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Vor 50 Jahren: Zum Tod Frank Martins

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Neue Musikzeitung, XXIII. Jg., Nr. 6, Dez. 1974
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Frank Martin […] war einer der bedeutendsten Schweizer Komponisten […]. Seine dodekaphonische Haltung entsprach etwa der Alban Bergs; mehr noch als dieser versuchte er, mit Hilfe des Zwölfton-Konstruktivismus Atonalität und Tonalität miteinander zu versöhnen. Die geheime Sehnsucht dieser „Synthese“ war eine neue Schönheit. Diese Schönheit schien einer aktuellen Legitimation zu bedürfen. Martin wurde, indem er das berücksichtigte, zu einem der klügeren Exponenten einer „gemäßigten Moderne“. 

 

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Noch etwas kam hinzu, was für das Œuvre von Martin wichtig wurde: eine gleichsam aristokratische Feinsinnigkeit, die in der modernen Musik wenig Parallelen hat. Martins Ausdruckspalette war relativ schmal: sie reichte von nobler, milder Entrücktheit und Ekstatik bis zum ziselierten Lyrismus. Auch das Phantastische blieb entweder herb klangsinnlich oder spielerisch-preziös vermittelt, so etwa in der 1956 uraufgeführten […] Shakespeare Oper „Der Sturm“. In zahlreichen Werken manifestierte sich Martins eigenartig neuromantisch-exquisiter Archaismus, so in dem Tristan-Oratorium „Le vin herbé“ (1938–41). Debussy, Fauré und Franck prägten den frühen Martin; diese Erlebnisse wirkten auch in der neoklassizistisch orientierten Phase („Petite Symphonie concertante“, 1945) noch als Verpflichtung zu erlesener Geistigkeit nach. Stücke wie die Jedermann-Monologe (1943) oder die Acht Préludes für Klavier (1948) gehören zu den eindrucksvollsten Dokumenten einer expressiven, verinnerlichten Tonsprache, deren religiös grundierter Reflex auf Krieg und Nachkrieg unüberhörbar ist. […]

Hans-Klaus Jungheinrich, Neue Musikzeitung, XXIII. Jg., Nr. 6, Dez. 1974

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