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Das Festspielhaus in Dresden Hellerau
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Zimmermanns Zebra - die 22. Dresdner Tage der zeitgenössischen Musik

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Seinen 65. Geburtstag hat Udo Zimmermann, Intendant des Europäischen Zentrums der Künste und Gründer des Dresdner Zentrums für zeitgenössische Musik, inmitten der 22. Tage der zeitgenössischen Musik verbracht:

 Ausgerechnet Dresden, ansonsten der Hort purer Beständigkeit, setzt nun einmal auf Veränderung! Wo soll das nur hinführen?! Diese Frage stand freilich nicht an. Vom 30. September bis zum 12. Oktober wurden musikalische Handschriften geprobt, die wahrhaft neu oder zumindest neuzeitlichen Ursprungs gewesen sind. Da als Thema vieldeutig „Musik und Film“ gewählt worden ist, ging es selbstverständlich auch nicht nur und ausschließlich um pure Konzertdarbietungen, sondern gab es Ausflüge in die filmische Frühgeschichte und nach Hollywood, wurden cineastische Klangmeister von Charlie Chaplin bis Nino Rota gewürdigt, sind Olivier Messiaen und Karlheinz Stockhausen zu Ehren gekommen.

Als spektakuläre Uraufführung, übrigens dem jüngst verstorbenen Mauricio Kagel gewidmet, der eigens für Helleraus Festspielhaus eine Eröffnungsfanfare komponiert hatte, stand als „Sinnspiel“ und „Opernereignisstudie“ des ersten Abends „Colorful Penis“ an. Im Zeitalter des Spam-Flutens gewiss ein Titel höherer Aufmerksamkeitswerte, als Spektakel denn aber doch eher artige Fabelwelt. Keine Anzüglichkeiten hat die spanischstämmige Kölnerin Maria de Alvears da komponiert, sondern eine das Publikum ergreifende Musik, die mit der französisch gesungenen Handlung um eine Raupe, die eine Bärin liebt, bezwingend harmoniert und vom VocaalLAB Nederland kongenial umgesetzt wurde.

In ganz anders ferne Welten entführte „Michaels Reise“ aus dem „Donnerstag“ des Zyklus’ „Licht“ von Karlheinz Stockhausen. Der Erzengel buhlt um Mond-Eva und ringt wider Luzifer – eine Produktion des Ensembles La Fura dels Baus als Reverenz an den ebenfalls in diesem Jahr verstorbenen Kürtener Klangmagier.

Beachtlich das Publikumsinteresse an derart herausragenden Ereignissen, auch insgesamt konnten die Veranstalter in diesem Jahr auf gestiegene Besucherzahlen verweisen. Weil Raritäten im Programm zu entdecken waren, die nicht nur auf eine eingeschworene Neue-Musik-Gemeinde zielten, sondern auch Breitenwirkungen bediente. Chaplin-Operas von Benedict Mason etwa, ein „Hollywood Extra“ des musica-viva-ensembles dresden, neben konzertanter Filmmusik des 20. und 21. Jahrhunderts natürlich auch deren Bebilderungen respektive Vorlagen, obendrein ein spannender Theorieexkurs durch die audiovisuelle Filmgeschichte von fast einhundert Jahren. Der Neue-Musik-Wegbereiter und diesjährige Jubilar Olivier Messiaen wurde mit seinem Orchesterstück „Des Canyons aux Étoiles“ gewürdigt – eine grandiose Zusammenarbeit von Hellerau mit der Dresdner Philharmonie. Ganz und gar ins Wort genommen wurde das Motto „Musik und Film“ schließlich mit Stanley Kubricks Sience-fiction-Klassiker „2001 – Odyssee im Weltraum“.
Derartige Vielfalt sorgte schon in der Bewerbung der 13 Tage der zeitgenössischen Musik für Aufsehen: Ein Zebra im Stadtbild, dessen Streifen bereits einen Querschnitt des Gesamtprogramms präsentierten, ersetzte das bisherige Hörorgan.

Partys und separate Vorführungen von Preisträgerbeiträgen des örtlichen Filmfests, ein Kolloquium zu Wechselwirkungen von Neuer Musik und Film rundeten das Angebot ab, das hier mehr, da etwas weniger Zulauf fand. Allabendlich wurde dazu das von Heinrich Tessenow konzipierte Festspielhaus Hellerau in schiere Lichtorgien getaucht – würdige Entsprechungen von Bild und Ton zu einem Festival, das einmalig ist. Vom kommenden Jahr an werden die 1986 von Udo Zimmermann ins Leben gerufenen und durch die Zeiten gesellschaftlichen Wandels geführten Tage der zeitgenössischen Musik von seinem Nachfolger Horst Jähnicke verantwortet, der als Intendant in Hellerau antreten wird.

Was vom aktuellen Jahrgang bleibt, ist nicht zuletzt das festlich eröffnete Deutsche Komponistenarchiv im Europäischen Zentrum der Künste Hellerau, eine pfleglich zu behandelnde Hinterlassenschaft der Moderne für die Nachwelt.



 

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