lehárs „Lustiger Witwe“ darauf wartet, dass „sein Hit“ endlich kommt.
Die Handlung ist zwar dem alten Europa von 1905 abgelauscht und in ein flottes mit nicht tot zu kriegenden Kalauern gespicktes Libretto übersetzt: Europäischer Kleinstaat vor der Pleite, drohender Verlust eines geerbten Privatvermögens für den nationalen Minibanken-Markt und eine daraus folgende Salon-Intrige, bei der sich am Ende mit der begehrten Witwe und dem leichtlebigen und ziemlich faulen Diplomaten Graf Danilo die kriegen, die sich schon seit ihrer ersten Begegnung vor vielen Jahren lieben. Aber nicht zusammenkommen konnten, weil seine Familie, die einfachen Verhältnisse aus der Sie kam, nicht für schicklich hielt. Operettiger geht es kaum. Musikalisch schmissiger auch nicht.
Das ist nicht kaputtzukriegen, wenn man es tiefschürfend mit Zeitbezügen interpretiert (was große Häuser gelegentlich machen). Aber auch nicht, wenn man es bunt und ohne allzu viel intellektuelle Überanstrengung auf die Bühne bringt, wie man es jetzt an der Musikalische Komödie Leipzig gemacht hat. Die Inszenierung von Volker Vogel, vor allem die etwas steril bunte Ausstattung von Dietrich von Grebmer, der es immerhin mit der Garderobe für die Damen gut meint, würde nicht so ins Gewicht fallen, wenn Georg Fritzsch als Pultgast, dem Affen des Orchesters der Musikalischen Komödie Zucker geben würde, wie er es beim Blockbuster-Hit vom Studium der Weiber, das so schwer ist, dann zum Glück macht.
Da springt der Funke endlich über. Gerade vor einem Publikum, das wirklich den Vergleichsmaßstab hat. Abgesehen von dem wie immer fabelhaften und nicht nur beineschwingenden Ballett und den großen Ensemblenummern, bleibt diese Hochburg der Operettenpflege diesmal unter ihren Möglichkeiten. Milko Milev ist zwar ein passgenau fülliger Baron Zeta, und Lilli Wünscher eine Hanna Glawari mit Esprit, doch der Danilo von Radoslaw Rydlewski erinnert leider nur optisch an einen vorzeigbaren Maxim-Besucher (Heesters konnte zwar eigentlich auch nicht singen, hat das aber ungleich eleganter vorgetäuscht). Mirjam Neururer ist eine erfrischende Valencienne, das restliche Ensemble wirft sich mit Verve in die totsicheren Melodien. Da auch Andreas Rainer die dankbare Rolle des Njegus als Vorlage für eine eigene Verpackung der Uraltwitze nutzt, bleibt der Abend unter Strich eine angenehme Begegnung mit einer alten Bekannten. Auch wenn man sie irgend fetziger in Erinnerung hatte und diesmal nur Tee serviert bekam, wo man eigentlich auf Sekt gehofft hatte.